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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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etwas, das ziemlich schwer und in eine dunkle Decke gehüllt war. Ich kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. Vielleicht war es nicht einmal eine Decke, sondern ein Teppich. Oder eine Leiche? Die Form war jedoch nicht sehr leichenähnlich, es sei denn, der Metzger hatte die Leiche in seinem Kühlhaus in eine leichenuntypische Form gefroren. Ah. Wie ekelhaft.
    Die Meierin schien es auch ziemlich ekelhaft zu finden. Für einen Moment wurde ihr Gesicht gespenstisch von der Straßenlaterne beleuchtet, ihre Gesichtszüge waren verzerrt und kalkweiß. Kurz bevor sie aus dem Lichtkegel der Lampe heraustrat, sah sie sich noch einmal um. Dann verschwand sie unter dem großen Kirschbaum im Vorgarten, und man hörte ein dumpfes »Fump«, als das Teil irgendwohin fiel.
    Das musste ich sehen. Dann hatte sich der Abend wirklich gelohnt. Leise öffnete ich die Autotür und schlich hinter die Thujenhecke der Kreszenz. Tatsächlich. Die Metzgerin gab dem schweren unhandlichen Teil noch einen letzten Stoß, dann verschwand es mit einem weiteren »Fump« in einer Grube.
    Eine Grube. Sie hatte vor, Beweismaterial zu vernichten. Ich ließ den Mund offen stehen.
    Die Metzgerin putzte sich die Hände ab, was von der Straßenlaterne gespenstisch untermalt wurde. Sie atmete schwer, und ihr Gesichtsausdruck war so angewidert, dass mir ganz schlecht wurde. Was um Himmels willen hatte sie da weggeworfen? Es musste etwas sein, das so unglaublich widerwärtig war, dass selbst die Metzgerin, die ja alles gewöhnt war, sich fast übergab.
    Uuuh.
    Die Metzgerin drehte sich um und ging wieder Richtung Haus. Ob ich es wagen sollte, durch den Vorgarten zu rennen, um zu sehen, was sie da entsorgt hatte? Vielleicht holte sie jetzt den Spaten, und dann verschwand das Teil auf Nimmerwiedersehen in der Gartenerde. Wenn es aber etwas wirklich Ekliges war, dann konnte es natürlich passieren, dass ich mich übergab, und dann kam ich nicht so schnell weg, wie ich gerne wollte. Und wie sollte ich der Metzgerin erklären, dass ich reihernd in ihrem Vorgarten stand?
    Gott sei Dank hatte ich mich nicht getraut. Denn bevor ich es mir richtig überlegt hatte, kam sie wieder aus dem Haus, mit zwei riesigen Körben rechts und links auf den Hüften, die sie ebenfalls in die Grube entleerte. Dann stellte sie die Körbe neben sich ab und rieb sich tatendurstig die Hände.
    Ich war sprachlos. So viel Beweismaterial gab es doch gar nicht, das man vernichten konnte. Jetzt griff die Metzgerin nach einer Schaufel, die sie wohl schon früher bereitgelegt hatte, und begann voller Elan zu schaufeln.
    Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Auch wenn ich bei jeder Leiche, die ich fand, als Allererstes den Metzger verdächtigte, hätte ich nie erwartet, dass es damit tatsächlich etwas auf sich haben könnte. Die Metzgerin war richtig schnell. Sie schaufelte so voller Elan, dass der kleine Erdhaufen neben dem Loch in null Komma nichts verschwand. Einmal sah sie sich kurz um, es kam mir ein klein wenig gehetzt vor, vielleicht ängstlich, dass sie jemand ertappen könnte.
    Irgendwie bekam ich jetzt doch Angst. Bis eben war die Metzgerin nur unsere Metzgerin gewesen, die etwas im Garten vergrub. Plötzlich kam es mir vor, als hätte sie einen so enormen Dachschaden, dass für mich Lebensgefahr bestand. Zumindest, wenn sie mich entdeckte. Ich drückte mich an den Jägerzaun und überlegte mir, wie ich ungesehen bis zu meinem Auto zurückrobben konnte. Aber die Vorstellung, plötzlich die Metzgerin mit einem riesigen Fleischermesser hinter mir zu haben, machte mich so fertig, dass ich mich einfach nur zusammenkauerte und versuchte, nicht zu atmen. Hin und wieder linste ich durch die Sprossen hindurch, ob sie schon weg war.
    Aber sie trampelte gerade mit solch zorniger Zufriedenheit auf der Erde herum, dass ich Schluckauf bekam. Sie sah jetzt richtig entspannt aus. Das erschreckte mich. Dieser Ekel vorher. Und dieses Glück nachher.
    Vielleicht hatte sie ihren Mann enthauptet. Und jetzt vergrub sie ihn peu à peu im Vorgarten.
    Uuuh.
    Daran hatte ich bis jetzt überhaupt nicht gedacht. Ich merkte, dass ich mich demnächst wirklich würde übergeben müssen, wenn ich weiter an den enthaupteten Metzger dachte. Als die Metzgerin endlich wieder im Haus verschwunden war, schleppte ich mich zu meinem Auto und kroch auf den Fahrersitz. Ganz langsam atmen. An etwas ganz anderes denken. Ganz aufrecht sitzen und an Großmutter denken.
    Kraftlos blieb ich im Auto sitzen. Ein

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