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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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hatte. »Die Anneliese hat gesagt, dass das Auto von ihm neunzigtausend Euro kostet.«
    »Deswegen könnt er trotzdem grüßen«, fand Großmutter.
    Ich verdrehte die Augen. »Aber woher hat er das Geld, das musst du dich fragen.«
    »Das ist mir wurscht«, erklärte Großmutter bestimmt. »Der schaut immer weg, wenn er mich sieht. Den hätten s’ halt a bisserl besser erziehen sollen.«
    Hinter meiner Stirn setzte sich ein fieser Kopfschmerz fest.
    Irgendwie fand ich es immer noch ziemlich gruselig, dass der Schaller darüber redete, dass ich schon längst gestorben war. Geh, der red’t doch einen Schmarrn. Der kann doch gar nimmer in der Zeitung lesen, wer gestorben ist und wer nicht, würde meine Großmutter sagen.
    »Und, wie war dein Tag?«, wollte ich von Maarten wissen, um mich abzulenken. »Über die Kloschüssel hast du noch nichts herausbekommen? Oder über den Anderl?« Zum Beispiel, wie viel Schutzgeld er heute vom Metzger erpresst hat.
    »Eigentlich soll ich mich jetzt auf den Grabschänder konzentrieren«, erklärte er verlegen.
    Manno, der Max wieder. Bemühte sich wirklich, den Maarten irgendwohin abzuschieben, wo es nichts zu ermitteln gab.
    »Die Kreszenz wollte ich heute befragen«, erklärte Maarten nach einer langen, unglücklichen Pause.
    Oh je. Er konnte doch nicht allen Ernstes die Kreszenz nach dem kriminellen Verhalten ihres Sohnes befragen.
    »Ja«, ermunterte ich ihn.
    »Ich hab es genauso gemacht, wie du gesagt hast. Ich habe das mit den Zähnen erzählt. Im Siphon.«
    Großmutter schüttelte schon wieder den Kopf.
    »Und, haben sie sich dann mit dir unterhalten?«, wollte ich wissen.
    »Ja«, erklärte Maarten unglücklich. »Sie haben sich alle über die … Rosl unterhalten.«
    Ich grinste breit.
    »Und über den Papa von der Kreszenz.«
    »Ehrlich?«, fragte ich erstaunt.
    »Sind dem auch die Zähn in den Siphon?«, interessierte sich Großmutter. Wir beugten uns beide sehr neugierig nach vorn.
    »Der hat sie geschluckt. Und dann mussten sie … eine Bixen Sauerkraut kaufen und warten …«
    Großmutter und ich prusteten los.
    »Und jetzt frag ich mich, was ist eine Bixen?«, wollte Maarten mit sehr norddeutscher Aussprache wissen.
    Nachdem wir das mit der Dose Sauerkraut und dem Schaller und seinen Zähnen ins Ostfriesische übersetzt und die leckeren Wiener Schnitzel von meiner Großmutter vertilgt hatten, fuhr Maarten nach Hause, Großmutter fuhrwerkte zufrieden in der Küche herum, und ich verkrümelte mich in mein Zimmer. Eigentlich, um das Interview mit dem Medienpädagogen zu schreiben. Aber die ganzen Unterhaltungen über die Roidls und die Schallers und die Grubers hatten mich neugierig auf den Swingerklub gemacht, und im Prinzip konnte man ja auch darüber schreiben, das interessierte sowieso jeden im Ort viel mehr als alles, was ich sonst zu Papier brachte. In der Metzgerei war das Gerücht kursiert, dass der Roidl eine eigene Homepage gehabt hatte. Hoampäitsch, hatte die Metzgerin gesagt, und mir war schon zum wiederholten Male aufgefallen, dass die englische Sprache ganz eng verwandt mit dem Bayerischen sein musste. Rein vom Klang her.
    Die Homepage war leicht zu finden, die Stichworte Roidl und Swinger ergaben als ersten Treffer die Seite www.roidls-swingerclub.de.
    Das war ja ein Ding. Der hatte sich schon richtig ordentlich Gedanken gemacht. Das war keine Idee im Vollrausch gewesen – fünf Maß, und schon hatte man einen Swingerklub im Kopf. Nein. Er hatte eine richtig tolle Homepage. Und jetzt gab es sogar eine Homepage von einem Swingerklub, den es nie geben würde!
    Man konnte bereits ein paar halb nackte Frauen mit Katzenmasken vorm Gesicht bewundern, die anscheinend hochgradig am Swingen interessiert waren. Außerdem gab es ein paar Buttons zum Anklicken. Ich klickte als Erstes auf die »Geschichte vom letzten Wochenende«, angeblich geschrieben von einer Mareike M., Einzelhandelskauffrau und achtundzwanzig Jahre alt, die jeden Freitag mit Begeisterung zum Swingen kam. Sie hatte jede Menge schweinische Phantasien und wollte am liebsten mit Honig und Nutella beschmiert und von allen Anwesenden sauber geleckt werden.
    Was dem Roidl da für ein Schmarrn eingefallen war. Oder der Marlis. Wenn das mal nicht total gruselig war.
    Ich klickte schnell auf den Button »Kunstgalerie« und fand mich einer seltsamen Sammlung von Bildern gegenüber. Spargel vor dunklem Samtstoff. Spargel, der in den wolkenlosen Himmel ragte, Spargel, der von einer Frauenhand mit

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