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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Ich sah kleine, niedliche Sternchen vor den Augen. Das dauerte ein Weilchen. Als ich wieder etwas anderes sah als ein ausgewachsenes Planetarium, nahm ich meine Umhängetasche und ging.
    Ich suchte im Archiv nach dem Artikel über den Schuss auf mich. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich das System kapierte, nach dem Kare archivierte. Er steckte hin und wieder den Kopf durch die Tür und versuchte so zu tun, als käme er rein zufällig vorbei. Ich schaute mich lieber nicht nach ihm um.
    Endlich hatte ich den Artikel gefunden.
    Vor dem Garten blieben eine Menge Schaulustiger neugierig stehen. Sie fragten nach dem Grund für das große Polizei- und Medienaufgebot und wunderten sich über das Kamerateam.
    Ich verdrehte die Augen. Vielleicht war der Kare eine gespaltene Persönlichkeit, weil er sich als Kamerateam bezeichnete.
    Alle sind darüber schockiert, dass hier gezielt und augenscheinlich in Tötungsabsicht auf eine unserer Mitbürgerinnen geschossen wurde.
    Darunter war ein Bild von mir mit einem dicken Balken über den Augen. Man erkannte mich trotzdem hervorragend.
    Der Täter gibt der Polizei Rätsel auf. Aus welchem Grund sollte man auf die harmlose Maria L. schießen? (Name von der Redaktion geändert)
    Na toll. Maria L. Jeder sah, dass das auf dem Bild unsere Mitbürgerin Lisa W. war. Aber immerhin kamen jetzt die verrückten Fremden, die manchmal mordend durch unser Dorf zogen, nicht darauf, dass es sich um mich handelte.
    Der flüchtige Täter wurde nicht gesehen. Das Kommissariat I ermittelt. Wer die Tat beobachtet oder den Täter auf der Flucht gesehen hat, möge sich bei der Kriminalpolizei melden.
    Darauf folgten eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse.
    Unzufrieden räumte ich im Archiv wieder auf. Nein, das half mir jetzt gar nicht weiter. Vielleicht der Film. Immerhin konnte ich da kontrollieren, ob die Kreszenz tatsächlich vor unserem Gartenzaun gestanden hatte.
    Kare sah ziemlich neugierig aus, als ich mich vor den Rechner setzte. Mein Archivausflug war etwas derart Ungewöhnliches, dass er vor Neugierde fast platzte.
    Ich sah das Video bestimmt zum hundertsten Mal. Mich so fleckig zu sehen regte mich noch immer ganz schön auf.
    Und wie mürrisch die ganzen Feuerwehrleute aussahen, nur weil es gar nichts zu tun gab. Bei der Freiwilligen Feuerwehr, muss man wissen, waren sowieso lauter Leute, die froh über jede Windhose waren, die über unser Dorf raste. Man war dann meist selbst von einer diffusen Begeisterung erfasst, wenn man ihnen zusah. Mitten in der Nacht aus dem Bett springen und ungewaschen in die Kleidung, um dann Scheinwerfer zu installieren und eine Straße großräumig zu sperren. Deswegen war der Einsatz zu meiner Rettung ein bisschen enttäuschend.
    Dann der letzte Schwenk in die Menge.
    Die Kamera wackelte ein wenig, aber man konnte trotzdem erkennen, dass die Reisingerin gerade das große Wort führte. Anscheinend war sie aus dem Garten auf die Straße gegangen, um den anderen alles im Detail zu erzählen. Alle hörten ihr andächtig zu.
    Ich ging noch einmal auf Abspielen des Videos, weil ich vergessen hatte, den Pausebutton anzuklicken. Das war Masochismus in seiner reinsten Form.
    Wieder sah man die Reisingerin, wie sie von hier nach da zeigte. Die Rosl, die Kathl, die Mare, die Annl, die Kreszenz und der Schaller folgten ganz interessiert den Ausführungen. Wie bei einem Tennisspiel sahen sie synchron von der einen auf die andere Seite. Ich klickte »Pause« an, und die Menschen vor unserem Gartenzaun erstarrten.
    Ich studierte den Computerbildschirm.
    Was störte mich daran?
    Der Kare blieb hinter mir stehen und grinste. »Das ist doch eine schöne Erinnerung«, sagte er beim Anblick des Standbilds.
    »Ja, das kann ich noch meinen Enkeln zeigen«, bestätigte ich ihm seine Glanzleistung.
    Ich seufzte. Mit Kare im Nacken war das kein Spaß. Der roch so nach Leberkässemmel, dass ich nur noch an Essen denken konnte.
    »Ich kann dir das auch wo speichern.«
    Für mich ganz allein. Toll. Den Witz mit den Enkeln hatte er anscheinend nicht kapiert.
    »Danke«, sagte ich trotzdem. Immerhin schoss er nicht mit einer Mauser auf mich. Ich war inzwischen für alles dankbar, was gewaltfrei ablief.
    »Der Herr Sander hat sich das Video auch schicken lassen«, erzählte er stolz. »Das ist bestimmt total ermittlungsrelevant«, gab er an.
    »Hm«, machte ich abgelenkt.
    Ich starrte eine Weile auf die Reisingerin mit weit aufgerissenem Mund. Das war doch mal ein gutes Bild von ihr. Und

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