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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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und die weltliche Macht regieren?“
    „Genau diese Fragen sind es, die mich dazu bewogen haben, das, was in Rom geschieht, so gut es geht, auszublenden und mich auf mein Leben im Kleinen zu konzentrieren“, erklärte Arno. „Und darum wundere ich mich noch immer, warum Ihr diese Belange ausgerechnet mit mir besprechen wollt.“
    „Weil Ihr Euch vor der Beantwortung dieser Fragen drückt?“
    „Und das ist Eure Sache? Ob ich mich drücke? Ihr wollt mich missionieren!“
    „Sagen wir es so: Ich unterstelle Euch, dass Ihr all das für Euch eigentlich bereits beantwortet habt. Indem Ihr diese Dinge schlicht verdrängt ...“
    „Ich bin Priester und Mönch, weil ich mich dazu berufen fühle.“ Arno hatte sich abrupt erhoben. „Rom und die große Politik haben dabei nie eine Rolle gespielt. Das ist eine Frage, die nur mich persönlich etwas angeht. Und Gott.“  
    „Aber geht das denn?“ Heussgen machte keine Anstalten, ihn zurückzuhalten. „Gerade in diesen Tagen?“
    Was sollten immer diese Anspielungen? „Wovon sprecht Ihr?“ Arno stand noch immer am Tisch und blickte auf den umstrittenen Theologen hinunter.
    „Von Eurer neuen Schülerin.“
    „Was hat ...“ Mathilda mit Rom zu tun? Er saß wieder.  
    „Nun ja“, Heussgen zuckte die Schultern, „ihr Vater hat sich eindeutig römischer Methoden bedient, nicht wahr? Indem er mit seinem Geld die Klosterregeln außer Kraft setzt – um für seine Tochter Vorteile zu erwirken, die sie im Rahmen des bestehenden Systems nicht erlangt hätte.“
    „Was in ihrem Falle eine Verschwendung gewesen wäre“, musste Arno anmerken. „Sie hat es verdient.“
    „Das wollte ich nicht anzweifeln“, versicherte Heussgen rasch. „Ich halte es nur für gerecht, wenn auch Frauen die Schriften studieren. Hier geht es mir nur um das Prinzip dieser Entscheidung, die Kleine unter diesen besonderen Voraussetzungen aufzunehmen. Da wurden andere Maßstäbe zugrunde gelegt als jene, die man bisher für richtig im Sinne von Gottes Willen gehalten hat.“
    „Das ist eben die Frage, oder? Was ist Gottes Wille?“
    „Meine Rede, mein Freund, meine Rede!“
    'Freund' ging ein bisschen zu weit. Dessen begeistertes Lächeln hatte Arno allerdings gerade erwidert.
    „Wie wir nun diesen Willen Gottes ermitteln, ist natürlich eine extrem schwierige Sache – und daher lasse ich sie für den Moment einmal außen vor“, fuhr Heussgen fort. „Ich unterstelle der Kirche jedoch, dass sie sich darum überhaupt nicht bemüht. Sondern ihre weltlichen Ziele verfolgt, indem sie diese Gott unterstellt, anstatt in seinem Sinne zu handeln. Was meint Ihr dazu, Arno?“
    „Darin bin ich ganz Eurer Meinung.“
    „Na also, wusste ich es doch!“ In einem Anfall von Eifer streckte Heussgen seine Hand über den Tisch nach ihm aus. „Dann sind wir doch auf derselben Seite.“
    „Nur dass Ihr deswegen gehen werdet – und ich nicht.“ Arno hatte sich im selben Moment auf seinem Stuhl zurückgelehnt.  
    Fast enttäuscht zog Heussgen seine Hand zurück. Nickte aber. „So wie Ihr Euch im Falle der jungen Nonne entscheiden musstet, nicht wahr? Euch entweder dem Willen Eurer Vorgesetzten zu beugen – oder zu gehen.“
    „Nein“, schüttelte Arno langsam den Kopf. Es war gut, sich darüber einmal in aller Deutlichkeit bewusst zu werden. „Nein, ich hatte die Wahl nicht.“
    „Wieso?“ Verständnislos suchte der Andere seinen Blick.
    „Weil ich Priester und Mönch bin und meine Gelübde abgelegt habe. Damals habe ich mich bereits entschieden, der Kirche zu dienen.“
    „Gott zu dienen!“
    „In meinem Gelübde ist das ein und dasselbe.“
    „Aber nur in diesen Worten“, widersprach der Ältere leidenschaftlich. „In den von der Kirche festgelegten Worten.“
    „Das tut nichts zur Sache. Gott, Christentum und Kirche gehören zusammen – in meinem Priestersein.“
    „Und daher hinterfragt Ihr nicht das, was Ihr tut?“ Ungläubig.
    „Ich habe mich hinterfragt, ehe ich mich entschieden habe, Priester zu werden.“
    „Eine Entscheidung – pauschal für alle zukünftigen?“
    „Ja.“ Ja, Arno stand dazu.
    „Also keine Diskussionen? Kein Widerspruch? Treu und brav wird getan, was die Obrigkeit verlangt?“ Heussgen klang, als glaubte er ihm nicht. Er musterte Arno herausfordernd. „Mir ist aber zu Ohren gekommen, dass Ihr Euch durchaus gesträubt habt. Um mit seinem Sieg über Euch zu prahlen – war sich unser Herr Prior nicht einmal zu schade, ein paar Worte mit mir zu

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