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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Metzger?«
    »Ja«, sagte ich missgelaunt. Ich musste ja nicht erwähnen, dass das reiner Zufall war und ich gleich wieder weiterwollte.
    »Gut. Weil, ich hab nämlich in der Metzgerei erfahren, dass der Metzger superverdächtig ist.«
    Die Leute erzählten sich in der Metzgerei, dass sie den Metzger für verdächtig hielten. Wenn das mal nicht komisch war.
    »Das ist nämlich so. Die Roidls sind mit einer Glock erschossen worden«, erklärte sie versiert.
    »Woher weißt du das denn?«, fragte ich fassungslos nach. Nicht einmal jetzt hatte ich einen Ermittlungsvorsprung.
    »Die ist neben der Marlis gelegen, hat der Schorsch g’sagt«, antwortete sie, als würde das meine Frage beantworten.
    »Und so eine hat der Metzger auch.«
    Und wahrscheinlich noch fünf andere Leute aus unserem Dorf. Und die Vereinswaffe war auch eine Glock.
    »Und der Troidl?«, fragte ich nach. »Und der Kreiter?«
    So wie ich den Metzger einschätzte, hätte er es eher mit einem Sauspieß erledigt. Anneliese antwortete nicht.
    »Ich dachte, der hat eine SIG Sauer.«
    »Ach, geh. Der hat halt eine Glock und eine SIG Sauer. Und sein Jagdgewehr. Und was weiß ich noch alles.«
    »Und wieso soll dann ausgerechnet …«
    »Ja. Mei«, wich Anneliese aus. »Ich hab’s nicht so ganz verstanden, wieso jetzt akkurat der Metzger so verdächtig ist. Aber bleib du mal sitzen.«
    Na prima. Das half natürlich weiter. Und wieso wusste das die Anneliese schon wieder früher als Max? Eigentlich hätte es andersherum sein müssen. Seufzend drückte ich den Anruf weg und starrte eine Weile auf die Tür des Metzgers, um nicht ganz so schamlos lügen zu müssen, sollte Anneliese nachfragen.
    Nachdem ich zwanzig Sekunden die Tür des Metzgers beobachtet hatte, schweifte mein Blick zu den Nachbarhäusern. Was für gepflegte Vorgärten es doch in unserem Ort gab. Direkt nebenan wohnte die Kreszenz. Sie freute sich besonders darüber, dass das Morddrama eine Beziehungstat war. Jedenfalls erzählte sie jedem, der es nicht wissen wollte, dass sie die ganze Misere schon vorhergesehen hatte, da war noch nicht mal »des ausg’schamte Zeug« im Gespräch gewesen. Also das mit dem Swingerklub. Hier saß ich also und konnte auf einen Schlag gleich die Metzgerfamilie UND die Kreszenz-Großfamilie, die Gruber-Schaller-Bagage beobachten. Sie wohnte da nämlich mit der »Schaller-Oma«, die schon vierundachtzig war, und dem »Schaller-Opa«. Der war wahrscheinlich schon hundertzwanzig Jahre alt und hatte ein Holzbein, weil sie sein richtiges im letzten Weltkrieg weggeschossen hatten. Na ja. Und dann gab es noch ihren Mann, den Mane Gruber, und die zwei Söhne. Als hätte ich sie mit meinen Gedanken herbeigerufen, hielt ein Auto vor dem Haus, und die Kreszenz Gruber stieg aus.
    Sie erinnerte mich schon seit jeher ganz stark an einen Wollschweber. Klein und total süß. Man konnte diesen Tierchen stundenlang zusehen, wie sie rastlos in der Luft standen – puschelige, kleine pelzige Knöllchen mit vorgestreckten Rüsseln. Kleine Puschel-Starfighter zum Liebhaben. Aber was waren sie? Hinterhältige Biester, die, um ihre Jungen aufzuziehen, ihre Eier in fremder Leute Nester schossen. Niedliche Babys, die anderer Leute Babys fraßen. Das war nämlich das Grundsatzproblem bei Leuten, die irrsinnig nett waren. Heimlich ernährten sie sich dann doch von Babys. Insofern konnte man der Kreszenz durchaus auch einen Doppelmord zutrauen. Mit ihrem ständigen Betonen dessen, dass sie »schon immer gewusst hatte«, wie es mit der Marlis und dem Anton einmal enden würde, wollte sie bestimmt nur von sich ablenken.
    Die Kreszenz schlug die Beifahrertür zu, und das Auto rollte in die Garage. Im selben Moment schaltete sich die Außenbeleuchtung ein. Uuuh. Erst jetzt sah ich, wie sich die Kreszenz herausgeputzt hatte, anscheinend kam sie gerade von einer Abendeinladung. Sie trug eine rostfarben schillernde Bluse mit riesengroßen Erdbeeren darauf. Wenn das mal nicht modisch verfehlt war. Allein die Erdbeeren waren eine Zumutung – aber wahrscheinlich ein Zugeständnis an ihre irrsinnige Freundlichkeit.
    Kurz darauf kam ihr Mann aus der Garage. Ihr Mann Mane, das war ein Kapitel für sich. Er war nämlich auch irrsinnig freundlich, und man musste echt schnell und gewieft sein, um ihm zu entkommen. Ansonsten gab er einem nämlich die Hand, und dann hatte man ein Problem. Ich stellte mir immer vor, dass er Saugnäpfe an den Fingern hatte und gar nichts dafür konnte, dass er sich so an der Hand

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