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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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lieber, dass ihr den narrischen Zwickel derwischts, der am helllichten Tag bei uns im Garten rumschießt.«
    Mein Gehirn fühlte sich total wattig an. Ich musste mich schnell hinsetzen, sonst wäre ich umgefallen. Irgendwas in meinem Kopf gab komische Geräusche von sich. Oder einer der Männer machte komische Geräusche. Außerdem musste ich dringend aufs Klo.
    Meine Hose war aber schon quietschnass, weil ich im nassen Gras saß. Jetzt musste ich sitzen bleiben, bis alle weg waren, weil sonst jeder denken würde, ich hätte vor Angst in die Hose gemacht.
    »Ja, der Wahnsinn«, sagte der Schorsch hinter mir. »Da ist der Einschuss. Direkt in den Hackstock rein. Da hat echt einer g’schossen!«
    »Ja, was sag ich denn die ganze Zeit!«, kreischte die Reisingerin. »Ich hab denkt, die Russen marschieren ein, so ein Geballer war des.«
    Geballer? Ich hatte nur einen Schuss mitgekriegt. Aber ich konnte für nichts garantieren, vielleicht war es auch ein Maschinengewehr gewesen, und ich hatte nur nichts gehört, weil ich so laut gequiekt hatte.
    Irgendwann stand auch Max neben mir. Er war an meiner Seite in die Hocke gegangen und hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt. Das war sehr beunruhigend. Denn er sagte gar nichts. Umso mehr drehte der Schorsch auf, der konnte sich gar nicht mehr beruhigen, vor lauter Herumschwadronieren. Mir wurde von seinem ganzen Gerede so schlecht, dass ich mich beinahe übergeben hätte. Aber kurz bevor ich diesem Drang nachgeben konnte, sah Max mir in die Augen. Statt zu kotzen, fing ich zu heulen an. Max drückte mit einer Hand mein Knie und holte ein Stofftaschentuch hervor. Gebügelt und gefaltet. Wie hatte ich das nur vergessen können, dass er so etwas mit sich herumtrug?
    Er fragte sehr sachlich: »Hast du etwas gesehen?«
    Ich merkte lediglich an seinem angespannten Gesicht, dass ihm die Situation naheging. Das brachte mich restlos aus der Fassung. Mir ging ständig etwas nahe. Ich war immer am Quietschen und Kreischen und Hysterischwerden. Aber Max war eigentlich die Coolness pur. Zumindest sah er immer so aus, als wäre er frisch aus dem Urlaub, total entspannt und durch nichts umzuhauen. Das war vielleicht das viel gepriesene polizeiliche Pokerface. Diesmal sah er aber so aus, als würde er angestrengt ein emotionsloses Pokerface machen, obwohl es innerlich ganz anders aussah. Das war richtig beunruhigend.
    Ich schüttelte den Kopf. Für einen Moment kam es mir so vor, als würden mich alle anstarren.
    Jetzt wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt gewesen, Max von letzter Nacht zu erzählen. Von dem Grabschänder, dem Metzger und dem Troidl. Und vom Schorsch. Aber in meinem Kopf begann sich irgendetwas ganz schnell zu drehen.
    Dann hörte ich die Sirenen des Rettungswagens, und der Mane sagte: »Jetzt ist der Sanka auch da. Da wär s’ scho lang hinüber, wenn der troffen hätt.«
    Und der Sani sagte sauer: »Seids doch ihr da. A bisserl reanimieren und einen Druckverband wird doch auch einer von der Feuerwehr hinkriegen.«
    Und mit diesem Satz endete mein persönlicher Erinnerungsfilm, denn danach musste ich umgekippt sein.
    »Und, wie geht’s jetzt weiter?«, fragte ich Max. Er krempelte sich gerade die Hemdsärmel hoch, als wollte er demnächst dem Schützen den Hals umdrehen. In Wirklichkeit nahm er eine Pfanne aus dem Schrank. Ich saß an seinem Küchentisch und schaute ihm zu.
    »Erst brate ich uns ein Steak«, erklärte er.
    »Und dann?«, fragte ich kleinlaut.
    »Und dann vögeln wir ein bisschen«, schlug er vor, während er den Herd einschaltete.
    »Vögeln?«, fragte ich total fassungslos und starrte seinen Rücken an. Konnte er das nicht ein wenig romantischer formulieren? Und überhaupt, sollte er sich nicht mehr Gedanken darüber machen, wer auf seine Freundin schoss?
    »Damit du auf andere Gedanken kommst«, erklärte sich Max, und das Fleisch begann lautstark in der Pfanne zu zischen und zu brutzeln. So ein Schmarrn. Opfer wurden doch psychologisch betreut. Von Sex als geeigneter Maßnahme hatte ich noch nie etwas gehört.
    Ich hatte bestimmt zum tausendsten Mal den Schuss in meinem Ohr gehört, und selbst die Kommentare vom Schorsch hatten sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
    Der hatte nämlich gleich mal unseren Hackstock untersucht und total profimäßig herumtrompetet, dass das ein 8x57-Kaliber sei, das gängige Kaliber für ein Jagdgewehr.
    Jagdgewehr. Wenn das mal nicht den Metzger total verdächtig machte.
    »Da kannst sogar einen Hirschen umlegen«,

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