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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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gewusst hätten, auch besser kleiden hätten können, sie zum Beispiel hätte ihr gutes Kostüm angezogen. Außerdem hätte man die vertrockneten Tulpen unter den Rosen rausreißen sollen, weil, was sollten jetzt die Leute von uns denken, wo sie im Großformat die vertrockneten Tulpen gesehen hatten.
    Die Mare hatte mich darauf hingewiesen, dass die Angelina Jolie in solchen Situationen immer ganz anders reagierte. Dafür war ich der Mare auch richtig dankbar. In Zukunft würde ich auch anders reagieren, nachdem ich vielleicht fünf Kilo abgenommen hatte, natürlich. Ich hatte für mich daraus die Konsequenz gezogen, mich in der Küche zu verbarrikadieren und nicht mehr ans Telefon zu gehen. Weitere blöde Kommentare konnte ich in meiner psychischen Verfassung einfach nicht mehr aushalten.
    Von der Küchenbank starrte ich auf die Schutzweste, die mir Maarten mitgebracht hatte und die ich bis jetzt nicht angezogen hatte. Sie war schwarz und steif und sah furchtbar unbequem aus. Außerdem wirkte sie so, als hätten meine Brüste keinen Platz darin.
    Ich war ziemlich froh, als Großmutter endlich aus der Metzgerei zurückkam. Sonst hätte ich bestimmt aus Langeweile noch ein paarmal das blöde Video angeguckt. Großmutter hatte Maarten im Schlepptau, vielleicht war es aber auch umgekehrt, dass Maarten meine Großmutter überredet hatte, mit ihm in die Metzgerei zu gehen.
    »Langsam geht was vorwärts«, erzählte sie mir begeistert. »Die Metzgerin hat gemeint, den finden die ganz schnell.«
    Ihr Wort in Gottes Ohr. Die Metzgerin hatte anscheinend auch gewusst, dass der Schuss von einer Mauser abgefeuert worden war, weil sie in epischer Breite davon erzählt hatte.
    »Eine Mauser K98k«, sagte Großmutter ganz routiniert, als würde sie ständig über so etwas reden.
    »Und, was ist das?«, fragte ich misstrauisch und wünschte, Großmutter hätte mir mehrere Sahnetorten oder drei dicke Burger mitgebracht anstatt solcher sinnloser Informationen.
    »Ein G’wehr halt«, erklärte sie. »Ein altes. Die ham s’ ja schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg g’habt. Und der Metzger hat g’meint, dass er im Internet g’lesen hat, dass sie im Zweiten Weltkrieg davon zwölf Millionen g’macht haben.«
    Zwölf Millionen? Die jetzt alle zu überprüfen konnte Jahrhunderte dauern.
    »Den finden die nie«, prophezeite ich. »Ich kann bis ans Ende meiner Tage mit einer schusssicheren Weste rumlaufen.«
    »Du brauchst doch keine schusssichere Weste, Mädl. Wo denkst denn hin. Des war doch bestimmt ein Versehen.«
    Welcher Idiot ging denn bei uns am helllichten Tag mit einer Mauser spazieren und schoss damit aus Versehen in Gärten? Das machte ja nicht einmal der Metzger, der gerne in der Nacht auf Friedhöfen herumballerte.
    Maarten saß etwas frustriert zwischen uns und sagte nichts.
    »Außerdem gibt’s bei uns im Dorf auch keine zwölf Millionen«, wandte Großmutter zungenschnalzend ein.
    »Sondern?«, fragte ich mürrisch.
    »Mei«, sagte Großmutter und überlegte eine Weile. »Der Metzger hat natürlich eine.«
    Wieso erstaunte mich das nicht?
    »Jetzt gibt’s doch gar keine Gewehre aus dem Zweiten Weltkrieg mehr«, wandte ich ein.
    »Naja, nach dem Zweiten Weltkrieg, da ist des Zeug halt rumg’legen, einfach so. Neben der Straß«, behauptete Großmutter. »Da hab selbst ich eine Mauser im Graben gefunden, und ich hab nicht einmal gesucht.« Sie legte eine bedeutsame Pause ein. »Und der alte Metzger, der war damals halt ein richtiges wildes Birscherl, des kannst glauben. Der hat ja extra g’schaut, ob er eine Mauser findet oder eine Granaten.«
    Sie runzelte ein wenig die Stirn und sah dabei aus dem Fenster.
    »Ich weiß noch, wie die Leut g’schimpft ham. Dem Meier seine Buben schießen scharf, ham s’ g’sagt. Der hat eine Mauser g’funden und schießt im Wald auf Schildln.«
    »Auf Schildln?«, fragte Maarten fassungslos. Von nix eine Ahnung, der Maarten.
    »Na ja, diese Verbotsschilder halt«, erklärte ich ihm. Das macht man so bei uns.
    »Aber froh hast sein können, wenn er nur auf die Schilder geschossen hat«, führte Großmutter weiter aus.
    »Auf was hat er denn noch geschossen?«, fragte ich atemlos. Jetzt kamen wir der Sache doch näher! Auf wehrlose Passantinnen vielleicht. Auf junge, gerade ihre Karriere beginnende Journalistinnen.
    »Auf niemanden hat er g’schossen. Aber der hat ja extra g’sucht, dass er Waffen find’t. Und sein Bub, der war natürlich genauso wie sein Alter. Der hat bei seinem

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