Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
denken, so ein Schmarrn, Mädl, putz lieber g’scheit. Dann knallte sie die Pfanne auf den Herd und drehte uns ihren wütenden Rücken zu.
»Das kriegst du schon raus«, flüsterte ich Maarten zu. »Das mit dem Kompagnon ist eine unglaublich heiße Spur. Du darfst dich nicht abwimmeln lassen. Das fällt ihr bestimmt wieder ein.«
Maarten nickte begeistert.
»Besonders, wenn du ihr Kraut lobst. Das macht sich gut«, gab ich ihm weitere Tipps, während ich meinen Laptop zuklappte. »Ich muss noch mal weg. Und dir drück ich die Daumen.« Ich reckte beide Daumen in die Höhe und zwinkerte ihm zu.
Nachdem meine Bratwürstl ohnehin in einem anderen Magen verschwinden würden, setzte ich mich zufrieden in mein Auto und fuhr zu Max. Dort aß ich vernünftig zu Abend, weil Max wirklich ganz hervorragend Chili con Carne kochen kann, und hatte fest vor, im Überschwang der Gefühle die Beschattung des Metzgers komplett zu vergessen. Max unterbreitete mir den Vorschlag, wir könnten einmal Urlaub im hohen Norden machen. Vermutlich, um seine Familie beim Grünkohl-und-Pinkel-Essen zu unterstützen, aber das konnte ich geschickt abwenden. Nach dem Essen wärmte ich mich noch ein wenig seelisch auf, denn noch besser als im Chili-con-Carne-Kochen ist Max im Bett.
Ich gönnte es mir sogar, noch ein Viertelstündchen neben Max liegen zu bleiben und einfach nur blöd vor mich hinzuschauen und an gar nichts zu denken. Max lag hinter mir, hatte seinen Arm um mich geschlungen und dachte anscheinend auch an gar nichts. Es hörte sich fast so an, als würde er schnarchen. Er zuckte zusammen, als neben ihm das Handy klingelte. Ich dachte in schneller Folge an Anneliese und Großmutter und dann an Maarten, dass ich ihn nämlich am liebsten adoptieren würde. Dann könnte er immer, wenn ich etwas anderes zu tun hatte, bei Oma bleiben. Als Max »Neun Millimeter« sagte, entspannte ich mich. Das war dienstlich.
Während er telefonierte, streichelte er sanft meinen Oberschenkel, und ich war ganz kurz davor, wirklich einzuschlafen.
»Aber im Schützenverein schießen die doch mit Kaliber .22«, sagte er, und schlagartig war ich wach. Ermittlungsergebnisse live. Ich stellte mich schlafend, damit er nicht aufstand und heimlich weitertelefonierte. »Na ja. Wenn du meinst.« Er hörte sich ungläubig an. »Vielleicht ist das da auf dem Land anders.«
Kaliber .22? Lächerlich. So ein kleines Kaliber war ja was für Schattenparker. Der Metzger würde jetzt sagen, da schrumpft mir ja der Schwanz, bei einer .22er.
»Dann erkundige dich doch, in welchem Verein hier in der Gegend auch mit größerem Kaliber geschossen wird«, schlug Max vor. Da brauchte er sich gar nicht zu erkundigen. Bei uns im Verein wurde mit allem geschossen, was es nur gab. Die hatten eine Glock als Vereinswaffe und eine 1911er, das wusste sogar ich. »Die ist nicht schlecht«, hatte der Schmalzlwirt gesagt. »Die, wennst runterwirfst, is sie nicht gleich hin. Aber mit meiner SIG Sauer kann die nicht mithalten.«
»Vielleicht hat da auch jemand eine Glock«, sagte Max noch, »das müsst ihr halt noch überprüfen.«
Am anderen Ende der Leitung kam wohl eine ziemlich langwierige Erklärung, bis Max mit den Worten unterbrach: »Alle. Die müssen alle überprüft werden«, dann sagte er ein ziemlich hochdeutsches »Servus«.
Oh je. Das mit der Vereinswaffe müsste ich ihm jetzt eigentlich sagen. Aber, so redete ich mir ein, Max hatte selbst gesagt, ich solle mich aus allen Ermittlungen komplett raushalten. Deswegen hielt ich den Mund.
Statt an Ermittlungen zu denken, dachte ich also mehr darüber nach, wie ich Maarten mehr in mein Leben integrieren könnte.
»Und, an was denkst du gerade?«, gähnte Max.
»An Maarten«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Er warf mir einen schrägen Blick zu.
»Ich mein ja nur«, verteidigte ich mich. »Glaubst du, er lässt sich von mir bei der Polizei abwerben? Als Omasitter?«
Danach hätte mich Max beinahe davon überzeugt, bei ihm zu bleiben. Wir knutschten so lange an der offenen Wohnungstür, bis ich allein davon schon wieder vollkommen ausgehungert war und noch einen Teller Chili hätte vertragen können.
Gerade als ich auf Höhe des Metzgerhauses war, klingelte in meiner Handtasche das Telefon. Ich hatte gleich das ungute Gefühl, dass Großmutter gerade unser Haus abfackelte, weil ich zu lange bei Max geblieben war. Ich hielt an.
»Lisa?«, fragte Annelieses Stimme, bevor ich etwas sagen konnte. »Bist du beim
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