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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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rausgebracht.«
    Wir sahen ihn alle sehr gespannt an.
    »Aber irgendwie … ich möchte lieber etwas anderes machen. Das ist mir jetzt klar geworden. So mit deiner Großmutter zusammen. Das liegt mir viel mehr.«
    Ich starrte ihn sprachlos an. Sag jetzt nicht Altenpfleger.
    »Ich könnte mir den Job als Altenpfleger viel besser vorstellen. Natürlich KANN ich auch Polizist werden, aber ich habe das Gefühl, dass mich das hier viel mehr ausfüllt.«
    Maarten. Das ist jetzt nicht dein Ernst. Stell dir vor, nicht nur meine Großmutter, sondern gleich ein Dutzend davon.
    Ich beschloss, den Mund zu halten.
    »Aber wie kommst du auf Altenpfleger, wenn du zu uns zum Mittagessen kommst?«, wollte Großmutter misstrauisch wissen. »Wegen der Reisingerin, oder was?«
    Anneliese begann zu lachen, und in meinem Kopf rumpelte der Kopfschmerz von einer auf die andere Seite.
    »Weil er halt so viele Alte bei uns im Dorf kennengelernt hat. Musst doch nur an den Schaller denken«, erklärte ich.
    »Der ist doch auch nur ein paar Jahr älter als ich«, widersprach Großmutter.
    »Aber geistig. Geistig ist der doch zweihundertdreißig«, gab ich zurück, und die Kopfschmerzen pochten direkt hinter der Stirn. »Und wer wird jetzt bei uns Mesner?«, lenkte ich ein wenig ab.
    Vielleicht der Anderl. Jetzt, da wir schon einen Mesner gehabt hatten, der einen Swingerklub eröffnen wollte, würde einer, der ein bisschen Drogen vertickte, das Kraut auch nicht mehr fett machen. Als ich den Blick meiner Großmutter sah, sagte ich lieber nichts. Und die Pralinenschachtel war auch leer.
    »Vielleicht der Martin«, schlug Großmutter vor.
    Wir hatten uns um die neuen Gräber versammelt. Die Lautsprecher waren noch immer nicht repariert worden und quietschten erbärmlich.
    »Aber schön ham s’ ihn wieder herg’richt«, sagte die Rosl zufrieden. Den Friedhof nämlich.
    »Und die Wildsauen kommen auch nimmer rein«, ergänzte die Metzgerin zufrieden.
    Der Metzger sah nicht so aus, als würde er das glauben, und der Troidl fügte hinzu: »Die Sauen, des san Hund. Die wenn einmal was derschmeckt haben, die kommen immer wieder. Die rennen ja die ganze Nacht umeinander, die haben nix anderes zu tun. Und wo’s was zu fressen gibt, des riechen die von weit her!«
    »Was gibt’s in unserem Grab zu fressen?«, wollte die Metzgerin böse wissen.
    »Insekten«, sagte ich. »Die graben da nach Insektenlarven.« Ich war ziemlich stolz, dass ich das wusste.
    »In unserem Grab ist so was nicht«, klärte mich die Metzgerin pikiert auf, und ich nickte schuldbewusst. In unserem Grab nämlich schon. Ich hatte das letzte Mal ganz dicke Engerlinge rausgegraben und dann aus lauter Tierliebe wieder in die Erde geworfen.
    »Da brauchst einen Elektrozaun«, behauptete der Metzger. »Anders geht des gar nicht.«
    »Und wie kommen wir dann auf den Friedhof?«, giftete seine Frau.
    »Einen Bauzaun hauen die Tiere um, unter einem Maschendrahtzaun graben die sich durch«, rechtfertigte er sich.
    »Eine richtige Sauhatz, anders geht’s gar ned«, erklärte der Troidl. »Jeder ein G’wehr, und schon haben wir des unter Kontrolle.«
    Oh je. Jeder ein Gewehr, das hörte sich nicht gut an. Da würde bestimmt etwas schiefgehen, und ich dürfte wieder die ganzen Leichen finden.
    »Nur eine tote Wildsau ist eine gute Wildsau«, erklärte der Kreiter mit ernster Miene.
    »Da kannst schießen, soviel du willst«, erklärte der Schmalzlwirt düster. »Die Viecher, die vermehren sich ja wie die Karnickel.«
    »Vielleicht sollten wir ein paar Bären oder Wölfe aussetzen«, schlug ich unbedacht vor.
    Alle Männer drehten sich zu mir um und warfen mir mörderische Blicke zu. Ich stellte mich etwas näher an meine Großmutter, die es bestimmt besser mit diesen schießwütigen Kerlen aufnehmen konnte als ich.
    »Da kannst richtig froh sein, dass der Schaller so schlecht sieht«, sagte der Metzger mürrisch, der anscheinend gerade ähnliche Gedanken hatte.
    »Ja. Stell dir vor, der Schaller hätt dich troffen«, sagte Großmutter zustimmend.
    »Aber nur mit Kimme und Korn. Des kann der freilich ned«, schwadronierte der Troidl. »Der sieht doch niemals nicht die Kimme, des Korn und die Lisa auf einmal scharf.«
    Alle nickten beipflichtend, als hätte er von der Jagd gesprochen. Ich schwieg beleidigt. Nicht einmal Großmutter fand das daneben. Noch dazu fragte ich mich wirklich, was ich denn gesehen haben könnte, damals, als ich den Metzger beobachtet hatte. Weswegen mich der Schaller

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