Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
wir ihn erwischen, dann tun wir ihn in dein Auto.«
Der Metzger knurrte unwillig. »Ich komm mit dem Lieferwagen doch nicht durch des Tor. Da musst schon mit dem BMW kommen.«
»Dass mein Auto versaut ist?«, schimpfte der Troidl halblaut. »Des ganze Blut, des kriegst doch nie wieder raus.«
»Da tust a Plastikplane rein, dann merkt ma nix vom Blut«, erklärte der Metzger versiert.
Gewehr? Blut? Wenn ich nicht ganz sicher gewusst hätte, dass der Troidl und der Metzger ganz liebe Gesellen sind, die niemand etwas zuleide tun würden, und zwar niemals nicht, wäre ich glatt auf die Idee gekommen …
Für einen ganz langen Moment hielt ich die Luft an, weil ich Angst hatte, dass ich schon wieder nahe am Hyperventilieren war.
Am liebsten hätte ich mich einfach übergeben.
»Das sagst du«, erklärte der Troidl griesgrämig. »Des Blut, des findst nach Jahren noch. Des verschlupft sich doch überall.« Vorsichtig spechtete ich durch die Sprossen des Jägerzauns. Vielleicht versuchten sie ja nur, sich ein bisschen auf den Arm zu nehmen. Gleich würden sie zu lachen anfangen. Bestimmt.
»Da wird doch nicht gleich die Spurensicherung kommen«, erklärte der Metzger mit einem fetten Grinsen, das im Mondlicht leuchtete.
Uah.
Irgendetwas gluckerte ganz furchtbar laut. Der Metzger und der Troidl sahen in meine Richtung, und ich machte mich so klein, wie ich konnte. Wenn ich Glück hatte, würde ich jetzt in Ohnmacht fallen. Mein blöder Magen. Wenn ich jetzt vom Troidl niedergeschossen wurde, dann lag das nur an dem fetten Grillfleisch. Aber nach einer kurzen Pause drehte sich der Troidl wieder zum Metzger und sagte: »Dann mach ma des so.«
Und der Metzger sagte gar nichts mehr, sondern drehte sich einfach um.
Ich krabbelte, so schnell ich konnte, hinter mein Auto, denn schon hörte ich die Schritte vom Troidl.
Meine Zähne schlugen unkontrolliert aufeinander. Was war das gewesen? Eine Verabredung zum Mord? Nein, nein, beruhigte ich mich. Das würden die zwei niemals machen. Es gab bestimmt einen ganz logischen Grund, weshalb sie sich auf dem Friedhof trafen. Hasen jagen oder so.
Hasen jagen, ich kam mir selbst komisch vor bei dem Gedanken. Auf dem Friedhof. Nachts.
Ich saß direkt hinter dem Auspuff meines Autos und wartete atemlos darauf, dass der Troidl endlich verschwand. Das Einzige, was mich noch am Umkippen hinderte, waren die vielen Steinchen, die an meinen Handflächen klebten und die jetzt elend wehtaten. Und meine Knie. Ich war einfach zu alt für solche Aktionen.
Als ich endlich wieder in meinem Auto saß, hyperventilierte ich nachträglich so stark, dass mir fast schwarz vor Augen wurde. Ich krallte mich eine Weile in das Lenkrad und versuchte krampfhaft, die Luft anzuhalten. Wenn die zwei derart routiniert einen Mord planten, dann war es durchaus möglich, dass sie schon ein, zwei oder drei Morde begangen hatten. Außerdem konnte es gut sein, dass sie auch planten, mich aus dem Weg zu räumen, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht hatten sie schon längst bemerkt, dass sie belauscht worden waren.
Plötzlich konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass der Metzger seine diversen Waffen aus seinem Waffenschrank auch dazu nutzte, um in freier Wildbahn herumzuballern. Mir fiel zwar kein Grund ein, wieso. Aber vielleicht war er auf Drogen. Und das verändert einen, das weiß man doch.
Neben mir wurde die Beifahrertür aufgerissen, und ich begann wie verrückt zu quietschen.
»Servus«, sagte Anneliese direkt neben mir und ließ sich in den Sitz fallen. Ich brauchte eine Weile, um mich zu regenerieren.
»Spinnst du?«, fauchte sie mich an.
»Nein, du spinnst«, antwortete ich böse. »Dass ich durch den Wind bin, ist doch wohl klar.«
Inzwischen schnatterte ich nicht mehr mit den Zähnen. Ich konnte sogar in ganzen Sätzen sprechen.
»Der Troidl. Mit dem Gewehr. Am Friedhof«, zählte Anneliese ungläubig auf. »Was du wieder hörst.«
»Was ich wieder hör«, fauchte ich noch böser. »Ich werde doch wissen, was ich höre.«
»Ja. Aber so einen Schmarrn«, erklärte Anneliese geduldig. »Wie kannst denn so einen Schmarrn hören. Da musst du dich verhört haben.«
Ich schwieg bockig. Wenn nicht einmal die beste Freundin an einen glaubte, das konnte einem schon den Abend vermiesen.
»Jetzt lass uns erst einmal des Beweismaterial ausgraben«, schlug Anneliese vor. »Und dann können wir ja nachdenken.«
Ich konnte jetzt weder nachdenken noch graben.
»Wer kommt denn da schon wieder?«,
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