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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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erkennen, was da noch aus dem Rucksack herausragte. Wo war der Schaller eigentlich hingegangen? Hatten die in jedem Zimmer irgendwelche Drogenlager? Wenn ich jetzt einmal so ins Blaue hinein raten sollte, dann war der Roidl mit seiner Marlis hier draußen herumgekrochen, weil er nicht verstehen konnte, wieso dieses Häusl für die Schallers so wichtig war. Und hatten protokolliert, wer wann da gewesen war. Und nachdem der Schaller die beiden gesehen hatte, hatte er gesagt … nun muss ich euch zum Schweigen bringen. Oder so ähnlich.
    Kaffee und … ein Gewehr, dachte ich mir. Das Rumoren in meinem Kopf ging weiter, und dann hörte ich die letzten Worte meiner Großmutter … das ganze Geld im Schützenheim verpulvern. Verpulvern. Eigentlich hatte ich es schon längst gewusst. Wenn er nicht gerade seine Bäume zu Krüppelbäumen verbog und mit dem Moped herumdüste, war er im Schützenheim. Ich war zwar immer der Meinung gewesen, dass seine Schützenheimbesuche nur ein soziales Event waren und eine gute Alternative zum Schmalzlwirt, weil dort das Bier billiger war. Aber vermutlich schoss er doch hin und wieder auf Papierscheiben.
    Und das, was da so lang seitlich aus dem Rucksack herausragte, war doch …
    Leider hatte ich keine Ahnung, wie eine Mauser ausschaute. Aber irgendwie wusste ich, dass eine solche seitlich in dem Jagdrucksack steckte. Und wo war jetzt eigentlich der Schaller?
    Die Frage stellte ich mir einen kleinen Tick zu spät. Denn plötzlich bemerkte ich eine kleine hastige Bewegung aus den Augenwinkeln. Hinter mir stand jemand, der mir von vorn einen Stock an den Hals drückte. Das war so unangenehm, dass ich nicht einmal quietschen konnte. Ich versuchte, den Stock zu erwischen, der mir alle Luft nahm, und nach vorn zu drücken. Aus meiner Kehle kam etwas wie ein heiseres Krächzen.
    Der Schaller, dachte ich nur, der Schaller hat Bärenkräfte. Ich kann mich doch jetzt nicht von einem neunzigjährigen Mann umbringen lassen!
    Seine Hand, die ich neben mir sah, war alt, knitterig und hatte riesige blaue Adern. Und auf dem Handrücken sah ich verschorfte Kratzer.
    Marlis, dachte mein Gehirn, obwohl ich gar nicht mehr denken konnte. Das war die Marlis. Die haben ihn damals auch gesehen, den alten Schaller.
    Ich schaff das, dachte mein Gehirn. Und dann konnte ich mich an nichts mehr erinnern.
    Als ich wieder aufwachte, lag ich Seite an Seite mit dem alten Schaller. Ich hörte in weiter Entfernung eine Sirene näher kommen. Und dicht an meinem Ohr, so schien es jedenfalls, sagte jemand, der mir sehr vertraut war: »Musst du dich immer in Gefahr bringen?«
    Ich schlug die Augen auf und starrte in die Augen von Max.
    »Was machst du da?«, fragte ich und konnte mich nicht entscheiden, auf welchen Max ich schauen wollte. Auf den linken oder auf den rechten. Endlich vereinigte er sich zu einem ganzen Max.
    »Deine Oma hat mich angerufen«, sagte er und sah mir sehr intensiv in die Augen. »Eine Gehirnerschütterung hat sie, glaub ich, nicht.«
    Wer hatte keine Gehirnerschütterung? War meine Großmutter niedergeschlagen worden? Mir wurde schlecht. Max’ Stimme hörte sich komisch an. Als würde er mit seinem eigenen Echo sprechen.
    »Aber der alte Schaller«, trompetete Großmutter so laut, dass es in meinem Kopf klingelte und zischte. »Dem hab ich dermaßen die Latte über den Kopf gedroschen. Wenn der keine Gehirnerschütterung hat, dann weiß ich auch nicht.«
    Oh je. Anscheinend war während meiner Bewusstlosigkeit eine ganze Menge passiert. Und meiner Großmutter ging es bestens, immerhin etwas. Max hatte meine Hand in seiner und streichelte mit dem Daumen beruhigend über meinen Handrücken.
    »Vielleicht wacht er auch gar nimmer auf«, mutmaßte sie noch. Ein »Schade wär es nicht drum« konnte sie sich wohl gerade noch verkneifen.
    Das Zischen in meinem Kopf wurde zu einem lieblichen Zwitschern.
    »Bleib nur liegen«, empfahl Max und drückte meine Hand noch etwas fester.
    »Hast du nichts zu tun?«, fragte ich und schloss vorsichtshalber die Augen.
    »Nein. Die Spurensicherung ist im Forsthaus. Und deine Oma hat ja den Schaller k.o. geschlagen. Der läuft nicht mehr weg.«
    Man könnte ihm trotzdem das Holzbein abschnallen. Sicherheitshalber.
    Max tätschelte weiter meine Hand. »Das nächste Mal sagst du Bescheid.«
    Ich machte die Augen auf und sah ihn giftig an. »Ich habe das schon versucht. Aber dein Handy war ausgeschaltet.«
    Max sah schuldbewusst aus.
    »Hast du wenigstens deine Mailbox

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