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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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eigentlich für einen Totalquatsch!
    »Oma«, sagte ich leicht panisch, weil der Mane keine Kursänderung vornahm, und zupfte Großmutter am Ärmel. »Ich glaube, das mit dem Kuchen ist eine blöde Idee, da drüben, die Tauben, wollten wir die nicht anschauen?«
    »Nein«, sagte Großmutter, ohne sich umzuschauen. »Ich bin eigentlich nur wegen dem Kuchen da.«
    Vielleicht habe ich telepathische Fähigkeiten, denn ich spürte geradezu, wie sich im nächsten Moment eine Hand krakenartig an meiner festsaugen würde.
    »Meinst, mich interessieren die damischen Tauben, die damischen«, fügte sie noch ziemlich laut hinzu, was uns ein paar böse Blicke einbrachte. »Von den Tauben kriegst doch eh nur Salmonellen. Und die Papageienkrankheit.«
    »Na, die Wild Liesl«, sagte der Mane mit gezwungener Freundlichkeit, weil er wahrscheinlich Großmutters abfällige Bemerkung gehört hatte. »Wie geht’s dir denn?«
    Seit wann interessierte sich der Mane für mein Befinden, das war doch hochgradig verdächtig.
    »Mei«, antwortete ich und versuchte, meine Hände in Sicherheit zu bringen. Ich krallte mich an einer Serviette und einem Papptellerchen fest, als könnte ich das unmöglich nur mit einer Hand halten.
    »Arbeitest wohl wieder fleißig an deinem nächsten Artikel …«, versuchte er mich auszufragen. »Was schreibst denn zurzeit Interessantes?«
    Ich schrieb eigentlich parallel an verschiedenen Artikeln. Aber es war mir jetzt zu kompliziert, das alles zu erklären. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass er sich plötzlich für meine Artikel interessierte, wo es doch sonst keiner in unserem Ort tat.
    »Über das Vereinsleben in unserem Dorf«, sagte ich, um ihn ein bisschen zu erfreuen. Schließlich war er der stellvertretende Vorsitzende des Geflügelzüchtervereins. Seine Reaktion war sehr eigenartig, denn seine Gesichtszüge taten plötzlich nicht mehr das, was er gerne wollte. Sein Lächeln war eine riesige Fratze, und er schien auf jemand anderen zu schielen. Ich folgte seinem Blick, aber da war nur das Kuchenbüfett und seine Schwiegermutter, die immer noch in rasender Geschwindigkeit Blechkuchen zerschnitt und austeilte und parallel den Maarten über ihre Enkelsöhne volltextete.
    »Geflügelzüchterverein, Schützenverein«, zählte ich auf. »Fußballverein …«
    »Wem ist denn das eingefallen?«, fragte er, während ich meine Hände hinter dem Rücken verschränkte und mitsamt Pappteller und Serviette ineinanderkrallte.
    »Mir«, sagte ich stolz und wahrheitsgemäß. Das war mir zwar erst vor zehn Sekunden eingefallen, aber das musste er ja nicht wissen. »Wenn Sie Zeit für ein Interview haben, dann könnten Sie mir gleich die Ziele Ihres Vereins …«
    Er hatte wieder sein strahlendes Lächeln im Gesicht, und seltsamerweise sagte er: »Dann einen schönen Tag noch.« Das war echt unpassend, aber das schien keinem aufzufallen. Dann drehte er sich einfach um und ging zum Metzger. Und hinter mir sagte die alte Zenz ungeduldig zum Nächsten: »Und, was für einen Kuchen hätt’n wir denn gerne.«
    Die Sache mit dem Mane ließ mir einfach keine Ruhe. Ich hatte die Geschichte Großmutter erzählt, aber die fand sein Verhalten total normal.
    »So is der doch immer. Tut recht freundlich, aber eigentlich interessiert ihn doch nix«, erklärte sie es mir. »Manchmal vergisst er halt dann, dass er was g’fragt hat, und geht einfach weiter, ohne die Antwort anzuhören.«
    Na prima.
    »Vielleicht will er Bürgermeister werden«, mutmaßte sie. »Wennst lang genug freundlich zu jedem Deppen bist, dann wirst des.«
    Na ja, dann müsste der Mane schon seit hundert Jahren Bürgermeister sein. Und mich als Deppen zu bezeichnen war auch nicht die feine englische Art. Großmutter schien sich aber wirklich nur für ihren Kuchen zu interessieren. Sie verschwand an den Tisch von der frisch ondulierten Rosl und der Kathl, die auch nur Augen für ihren Kuchen hatten. Ich bereute, einen trockenen Kuchen genommen zu haben. Etwas mit Sahne wäre jetzt bestimmt leichter runtergeflutscht. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der Mane mich noch immer von der anderen Seite der Halle beobachtete. Ich war richtig froh, dass der Maarten mit seinem Bienenstich hinter mir herwackelte und mich beschützte.
    Das mit dem Mane war wirklich gruselig. Fast schon schade, dass ich ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Dass ich gerade über Datenschutz im Internet schrieb.
    Ich ging mit meinem Stück Kuchen und Maarten im Schlepptau Richtung

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