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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Katharina schüttelte den Kopf.
    „Warum? Wenn Elisabeth sich deswegen keine Sorgen mehr machen muss, hat sie doch sicher nichts dagegen.“
    „Das verstehst du nicht“, wehrte Katharina ab. „Der Zettel spielt dabei keine Rolle.“
    Doch Mathilda war sich da nicht so sicher. Musste Elisabeth bis jetzt nicht davon ausgehen, dass jemand beobachten könnte, ob sie sich mit Katharina treffen würde?
    „Sie hat doch keine Ahnung, dass niemand es weiß“, wollte sie Katharina auf die Sprünge helfen. „Das musst du ihr doch sagen.“
    „So ist es nicht“, widersprach Katharina heftig. „Und jetzt lass mich damit in Ruhe, ja? Wir gehen Haare waschen und Schluss.“
    „Wir?“, fragte Mathilda und ließ das Thema Elisabeth damit fallen.
    „Meine sind schon ewig nicht mehr gewaschen worden“, grinste Katharina und fasste sich auf den Schleier, um dort ein wenig über den Stoff zu rubbeln. „Mein Kopf juckt schon.“
    „Du hast – Haare?“
    „Natürlich“, Katharina schickte ihr einen empörten Seitenblick. „Warum sollte ich keine haben?“
    „Ich habe gehört ...“, Mathilda senkte ihre Stimme und reckte den Kopf zu Katharina, „dass Nonnen unter ihrem Schleier kahlgeschoren sind.“
    „Nein“, sagte Katharina. „Wir müssen uns die Haare nur kurz schneiden. Weil es praktischer ist. Naja, und weil es unter dem Schleier ohnehin egal ist, gell?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber jetzt lass uns schnell machen, sonst ist die Zeit um und es läutet zur Messe.“
    „Ist das nächste Läuten nicht für Tertia?“, fragte Mathilda.
    „Nein“, antwortete Katharina, die jetzt schnell vorandrängte. „Sonntags ist Gottesdienst für die Weltlichen. Da dürfen wir teilnehmen – ganz hinten in der Kirche, auf dem Balkon. Das ist immer besonders schön, weil man die Leute in der Kirche beobachten kann.“
     
    Sie waren nicht alleine unterwegs zum Zellentrakt. Offensichtlich wollten sich andere Nonnen ebenfalls ein wenig zurückziehen. Mathilda deutete auf eine dickliche Laienschwester, die eiligen Schrittes vor ihnen herlief. „Wer ist das? Sie arbeitet in der Küche, das weiß ich.“
    „Die dicke Anna Hofmeier“, sagte Katharina. „Man kann deutlich sehen, wo sie arbeitet.“
    „Bekommen die in der Küche mehr zu essen?“
    Katharina spitzte die Lippen. „Wo denkst du hin? Es ist verboten, außerhalb der Mahlzeiten etwas zu essen.“
    „Und natürlich hältst du dich an diese Regel.“
    „Klar.“ Katharina blinzelte ein paar Mal, grinste nickend: „Alle halten sich daran! Aber stell dir vor, seit gestern habe ich einen Spezialauftrag. Ich stelle die Mahlzeiten für Pater Heussgen zusammen.“
    „Warum?“
    „Weil der nicht mit den anderen mitessen darf.“ Katharina senkte die Stimme: „Sie sagen, er wäre ein Luther-Anhänger, ein Häretiker. Aber ich mag ihn. Und als sie eine Freiwillige gesucht haben, hab ich mich gemeldet.“
    Bewundernd sah Mathilda ihre Freundin an. „Wirst du das jetzt immer tun? Ich meine, wenn deine Strafe in der Küche vorüber ist?“
    „So wie die Dinge liegen“, sagte Katharina geheimnisvoll und zwinkerte schon wieder mit den Augen. „Wenn sich Mutter Örtlerin mal auf eine Strafe eingeschossen hat ... aber dazwischen geh ich natürlich wieder in die Handarbeitsstube.“
    „Und was genau machst du dort?“, fragte Mathilda. „Stickst du für diese Heiligenknochen?“
    „Ich sprenge“, antwortete Katharina und fügte hinzu, als sie Mathildas ratlosen Blick bemerkte: „Das ist eine Sticktechnik, mit der man Verzierungen anbringt. Und ja, damit werden die Reliquiengewänder verziert.“
     
    Katharina schloss die Zellentür mit Nachdruck und verriegelte sie. „Für alle Fälle“, murmelte sie dabei. Dann begann sie an ihrem Kopf zu nesteln, zog sich Nadeln aus der Krone und aus dem schwarzen Schleier, legte beides ab und stand schließlich nur noch im eng um Gesicht und Kopf gefalteten weißen Tuch da.
    „Scheint eine komplizierte Sache zu sein.“ Mathilda sah fasziniert dabei zu, wie Katharina schließlich auch den weißen Stoff um ihren Kopf entfernte.
    „Du bist schwarzhaarig?“
    Was für eine Frage, es war offensichtlich. Katharinas dunkle Augen und Augenbrauen, die etwas dunklere Haut ihres Gesichts - hätte Mathilda darüber nachgedacht, wäre sie selbst darauf gekommen.
    „Sieh nicht hin!“ Eilig fuhr Katharina sich mit den Händen über den Kopf und lockerte die völlig zerdrückten Locken auf. „Es sieht immer scheußlich aus, wenn

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