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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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hinter ihr alle mit schief gelegten Köpfen. Besonders der Schaller. Wieso der überhaupt in die Richtung sah? Der konnte doch wahrscheinlich gar nichts erkennen.
    »Die Kreszenz ist auch geschlagen mit ihrem Vater. Der wird immer komischer«, sagte der Kare, dann nahm er seine Fototasche, um zu gehen.
    Na ja. Wenn man so jemanden wie den Mane heiratete, war man eh abgehärtet. Dann machte ein Schaller als Vater auch nicht mehr viel aus.
    Der Schaller.
    Der Kare sagte noch Servus, dann ließ er die Tür hinter sich zuknallen, und ich war allein.
    Andererseits war es auch total praktisch, wenn man einen alten Schaller zu Hause hatte. Der fuhr nämlich gerne in den Wald und reparierte Dinge, wie etwa Zäune. So jemanden hätten wir auch gut gebrauchen können.
    Der Schaller hat auf diesem Video nichts verloren, dachte ich mir, und mir wurde ein klein wenig schlecht.
    Der Schaller hatte nämlich, laut seiner gesamten Familie, Zaunlatten im Wald gerichtet. Und der Girgl oder der Anderl hatten ihn rausgefahren.
    Ich sah ihn neben der Rosl stehen. Und ich sah im Geiste das alte Häusl im Wald. Und den niedergedrückten Maschendrahtzaun. Was für ein blödsinniges Alibi. Und dann der Polizei weismachen, der Schaller wäre da draußen herumgekrautert.
    Vielleicht hatte auch der Schaller auf mich geschossen und sich dann das ganze Schlamassel ganz unauffällig angesehen. Unsinn, dachte ich mir. Erstens hatte er überhaupt keinen Grund, auf mich zu schießen. Und zweitens konnte er bestimmt auch nicht richtig zielen, geschweige denn, ohne die Kreszenz den Weg zu unserem Garten finden.
    Ich dachte noch eine Weile darüber nach, dass die Kreszenz anscheinend nicht genau wusste, ob der Girgl oder der Anderl das Alibi dringender brauchte. Das war eigentlich extrem seltsam. Ich starrte eine Weile vor mich hin. Entweder, sie wusste es einfach nicht genau. Oder aber sie wollte den beiden Buben gar kein Alibi geben. Das bedeutete dann jedoch …, dass sie dem Schaller ein Alibi geben wollte. Was wirklich extrem abstrus war.
    Ich ging zu Kares Tisch, um Max anzurufen. Wie auch immer, das war jetzt mal wirklich ein Fall für die Polizei. Ich hatte es nämlich so richtig im Gefühl, dass der Fall damit gelöst war. Zwar wusste ich noch nicht, wer der Mörder war, aber ich hatte drei zur Auswahl. Den Anderl, den wahrscheinlichsten Kandidaten. Den Girgl. Oder auch den Schaller. Man sollte alte Leute nicht unterschätzen.
    Max war nicht in seinem Büro, und auf dem Handy erreichte ich ihn auch nicht. Das war mal wieder typisch. Immerhin war seine Mailbox aktiviert.
    »Pass auf, Max. Der alte Schaller war an dem Tag, an dem auf mich geschossen wurde, gar nicht im Wald, mit keinem seiner Enkelsöhne. Und schau mal im ›Gelöscht‹-Ordner der E-Mails von der Marlis Roidl nach, das Passwort ist … PIEP.«
    Ich wählte noch einmal seine Handynummer. »… Marlis Punkt Roidl at GMX Punkt de. Und das Passwort ist Big Gumola.«
    Ich hatte noch keinen richtigen Plan. Mein eigentlicher Plan war nämlich immer noch, Max alles Weitere machen zu lassen. Aber sein Handy war taub für meine Wünsche. Ich hatte ihm schon bestimmt die fünfte Nachricht auf die Mailbox gesprochen, die letzten mehr geschrien. Besonders bei der allerletzten Nachricht hatte ich ein ganz klein wenig die Nerven verloren. Als Kripobeamter sollte man doch wirklich so viel Verstand haben, dass man in so einer Extremsituation das Handy eingeschaltet ließ.
    Mein nächster Plan war, meine Großmutter einzuweihen, weswegen ich mein Auto auch zuerst Richtung Heimat lenkte. Dann überlegte ich es mir aber anders und wollte ein klein wenig das Haus der Schallers beschatten. Vielleicht konnte ich Max damit den finalen Hinweis liefern.
    Ich beobachtete das Haus, das in der prallen Mittagssonne lag. Kein Mensch zeigte sich. Ich stellte mir vor, ich würde Max auf dem Handy erreichen. Vielleicht spürte er meine Gedanken und schaltete sein blödes Telefon ein.
    Nach einer Weile war mein Hirn so überhitzt – anders kann ich mir meinen nächsten Einfall nicht erklären –, dass ich beschloss, die Überwachung näher ans Haus zu verlegen. Der Mane hatte anscheinend ein Rosengitter vom Baumarkt geholt, das jetzt noch neu und strahlend die Hauswand zierte. Prima Kletterhilfe, dachte mein benebeltes Gehirn, und ich kraxelte brav hinauf.
    Was für ein Glück, dachte ich als Nächstes, als ich als Allererstes den Rücken vom Schaller sah. Ausgerechnet vor dem Zimmer vom alten Schaller. Danke,

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