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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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überwunden zu haben, denn er sah mich an, als würde er mich gerne ausziehen. Ich gab ihm einen Rempler. In Anwesenheit meiner Großmutter schaute man einfach nicht so. Vor allen Dingen nicht so, als könnte man sehr gut verstehen, was der Roidl da im Wald gemacht hatte.
    »Mei. Des geht uns auch gar nix an«, sagte Großmutter nur. »Und jetzt iss auf. Sonst kommen die ganzen Wepsen und fressen uns das Fleisch zam.«
    Max sah mich an, als wollte er auch, dass ich aufaß, damit wir endlich zum richtig angenehmen Teil des Abends übergehen konnten.
    »Des Noagerl trinkst noch aus«, sagte Großmutter und hielt mir mein Glas vor die Nase.
    »Genau«, pflichtete Max ihr bei und zeigte auf seine Uhr. Wir treffen uns bei mir, sollte das heißen. Ich bekam ein warmes Gefühl im Bauch und nahm den letzten Schluck aus meinem Glas.
    Hinter uns begann es heftig im Gebüsch zu wackeln und zu knacken. Die beiden Hunde bellten, als würde gleich eine Heerschar von Hundekillern über uns herfallen, bis mein Hund Resis Hund derart angiftete, dass dieser verstummte und sich wieder dem Anschmachten von Maarten widmete.
    »Gut, dass ich Sie treff«, sagte im nächsten Moment die Mare atemlos.
    Oh je. Die Mare, das war so etwas wie die Resi hoch zehn. Sie war zwar älter, bestimmt schon fünfundfünfzig oder so, aber die komischen Rückschlüsse, die sie immer zog, waren denen von der Resi ganz ähnlich. Das verwunderte auch nicht weiter, weil die alle irgendwie miteinander verwandt waren. Die Mare war nämlich eine Nichte von der Langsdorferin, das prägt vermutlich. Und unverheiratet war sie außerdem.
    Und überhaupt, was hieß hier, gut, dass ich Sie treff, schließlich war sie in unseren Garten eingedrungen! Max sah ziemlich resigniert drein und legte das Besteck weg.
    »Habts des schon g’hört, am Friedhof soll’s weizen«, stieß die Mare aufgeregt hervor.
    »Weizen«, wiederholte Großmutter kopfschüttelnd. »Der Boandlkramer weizt doch ned am Friedhof.«
    Max lächelte entspannt, Maarten sah verständnislos von einem zum anderen. »Boandlkramer?«, fragte er. Maarten stellte sich noch blöder an als Max, wenn es darum ging, Bayerisch nachzusprechen.
    »Gebeinhändler«, half ich ihm, und gleichzeitig sagte Max: »Der Tod.«
    »Der Tod geistert am Friedhof herum«, übersetzte ich und versuchte, mein Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen.
    Maarten nickte ernsthaft und sah weiterhin verständnislos drein.
    »Spuken. Das heißt spuken«, flüsterte ich ihm zu und nickte aufmunternd. »Und der Boandlkramer ist der Tod, weißt du.«
    »Die Tante hat’s auch g’hört«, rechtfertigte sich die Mare. Die Tante, das war die alte Langsdorferin, die mit dem Gehwagerl. Die sah zwar fast nichts mehr, aber anscheinend hörte sie umso mehr.
    »Ich hab da noch nichts gehört«, wandte ich ein.
    »Mei«, sagte die Mare böse. »Ich hab’s auch g’hört. Richtig bös schnaufen tut er.«
    »Der Boandlkramer«, setzte ich hilfreich hinzu. »Und wieso sollte der am Friedhof rumschnaufen? Da sind doch schon alle tot.«
    Max verdrehte unauffällig die Augen.
    »Da wäre es doch gescheiter, wenn er hier bei uns rumschnaufen würde«, schlug ich unbedacht vor.
    Die Mare kreischte los. »Du spinnst ja, Lisa.«
    Jetzt musste sogar Maarten grinsen, enthielt sich aber eines Kommentars.
    »Da muss doch die Polizei was machen!«, schrie die Mare aufgeregt. »Da kann man doch ned länger zuschauen. Man traut sich ja in der Nacht nicht mehr rumgehen.«
    »Wer geht denn auch in der Nacht am Friedhof rum?«, fragte Großmutter und stapelte die Teller. »Da siehst ja gar ned, welches Grab du gießt.«
    »Vielleicht sind des auch die Grabschänder«, schlug ich vor. »Die sind bestimmt nachts auf dem Friedhof.«
    »Schmarrn«, stieß die Mare böse hervor. »Wieso sollten die Grabschänder so schnaufen.« Inzwischen war die Mare rot angelaufen.
    »Gräberschänden ist halt auch anstrengend. Allein das Grabsteineumwerfen«, schlug ich vor. »Und vielleicht ist er Asthmatiker. Oder sie.«
    »Geh, Mädl«, unterbrach Großmutter meine Phantasien. Das »Verzähl doch koanen solchenen Schmarrn« ließ sie weg.
    »Ich werde mich drum kümmern«, sagte Max freundlich.
    Wie bitte? Ich drehte mich mit offenem Mund zu Max. Das waren ja Neuigkeiten. Max, der unerschrockene Jäger von herumweizenden Gespenstern und asthmatischen Grabschändern. Ich hatte plötzlich das Gefühl, einen wirklichen Helden zu lieben. Das würde ich ihm heute Nacht erzählen. Wenn ich heute

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