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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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sein«, empfahl ich ihr. »Hat die Kreszenz jetzt gesagt, dass der Girgl den Schaller rausgefahren hat, oder war das der Anderl? Oder der Mane?«
    Der Girgl durfte doch bestimmt nicht das Auto vom Mane benutzen, so viel Tollkirschen und Fliegenpilze, wie der schon intus hatte.
    »Beim Friseur hat sie gesagt, der Anderl war’s«, fiel mir ein.
    Großmutter richtete sich auf.
    »Und jetzt soll es plötzlich der Girgl gewesen sein.«
    Das hörte sich doch ganz danach an, als hätte einer von den zwei Buben ein Alibi nötig. Und sie konnten sich nur nicht drauf einigen, wer es nötiger hatte, ein Alibi zu haben. Anscheinend doch eher der Girgl, weil mir jetzt schon Großmutter und Anneliese und die Rosl erzählt hatten, dass der liebe Girgl seinen Opa durch die Gegend kutschiert hatte.
    Das war jetzt wirklich kaum zu glauben. Da musste der arme alte Opa für ein Alibi herhalten. Der alte Schaller mit seinen Zaunlatten. Allerdings war es auch so was von wurscht, ob der Zaun im Wald kaputt war oder nicht. Der brauchte eher das Moosspray von der Reisingerin als eine Zaunlatte, erinnerte ich mich boshaft.
    Maschen, dachte mein Gehirn, während ich noch einmal rekapitulierte, wie Anneliese und ich über den Zaun geklettert waren.
    Maschen.
    Maschen, dachte ich noch einmal. Da hatte es gar keinen Zaun mit Holzlatten gegeben.
    Der Schaller und die Zaunlatten. Kein Mensch hatte sich die Frage gestellt, ob das überhaupt der Wahrheit entsprach. Was über Leute mit einem Bein geredet wurde, glaubte einfach jeder. Großmutter würde mir das jetzt auch nicht glauben. Geh, Mädl, würde sie sagen, der wird schon einen Grund haben mit den Zaunlatten, hin oder her. Haben ihn halt alle falsch verstanden.
    Die Frage war, wem gaben denn die Kreszenz und ihre Mutter mit dem alten Schaller ein Alibi?
    Ich hätte jetzt dringend in die Redaktion gemusst, um Recherche zu betreiben. Aber Max hatte befohlen, dass ich zu Hause sitzen bleiben sollte. Ich wählte seine Nummer, um ihm meine neuesten Gedanken zu verraten. Sein Handy war ausgeschaltet.
    Ich seufzte.
    Da ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte, loggte ich mich wieder bei Facebook ein. Das, was Marlis geschrieben hatte, konnte ich nicht sehen, weil ich mit ihr nicht befreundet war. Angenervt suchte ich nach wildfremden Menschen. Da fiel mir siedend heiß wieder ein, dass Anneliese von Marlis’ E-Mail-Account gesprochen hatte. Ich öffnete ein neues Fenster und gab marlis.roidl bei GMX ein.
    Oh. Wow. Die Idee hatten anscheinend schon andere Leute gehabt. Denn das Programm gab an, dass schon achtundneunzigmal ein falsches Passwort eingegeben worden war.
    »Oh je«, flüsterte ich. Langsam hatte ich das Gefühl, dass das alles eine Nummer zu groß war. Aber trotzdem tippte ich fast zwanghaft »Big Gumola« ein. Und das war tatsächlich das Passwort.
    Das Postfach war komplett leer. Das gab’s doch nicht. Hatte irgendjemand da aufgeräumt? Enttäuscht starrte ich eine Weile auf den Posteingang, bis mein Blick auf den »Gelöscht«-Ordner fiel. Wenn Marlis etwas gelöscht hatte, dann hatte sie bestimmt nicht daran gedacht, auch den Müll zu leeren. Ich klickte auf das Symbol, und siehe da, hier reihte sich Mail an Mail. Die ersten zwanzig waren von einem gewissen [email protected].
    Ich klickte auf die letzte Nachricht: »Du spinnst«, hatte SLK zurückgemailt. Marlis hatte zuvor geschrieben: »Eine Million. Mein letztes Wort.«
    Danach endete die Unterhaltung. Ich scrollte etwas weiter nach unten.
    »Wieso nicht?«, wollte Marlis in einer älteren Mail wissen.
    »Mehr ist es einfach nicht wert!«
    »Vergiss es einfach«, schrieb SLK. »Denk nicht mehr dran.«
    Woran?
    »Wir haben es gesehen«, schrieb Marlis triumphierend. »Ich würde sagen, wir haben euch in der Hand.«
    Noch eine Mail von ihr mit den schlichten Worten: »Eine Million!!!«
    Wer war SLK? Und warum wollte die Marlis ihn erpressen? Der Anderl hieß AG. Der Girgl hieß GG. Der Mane MG (wie bezeichnend). Die Kreszenz KG. Die Zenz KS oder ZS … Und wie hieß der alte Schaller mit Vornamen?
    Großmutter schimpfte noch immer eine Weile vor sich hin, während ich schlaff auf der Eckbank hing und meinen Blutdruck absinken ließ.
    »Wie heißt denn der Schaller mit Vornamen?«, wollte ich wissen.
    »Der Wiggerl. Aber das sagt nie jemand.«
    Prima. SLK. Wer gab sich denn so einen Namen?
    Meine Neugierde war so groß, dass ich keine Lust mehr auf die Eckbank hatte.
    »Muss noch mal in die Redaktion«, sagte ich und stand auf.

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