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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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dass sie keine Nonne sei und vermutlich niemals eine werden würde? Und dann? Was wäre, wenn sie dann wieder nach Hause zurückgeschickt würde?
    Sie würde ihren Vater nicht nur enttäuschen und verletzen, sie würde ihn sogar in große Bedrängnis bringen. Schließlich hatte er alles getan, was in seiner schwindenden Macht gestanden hatte, um ihr ein gutes Leben zu ermöglichen.
    Nur dass es nicht gut ist für mich , dachte sie trotzig. Doch dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass ihr Vater gar nicht mehr in der Lage war, irgendetwas darüber hinaus für sie zu tun. Das Gut war bereits an Friedemann übergegangen. Ihr Vater lebte zwar dort, aber Friedemann war der Herr. Und wie hatte er gesagt? „Für dich ist hier kein Platz. Geh ins Kloster, und komm niemals mehr wieder.“
    Nein, die Gefahr, hier weggeschickt zu werden, durfte sie einfach nicht eingehen. Lieber lügen und hinterher beichten , dachte sie schweren Herzens.
    Um jedoch glaubwürdig lügen zu können, musste sie unbedingt vorher wissen, was sie gefragt werden würde. Es war also wichtig, jemanden zu finden, der ihr helfen konnte.
    Katharina schied leider aus, die musste ihren Strafdienst in der Küche ableisten und würde erst zum Kapitel wieder auftauchen. Nein, es galt, hier und jetzt jemanden ...
    Mathilda war schon im Korridor, ehe sie sich dessen richtig bewusst war. Sie würde es zumindest probieren.
     
    Das gezischte 'S' war lange, bevor Mathilda zur Pforte kam, bereits zu hören. Die Schönin war also selbst dort anwesend. Mathilda, die vorgehabt hatte, zu Edeltraud zu gehen und sie um Hilfe zu bitten, blieb enttäuscht stehen und lauschte.
    „Komm schnell wieder“, hörte sie zu ihrer Erleichterung. Edeltraud wurde also weggeschickt. Hoffentlich nicht nach draußen, denn dorthin würde Mathilda ihr, an der Schönin vorbei, nicht folgen können.
    Doch da näherten sich bereits Schritte. Junge, schnelle Schritte, nicht die etwas geschlurften der älteren Nonne.
    Mathilda drückte sich in eine Nische und sah nur einen Moment später Edeltraud daran vorbeihasten. Sie holte einmal tief Luft, ehe sie ihr hinterherlief.
    Nach der nächsten Ecke schloss sie mit Edeltraud gleichauf.
    Die fuhr erschrocken zu ihr herum. „Was? Wie kommst du denn so plötzlich hierher?“
    „Pst, nicht so laut“, drängte Mathilda sofort. „Schwester Schönratin soll nicht mitbekommen, dass ich hier bin.“
    Edeltraud nickte stumm.
    „Bitte, kannst du mir helfen?“ Einen Moment überlegte sie, dann fuhr sie fort. „Ich werde doch heute zum ersten Mal befragt und habe keine Ahnung, was das für Fragen sind.“
    „Was meinst du?“ Edeltrauds Gesicht schien selbst wie eine Frage. „Welche Befragung?“
    „Das weiß ich eben nicht“, sagte Mathilda und wand in Verzweiflung ihre Hände.
    „Meinst du das Aufnahmegespräch?“, half Edeltraud nach.
    „Womöglich.“ Natürlich, das musste es sein, ein Aufnahmegespräch. „Werden da Fragen gestellt?“
    „Aber ja“, nickte Edeltraud und bekam ein eifriges Gesicht. „Die Äbtissin fragt dich, ob du noch immer Willens bist, dein Leben Gott zu weihen. Und danach findet die feierliche Einkleidung statt.“
    Mathilda sah an sich herunter. „Einkleidung?“ War sie nicht schon längst eingekleidet?
    Edeltraud, die ihren Blick bemerkt hatte, zuckte die Schultern. „Den Habit trägst du ja schon. Ich denke, du wirst den Schleier bekommen. Dann bist du ordentliches Konventmitglied. Das ist wundervoll!“ Ihre Augen begannen zu leuchten. „Bei mir war das so schön! Stell dir vor, ich war so gerührt, als ich endlich den Schleier bekommen habe, dass ich weinen musste. Wer von deiner Familie wird bei der Zeremonie dabei sein?“
    „Dabei sein?“ Mathilda ächzte. „Schleier? Ich ... ich bekomme den Schleier? Heute?“ Entsetzt fasste sie nach ihrem Zopf. „Was ist dann mit meinen Haaren?“
    „Die kommen natürlich ab.“
    Eine kalte Stimme von hinten ließ Mathilda und Edeltraud herumfahren.
    „Schnipp, schnapp.“ Die Unschönin hielt ihre Hand erhoben zu einer Schere gespreizt und deutete damit lächelnd auf Mathilda. Dann zog sie die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und funkelte die bleich gewordene Edeltraud an: „Was bisst du noch immer hier? Schnell, schnell!“
    Leise aufschreiend fuhr die junge Laienschwester herum und eilte davon. Die Schönin warf ihr einen verärgerten Blick nach, wandte sich jedoch gleich darauf an Mathilda:
    „Was hasst du hier zu ssuchen?“
    Mathilda schwieg.
    „Du

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