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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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festgetreten. Dass da so einfach zu graben war, bezweifelte ich.
    »Geh du mal in die Metzgerei und frag. Ich schau mir inzwischen den Tatort an«, meinte Anneliese.
    »Fragen?«, fragte ich fassungslos. »Du spinnst total. Ich geh doch nicht in die Metzgerei und frag den Metzger, wann es ihm genehm ist, dass wir seinen Vorgarten umgraben.«
    »Ach geh. Du stellst dich echt an wie die Kuh zum Scheißen«, erwiderte Anneliese böse.
    »Danke«, antwortete ich genauso böse.
    »Du sollst ja auch nicht fragen, wann du den Vorgarten umgraben sollst. Sondern nur, was er morgen Abend macht.«
    Ja freilich. Noch auffälliger ging’s praktisch gar nicht.
    »Dann mach ich das halt mit dem Metzger. Ich meld mich wieder.« Anneliese drehte sich um und ging tatsächlich in Richtung Metzgerei.
    Oh. Oh.
    Ich wäre zu gerne mitgegangen und hätte zugehört, was sie da drinnen fragen wollte. Aber ich muss zugeben, ich war einfach zu feige. Und ein klein wenig hoffte ich, dass auch Anneliese Schiss bekäme und von ihrem komischen Vorhaben abkam.
    Früher hatten wir nie gegrillt. Großmutter lebte nämlich in der festen Überzeugung, dass beim Grillen so viele krebserregende Substanzen erzeugt wurden, dass man eigentlich sofort nach dem Verzehr des gegrillten Fleisches dahinscheiden musste.
    Seit Max am Grill stand und die Kohlen zum Glühen brachte, hatte sich Großmutters Meinung jedenfalls radikal geändert. Ohne mit der Wimper zu zucken, setzte sie sich vor ihren Teller und aß ihr Grillfleisch einfach weg. Etwas verlegen saß Maarten zwischen Großmutter und mir, vor allen Dingen, weil Max einen unglaublich besitzergreifenden Blick draufhatte, wenn er Maarten ins Auge fasste. Ich beschloss, das einfach zu ignorieren.
    »Na«, fragte ich meine Großmutter und sah ungläubig auf ihren beinahe leeren Teller. »Glaubst nicht, dass das gefährlich ist?«
    »Ah geh«, antwortete sie erstaunlich friedfertig. »In meinem Alter.«
    Was hatte denn das mit dem Alter zu tun?
    »Bis der Krebs herg’wachsen ist, lieg ich doch eh schon im Grablöchl drin«, lieferte sie kauend die Erklärung.
    Max hatte auch mir ein ordentlich dickes Stück Fleisch auf den Teller gelegt und dabei richtig fies gegrinst. Bei mir dauerte das nämlich noch, bis ich freiwillig ins Grablöchl sank.
    »Ich glaub das sowieso nicht«, sagte ich und schaufelte das Fleisch in mich hinein. Was meine Großmutter konnte, das konnte ich auch.
    Max begann zu zwinkern, bestimmt nur von der krebserregenden Rauchentwicklung am Grill, und knallte sich auch ein riesiges Stück Fleisch auf den Teller.
    »Und, wie steht’s mit deinem Grablöchl?«, fragte ich mit vollem Mund.
    »Polizisten leben eh gefährlich«, erklärte er mir. »Da macht hin und wieder ein Stück Fleisch vom Grill nicht so viel aus.«
    »Recht ham S’«, nickte Großmutter und schaufelte ihm noch Kartoffelsalat dazu. »Außerdem, ewig leben ist auch ein Schmarrn. Am Schluss hast Alzheimer und weißt eh ned, obst lebst oder ned – da hast ja dann auch nix davon.«
    Krebserregendes Grillfleisch in sich reinstopfen, um dem Alzheimer zu entkommen. Prima Idee.
    Maarten starrte Gedankenkringel in die Luft und fühlte sich offensichtlich wahnsinnig unwohl. Vielleicht lag es auch an Resis Hund. Der saß die ganze Zeit neben ihm und starrte ihn verliebt an.
    »Warst jetzt schon am Friedhof?«, fragte Großmutter. »Der soll ja inzwischen so verwüstet sein, da kannst gar nicht mehr reingehen.«
    Schmarrn, dachte ich mir. Die Rosl hatte bestimmt maßlos übertrieben. Und die Langsdorferin war so blind, die sah doch überhaupt nicht, ob ein Grab geschändet war oder nicht.
    »Nein, war ich nicht«, musste ich gestehen. »Aber morgen geh ich. Gleich.«
    »Aber pass auf dich auf«, empfahl mir Großmutter. Ich fragte lieber nicht nach, weshalb. Vermutlich, weil der Grabschänder seit Neuestem auch Journalistinnen auflauerte und diese vermöbelte.
    Eine Weile aßen wir schweigend vor uns hin und genossen die abendliche Stille. Max hatte sein rechtes Bein um mein linkes Bein gelegt. Hin und wieder, wenn er gerade seinen Bierkrug nahm und sinnend zum Garten der Reisingerin hinübersah, streichelte er ein wenig meinen linken Oberschenkel, dass mein Rock jedes Mal ein Stückchen weiter nach oben rutschte.
    »Die Kreszenz hat gesagt, das hat was zu bedeuten«, erläuterte Großmutter schließlich weiter.
    »Was?«, fragte ich und zog den Rock wieder ein klein wenig nach unten.
    »Na, welches Grab geschändet ist oder nicht«,

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