Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Nacht überhaupt dazu kam, irgendetwas zu erzählen. Denn ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, mit Max nach Hause zu fahren und etwas ausgesprochen Nonverbales zu machen. Aber wenn jetzt noch ein paar Leute hier auftauchen würden, die den Körpereinsatz von Max forderten, dann hatte ich das Nachsehen.
Aber irgendwie sah Max aus, als würde er mit »ich« eher »Maarten« meinen.
Die Mare sah uns triumphierend an. »Ja. Zeit wird’s.« Zufrieden drehte sie sich um.
»So ein Schmarrn«, sagte Großmutter noch.
Bevor ich mich zu Max abseilen konnte, musste ich noch das Ding mit Anneliese durchziehen. Ich war so angenehm vollgefressen, dass ich am liebsten, ohne zu Anneliese oder Max zu fahren, in meinem eigenen Bett eingeschlafen wäre.
Als ich bei Annelieses Haus vorbeifuhr, sah ich noch immer das Familienauto vor der Garage stehen. Ich schloss mit mir selbst eine Wette ab, dass Anneliese keine Lust hatte zu kommen und in wenigen Minuten anrufen würde, um mir ausführlich von der Inkompetenz ihres Mannes zu erzählen.
Tatsächlich läutete mein Handy, als ich in der Straße vom Metzger parkte. Natürlich, Anneliese sagt ab, dachte ich zufrieden, als ich die Nummer am Display sah.
»Ich brauch noch ein bisserl«, sagte sie etwas atemlos. »Bin gleich fertig. Das Binerl stellt sich grad ein bisserl an mit ihrem Breierl.«
Breierl. Die Hormone machten aus Frauen seltsame Wesen, außerdirdisch, intergalaktisch, entrückt. Wie konnte man an das Wort Brei noch eine Verkleinerungsform hängen?
»Du kannst ja schon einmal anfangen«, schlug sie vor.
Du hast sie ja nicht mehr alle, dachte ich mir. »Ist das nicht ein bisschen spät zum Füttern?«, fragte ich unbedacht.
»Mei, hab du einmal Kinder!«, kreischte sie hysterisch ins Telefon. »Dann merkst selber, wie das ist.«
Sie knallte den Hörer auf die Gabel, und ich lauschte dem Tuten an meinem Ohr. Wenn ich gewusst hätte, dass Anneliese noch mit »Breierl« zugange war, hätte ich mich zu Hause auf die Eckbank gelegt. Während ich mich noch über diese Fehlentscheidung ärgerte, sah ich, dass ein Auto direkt vor dem Haus des Metzgers hielt. Ich kniff die Augen zusammen, um zu sehen, wer denn da ausstieg.
Der Troidl.
Was machte der zu dieser Zeit beim Metzger? Seinen Schweinsbraten vorbestellen? Die Außenbeleuchtung ging an, und die Metzgerin erschien in der Tür. Dann verschwand sie wieder, und der Metzger kam heraus. Er sah sich nach seiner Frau um, wartete eine Weile, dann zog er die Haustür hinter sich zu und bedeutete dem Troidl, von der Haustür wegzugehen.
Oh je. Das sah jetzt sehr geheimniskrämerisch aus. Mich jetzt ermittlungstechnisch etwas aus dem Fenster lehnen wäre wirklich hilfreich. Vielleicht war ich aber auch zu müde, um auch nur den Fensterheber zu bedienen.
Ich beschloss, etwas richtig Tapferes zu tun, und quetschte mich leise aus dem Auto, um dann zum Gartenzaun des Metzgers zu krabbeln. Atemlos lehnte ich mich gegen den Jägerzaun und sperrte die Ohren auf.
»Ein Anruf hätte auch gereicht«, hörte ich den Metzger gerade ärgerlich sagen. »Je weniger davon wissen, desto besser.«
»Mei, deine Alte wird scho nix sagen«, schlug der Troidl vor, die Antwort vom Metzger hörte ich nicht.
Das war ja unglaublich! Die zwei heckten tatsächlich etwas aus! Mein Herz schlug sofort unrhythmisch und holprig.
Beim Troidl muss man wissen, dass der ganz allein auf einem alten Bauernhof lebt. Das einzige quasimenschliche Wesen in seiner Umgebung ist ein uralter Gartenzwerg in der Größe eines deutschen Schäferhundes, der aussieht, als hätte er einen anormal hohen Sexualtrieb. An bestimmten Tagen ging der Troidl wahlweise schlecht gekleidet oder gleich im Negligé zum Schmalzlwirt und aß dort einen gemischten Braten mit Knödeln. Außerdem hatte er ein düsteres Geheimnis, das mir schon bei meinem letzten Fall Bauchschmerzen verursacht hatte. Und bis jetzt wusste ich noch nicht, was es war.
»Ab dem sechzehnten Juni geht’s«, sagte der Metzger etwas lauter.
»Dann machen wir’s gleich am Sechzehnten«, stimmte der Troidl zu. »Recht lang rumtun brauchen wir da gar nicht.«
»Dann treffen wir uns auf dem Friedhof. Wenn’s dunkel ist«, schlug der Metzger vor. »Jeder mit dem Gewehr.«
»Länger lassen wir uns des nimmer gefallen«, stimmte der Troidl zu. »Da darf man nicht zimperlich sein. Irgendwann muss halt einer mal hart durchgreifen.«
Sie schwiegen beide, anscheinend beeindruckt von ihrer eigenen Härte.
»Und wenn
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