Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Leopardenbeuteltangas. Mir fiel plötzlich wieder siedend heiß ein, dass wir Max nie das Handy von der Marlis gegeben hatten. Weil der Maarten mich nicht zum Präsidium gefahren hatte, der Depp. Diese unbekannte Handynummer, das war doch bestimmt der Mörder gewesen. Der die Marlis angeklingelt hatte, um zu hören, wo sie gerade im Wald herumkroch. Vorsichtig fasste ich in meine Jackentasche und stellte mein Handy auf lautlos. Mich sollte er so jedenfalls nicht finden.
Dieses iPhone von Marlis musste zu Max, und zwar schnell.
Nach ein paar Minuten sagte die Rosl hinter der Tür: »Kannst ned rausgehen? I kann ned bieseln, wenn einer zuhört.«
Na prima, sie schickte mich hinaus ins Verderben. Anscheinend überlegte ich zu lange, denn sie kam wieder aus dem Klo und wusch sich viel zu lange mit viel Seife die Hände.
»Heilige Maria Mutter Gottes«, sagte sie zum Abschluss. »Nicht einmal am Klo hast dein Fried.«
Dann riss sie die Tür auf. Ich presste die Augen zusammen, in Erwartung eines entsetzten Aufschreis von Mane und Kreszenz. Aber ich hörte nur die Stimme meiner Großmutter, die sagte: »Also, zum Bieseln gehen wir heim.«
»Ich auch«, sagte die Rosl sauer. »Ich mag des gar ned, wenn einer zuhört.«
Ich mochte es gar nicht, wenn ein Massenmörder vor der Tür stand und auf mich wartete. Da war es mir lieber, der Rosl beim Bieseln zuzuhören.
Vor der Klotür stand jetzt nur noch Maarten, um mich zu beschützen.
Mein Herz wummerte in meinen Ohren wie ein Presslufthammer.
»Wo warst du denn so lange?«, zischte ich dem Maarten zu.
»Wo ich war?«, fragte er erstaunt.
»Hast du das auch gehört?«, wollte ich wissen und ließ dabei Großmutter nicht aus den Augen, die schon auf den Ausgang zusteuerte, während sie weiter lauthals mit Rosl über den Zustand des Klos zeterte.
»Was?«, wollte er wissen.
»Da waren doch die Kreszenz und der Mane«, flüsterte ich und sagte dann etwas lauter: »Ich muss bieseln«, als die Kreszenz neben uns langsamer wurde. »Und auf dem Klo krieg ich Analbeschwerden.«
Die Kreszenz hatte einen richtigen Mörderblick drauf, aber sie ging trotzdem weiter.
»Du musst deine Ermittlungstätigkeit verlagern«, murmelte ich Maarten zu.
»Wohin?«, wollte er wissen.
»Pscht«, machte ich. »Gehen wir. Wo ist denn jetzt die Oma hin? Du holst die Oma, und ich … ich warte da auf dich.«
Maarten sah mich mit großen Augen an, dann nickte er und verschwand in der Menge. Neben mir tauchte Anneliese auf.
»Ist dir aufgefallen, wie sich die Kreszenz benimmt?«, flüsterte ich.
Anneliese sah aus, als wäre ihr nur aufgefallen, wie ich mich benahm.
»Die Kreszenz ist nicht verdächtig«, fand Anneliese.
»Der Mane hat gesehen, wie ich den Metzger beschattet habe«, klärte ich Anneliese auf. »Und seitdem hat er Angst, dass etwas in der Zeitung stehen könnte.«
»Was?«
»Was weiß denn ich«, fauchte ich sie an. »Wir hätten halt nicht nur den Metzger beschatten sollen, sondern auch die Kreszenz und den Mane, dann wüssten wir, was er damit gemeint hat.«
»Ich hab überhaupt nicht zu den Grubers rüberg’schaut«, gab Anneliese zu.
Ja. Das war unser Hauptproblem. Statt bei der Metzgerin alte Klos auszugraben, hätten wir ein bisschen weiter links zugucken sollen, was im Garten der Grubers und Schallers passierte.
»Haben die vielleicht auch was vergraben?«, fragte mich Anneliese.
Was sollten die vergraben? Vielleicht eingemachte Mirabellen, die wollte keiner aus unserem Dorf essen, weil sie aussahen wie Schweineaugen, die sich gerade in Säure auflösten.
»Ich habe nicht gesagt, dass sie was vergraben haben«, erklärte ich Anneliese. »Aber wenn sie davor Angst haben, dass wir in der Nacht vor dem Gartentürl stehen, dann muss das doch heißen, dass sie etwas Geheimes gemacht haben. Was keiner wissen darf.«
»Die Zenz. Was Geheimes«, wiederholte Anneliese einfältig.
»Und wir müssen rauskriegen, wieso im Kalender von der Marlis der Anderl und der Girgl drinstehen. Und was der SH ist.«
»SH«, sagte Anneliese noch mal ähnlich einfältig.
»Ja, SH. Schaller. Hirsch. Keine Ahnung. Scheunenhüpfer.«
»Scheunenhüpfer?«, fragte sie nach.
Manno.
»Und wen der Metzger erschossen hat«, setzte ich verzweifelt hinzu. »Und wem die Handynummer gehört. Du weißt schon, der die Marlis angerufen hatte, damals, als die Roidls erschossen worden sind.«
»Wieso?«
»Na ja.« Ich senkte meine Stimme. »Weil das doch bestimmt der Mörder war.«
»Dann
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