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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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ellenlangen roten Fingernägeln gehalten wurde. Muscheln mit geöffneten Schalen. Frauen, bei denen man nur zwischen die gespreizten Beine sah und die sich mit Blüten mehr schlecht als recht verhüllten.
    Uah. Das war jetzt mal gar nichts, was ich in meinem Artikel verwenden konnte. Allein der Gedanke daran, dass die Kathl oder meine Großmutter das lesen würden, ließ mich knallrot anlaufen.
    »Kannst du mal die Küche kehren?«, rief Großmutter von unten, und ich klappte hektisch meinen Laptop zu, damit Großmutter nicht auch noch rot werden musste.
    »Ich muss heute noch arbeiten«, erklärte ich ihr lautstark, klappte dann doch den Laptop wieder auf, um das Fenster mit Roidls Swingerklub zu schließen und mein Schreibprogramm zu öffnen.
    »Und ich muss noch zum Rosenmüller«, hörte ich sie unten schimpfen, als würde es den Rosenmüller stören, wenn bei uns die Küche nicht gekehrt war. Ich seufzte schwer. Eigentlich müsste ich sie davon abhalten, so einen Krampf zu machen und dem Rosenmüller die Hand aufzulegen, aber besser das als Kochen ohne Aufsicht. Und wer wusste, vielleicht hatte der Rosenmüller ja wirklich eine schlimme Migräne.
    »Weißt du, was sie in der Gemeinderatssitzung g’macht haben?«, fragte Großmutter und tauchte tatsächlich neben mir auf.
    »Nix als Schmarrn«, gab ich zu. »Die haben den Swingerklub abgelehnt.«
    »Ja, denken die gar ned mit?«, fragte sie sich und sah mit gerunzelter Stirn auf mein geöffnetes Schreibprogramm. »Und was machen s’ jetzt mit der alten Konditorei? Das ist doch ein richtiger Schandfleck, mitten im Ort. So abgeblättert, wie die ausschaut«, schimpfte Großmutter.
    Ich ließ für eine Sekunde meinen Mund offen stehen und verkniff mir den Kommentar, dass ein Swingerklub auch nicht gerade das Gegenteil eines Schandflecks war. Etwas unschlüssig räusperte ich mich, bevor ich antwortete: »Vielleicht machen s’ einen Beate-Uhse-Laden rein.«
    Großmutter nickte begeistert. »Jetzt, wo der Roidl nimmer lebt, brauchen wir auch so dringend koanen Swingerklub ned«, stimmte sie mir zu. »Da wär so ein Laden mit ein paar Pupperln grad recht.«
    Mein Mund blieb dieses Mal gleich ein paar Sekunden offen stehen. Ich klappte ihn erst wieder zu, als ich verstand, dass sie Beate Uhse mit Käthe Kruse verwechselte.
    Am nächsten Tag stand unser monatlicher Großeinkauf an. Da fuhren Großmutter und ich immer zum Supermarkt und kauften ganz viel Sauerkraut ein und so Dinge, die wir wirklich brauchten. Erst vor Kurzem hatte ich zum Thema Großeinkauf einen wirklich guten Tipp in unserer Zeitung gelesen. Dass ich jemals vom Kare einen guten Tipp kriegen würde, hätte ich nie gedacht. Er hatte nämlich geschrieben, man solle Menschenansammlungen meiden. Weil man sich da ganz schnell mit Schweinegrippe anstecken konnte. Da half dann auch das ganze Händewaschen nichts, wenn man sich so ins Getümmel warf. Daran musste ich sofort denken, als ich die Menschentraube vor dem Kühlregal sah. Besonders wenn das durchschnittliche Alter der Menschentraube ungefähr siebzig ist, sollte man einen möglichst großen Abstand halten. Das hatte Kare nicht geschrieben, aber das wusste ich aus eigener Erfahrung.
    Großmutter kannte diese Regel natürlich nicht und steuerte sofort darauf zu. Für Großmutter war eine Menschentraube wie ein Magnet, und ich, unselbstständig, wie ich war, schlich ihr einfach hinterher. Mit Großmutter im Supermarkt war sowieso die Hölle, da machte ein kleiner Menschenauflauf das Kraut auch nicht fett. Wenn man Pech hatte, sprach sie nämlich wildfremde Leute an und erzählte ihnen, dass seit diesem Euro doch alles doppelt so teuer war. Und dass die Sachen aus der Dose eh nicht schmeckten.
    Ich holte mein Handy raus, um mal bei Maarten nachzufragen, wann er heute bei Großmutter sein konnte. Und gleichzeitig abzuchecken, ob er wirklich tat, was ich ihm aufgetragen hatte. Maarten steckte wohl gerade in einem Funkloch, und ich rumpelte in Großmutter hinein, die abrupt stehen geblieben war.
    Als ich schon nicht mehr umkehren konnte, entdeckte ich, dass im Zentrum der Ansammlung die Metzgerin stand. Sie wurde gerade von einem jungen, sehr schick gekleideten Mann zu ihrem Konsumverhalten befragt.
    Oh. Nein.
    Zum einen legte ich gerade überhaupt keinen Wert auf Kontakt zur Metzgerin. Außerdem konnte Großmutter unmöglich an einer Befragung teilnehmen. Denn natürlich kauften wir nie Quarkdesserts, wo dachte der denn hin? Das trompetete Großmutter

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