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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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blitzschnell gelöst. Das schlechte Gewissen zwickte mich im Magen. Ich stellte den Besen zur Seite, zog den Zettel mit der Telefonnummer aus der Hosentasche und begann zu wählen. Vielleicht erreichte ich ja jetzt jemanden. Es dauerte eine ganze Weile. Dann hörte ich das Freizeichen. Mein Herzschlag explodierte. Es tutete. Und tutete. Der Mörder hatte sein Handy wieder eingeschaltet. Und gleich würde sich jemand melden. Gleich.
    Es tutete weiter.
    Großmutter erschien in der Tür und runzelte die Stirn. »Der letzte Schützenkönig«, sagte sie überlegend. Ich knallte den Hörer auf und atmete einmal tief durch. Für einen Moment sah sie verschmitzt aus. »Jetzt weiß ich’s wieder. Der Mane Gruber. Des war wirklich komisch.«
    Der Mane. Dass der überhaupt im Schützenverein war. Mein Herz bumperte wie verrückt. Ich konnte mich gar nicht auf meine Großmutter konzentrieren.
    »Und was ist daran komisch?«, fragte ich nach einer atemlosen Pause.
    Maarten ließ sich auf die Eckbank fallen.
    Großmutter runzelte erneut die Stirn und zeigte unter den Tisch. »Kehr fei auch unterm Tisch. Wie schaut denn des aus?«
    »Der Mane ist nicht komisch«, wandte ich ein, packte erneut den Besen und schubste noch mehr Brösel unter dem Tisch hervor.
    »Ach, geh«, sagte Großmutter. »Aber Schützenkönig, des will doch immer keiner sein. Und der Mane schafft des eigentlich immer, dass er es ned wird.«
    Ja, richtig. Wenn man Schützenkönig war, musste man ständig einen ausgeben, und das wollte nicht jeder. Deswegen machten es die meisten so, dass sie die ersten Schüsse gut schossen und dann halt immer daneben. Dieses Jahr hatte der Mane wohl zu spät gemerkt, dass außer ihm schon längst alle danebenschossen. Und das ging dann halt in die Hose, sehr zur Freude aller seiner Spezln.
    Der Mane. Der hätte natürlich auch das Gewehr seines Schwiegervaters nehmen und auf mich schießen können. Und dann noch so link sein und so tun, als würde er mich als Freiwilliger der Feuerwehr retten wollen.
    »Der Mane. Und was hat der gegen mich?«, bohrte ich nach.
    »Was soll denn der gegen dich haben. Der Mane ist ein herzensguter Mann …«
    Ich hörte meiner Großmutter nicht weiter zu. Wenn ich mir bei jedem Menschen dachte, er sei ein herzensguter Mensch, kam ich mit meinen Ermittlungen überhaupt nicht voran. Allein schon seine komische Lächellähmung, das war ja so was von verdächtig. Jemand mit so einem breiten Lächeln versuchte etwas zu vertuschen. Und dann noch freundlich sein bis zum Abwinken, das war alles nur ein Trick, den meine herzensgute Großmutter natürlich noch nicht durchschaut hatte.
    Ich holte mir das Kehrschäufelchen und kehrte allen Dreck unter dem strengen Blick meiner Großmutter drauf.
    »Außerdem ist doch der Mane mit der Feuerwehr dabei g’wesen«, erklärte Großmutter hellsichtig. »So schnell wär doch der ned daheim g’wesen, hätt sei Uniform angezogen und wär zum Feuerwehrhäusl gerannt.«
    Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
    Der Tag zu Hause hatte mir den letzten Nerv geraubt – und diese Maulwurftaktik war überhaupt total bescheuert. Wenn ich ermitteln wollte, konnte ich nicht immer Großmutter in die Metzgerei schicken. Sie vergaß von den Fragen, die ich ihr auftrug, immer die Hälfte. Außerdem hatte ich sie stark im Verdacht, dass sie die Aussagen der Zeugen nach eigenem Gusto veränderte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ich Großmutter und Maarten überzeugt hatte, dass sie dringend mit in die Metzgerei mussten, wo sie doch gerade erst dort gewesen waren. Maarten beharrte penetrant auf der schusssicheren Weste, weil ohne die würde er persönlich keine Verantwortung für mich übernehmen. Ich fand, dass man gerade im Sommer keine schusssicheren Westen tragen sollte, das machte eine ganz unvorteilhafte Figur, und man schwitzte sich zu Tode. Aber da ich nicht ohne Maarten gehen wollte, zog ich sie schließlich an. Großmutter war dann auch noch einsichtig, weil ihr eingefallen war, dass sie dem armen Martin heute mal wieder ein Schnitzel braten wollte. Mit einem guten Kartoffelsalat.
    Der Laden war bummvoll, kein Wunder. Seitdem auf mich geschossen worden war, war der Informationsbedarf riesig.
    »Mei, die Liesl«, sagte die Rosl und lächelte mich freundlich an. Sie vergaß sogar, ein »Heilige Maria Mutter Gottes« anzuhängen. »Und jetzt kriegst richtig Begleitschutz. Vom Herrn Backhus.« Sie senkte ein bisschen die Stimme. »Dein Max ist ja schon ein bisserl schneidiger.«

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