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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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hatte. Den Loisl als Alibi zu wählen, war eigentlich eine gute Idee. Man stellte ihm nur einen Kasten Bier vor die Nase, und dem Loisl fiel gar nicht weiter auf, dass man mal eine halbe Stunde weg gewesen war, um auf irgendwelche Leute zu schießen.
    »Und das akzeptieren die?«, fragte ich böse. »Den Loisl als Alibi. Das ist doch ein Witz.«
    Großmutter seufzte nur.
    »Dann war’s halt der alte Schaller«, schlug ich vor. Das war jetzt zwar total weit hergeholt, dass ein de facto blinder Greis in der Gegend herumballerte. Der würde wahrscheinlich nicht mal mehr den Abzug von seiner Mauser finden, geschweige denn, dieselbe laden können. Aber in manchen Leuten steckte eben mehr, als man von außen vermutet hätte.
    »Nein, der hat auch ein Alibi. Der war mit seiner Frau gerade im Wald bei ihrem alten Häusl und hat dort den Zaun gerichtet.«
    »Der kann doch keinen Zaun richten«, wandte ich ein. »Der sieht doch keine Zaunlatte mehr.«
    »Was du wieder für ein Zeug redest«, schimpfte mich Großmutter. »Außerdem, wieso sollt denn der Schaller auf dich schießen? Der Schaller ist doch ein herzensguter Mann, der geht ja nicht einmal mit in den Wald, wenn s’ alle Wildschweine jagen gehen.«
    Das war bestimmt auch besser so. Wahrscheinlich ließen sie ihn einfach nicht mehr mitmachen, weil er hin und wieder versehentlich ein paar Treiber und Jagdgehilfen erschossen hatte. Diesen Gedanken behielt ich lieber für mich.
    »Sei froh, dass dich keiner getroffen hat, des hätt ja schlimm ausgehen können.«
    Als wüsste ich das nicht selbst. »Ich kann vor allen Dingen froh sein, dass der Täter eine Mauser hatte und keine Uzi«, erklärte ich Großmutter, die aber keine Ahnung von Maschinenpistolen hatte und mich deswegen nur zungenschnalzend aufforderte, endlich die Küche zu kehren.
    Ich machte mich ohne Protest an die Arbeit. Wenn es stimmte, was Großmutter sagte, dann waren da nach dem Zweiten Weltkrieg also einige Waffen in den Straßengräben herumgelegen. Insofern nützte es einem wenig, wenn man nur die Alibis vom Metzger, dem Schmalzl und dem Schaller untersuchte. Vermutlich hatte das halbe Dorf noch irgendwelche Mauser oder Handgranaten im Schlafzimmer versteckt. Die Waffe hatte der Mörder sehr geschickt gewählt. Das konnte jeder gewesen sein.
    »Das musst du unbedingt rausbringen«, empfahl ich dem Maarten. »Weißt du jetzt schon, wer der Kompagnon vom Roidl war? Hast du jetzt schon mit dem Schmalzl gesoffen? Am Donnerstag sitzen immer der Metzger, der Schmalzl und der Schmied zusammen. Da musst du mal dazustoßen.«
    »Dazustoßen«, wiederholte Maarten unglücklich, und hob die Füße an, damit ich darunter kehren konnte.
    »Ja. Ein bisserl was trinken, schlaue Sprüche ablassen, von wegen Scheißsteuern, oder die Sauhund, die Politiker«, zählte ich auf. »Oder über Fußball. Und sag nicht, dass du für Werder Bremen schwärmst. Da kommst du auf keinen grünen Zweig bei denen.«
    Maarten nickte brav.
    »Was hast du eigentlich an dem Tag vor der Schießerei gemacht?«, wollte er von mir wissen.
    Ich runzelte die Stirn. Wieso interessierte ihn das denn plötzlich? »Wir waren beim Schmalzl essen«, erzählte ich. »Und danach … danach war das mit dem Metzger auf dem Friedhof. Du weißt schon, da, wo der Metzger den Grabschänder erschossen hat, den er dann mit dem Auto vom Troidl weggebracht hat.«
    Maarten runzelte auch die Stirn.
    »Und womit die Polizei nix zu tun haben will«, setzte ich süffisant hinzu. »Also, wenn du dich mit dem Max so richtig anlegen willst, kannst du gerne in diese Richtung ermitteln.« Ich warf ihm einen mürrischen Blick zu. Maarten war eine Memme, der ermittelte nur das, was der Max ihm vorschlug.
    »Martin, kannst du mir da was runterholen?«, rief meine Großmutter aus der Speisekammer, und Maarten verschwand, ohne zu murren.
    Ich überlegte eine Weile, wer in unserem Dorf ganz besonders treffsicher schoss. Mir fiel einfach nicht ein, wer der letzte Schützenkönig gewesen war. Im Schützenverein war ja auch eigentlich jeder, außer Großmutter und mir.
    »Wer war denn der letzte Schützenkönig?«, rief ich aus der Küche in den Flur und kehrte großzügig die Brösel quer durch die Küche. Ich hörte nur Gerumpel in der Speisekammer. Wahrscheinlich wusste es Großmutter auch nicht.
    Das Handy von der Marlis, fiel mir siedend heiß ein. Ich musste es wirklich ganz dringend Max geben. Wenn das wirklich der Mörder war, der angerufen hatte, dann war der Fall ja

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