Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
sonnenfleckigen Waldboden gingen, hatte ich ein ungutes Gefühl. Ein Eichelhäher flog vor uns auf und kreischte beleidigt. Eigentlich wollte ich gar nicht wissen, was uns beim Schallerhäusl erwartete.
    »Weißt noch, wie wir immer in den Wald gangen sind?«, fragte Anneliese, ohne eine Antwort zu erwarten. »Meine Kinder dürfen das nicht.«
    Wir hatten wieder kein Glück. Es war zwar nicht der Troidl, der durch den Wald schlich, sondern der alte Schaller, aber wir trauten uns trotzdem nicht näher ans Haus heran. Wer wusste schon genau, wie viel er mit seiner Monsterbrille tatsächlich sah?
    Während wir jede an einer Kiefer lehnten und die Zeit verstreichen ließen, kamen alte Kindheitserinnerungen hoch. Als Kinder hatten wir nämlich oft die Zeit einfach verstreichen lassen. Früher hatten wir noch Zeit gehabt, im Gras zu liegen und die kleinen Pflänzchen zu betrachten.
    Neben uns wuchsen dicke Walderdbeeren. Ich hatte schon klebrige Finger, weil ich immer wieder hinüberfasste und mir ein paar Erdbeeren pflückte. In weiter Ferne hörte man sehr laut das grüne Heupferd zirpen. Oder tausend grüne Heupferde.
    »Da kriegt man bestimmt den Fuchsbandwurm«, meinte ich und stopfte noch mehr Beeren in mich hinein.
    »Wird man davon schlanker?«, fragte Anneliese.
    Nein. Toter, dachte ich und pflückte noch ein paar.
    Die Lupinen hatten schon dunkelgraue Samen. Die Zitterpappeln raschelten im Wind. Anneliese zeigte mir ihre dunkelblaue Zunge.
    »Siehst schon einen Bandwurm?«, fragte sie.
    »Man isst doch die Eier«, erklärte ich ihr. »Die sieht man nicht.« Ich steckte mir zur Abwechslung ein Sauerkleeblatt in den Mund.
    »Das ist wie Wellness«, sagte Anneliese und schloss behaglich die Augen. Alles ohne ihre Kinder war Wellness. Man sollte sich wirklich überlegen, ob man Kinder bekommen wollte. »Das könnte ich jetzt tagelang aushalten.«
    »Hm«, sagte ich nur, weil es mir lieber gewesen wäre, der Schaller würde sich endlich verzupfen.
    »Ich glaub, er ist jetzt weg«, sagte die Anneliese neben mir und stand auf. Wir gingen auf das Haus zu. Obwohl ich wusste, dass die Sache mit der Selbstschussanlage Quatsch war, hatte ich ein ganz mulmiges Gefühl. Wahrscheinlich hatte ich mich einfach schon zu lange davor gegruselt.
    Der Zaun um das Haus war in einem erbärmlichen Zustand. Anneliese blieb kopfschüttelnd davor stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Wieso er das Haus ned verkaufen wollt, ist mir ein Rätsel. Die Bruchbude kauft doch sowieso niemand mehr.«
    »Das sind halt die Kindheitserinnerungen, die er hat«, mutmaßte ich und stupste mit dem Schuh den Zaun an.
    Das Tor zum Garten war mit einem großen Vorhängeschloss gesichert. Das Haus hatte sich gar nicht verändert. Rechts und links neben der Tür hingen zwei Rehbockgeweihe. Die hatte der Schaller vielleicht geschossen, als er noch was sehen konnte. Mitten im Hof ragte ein nagelneuer Hochstand auf. Wilder Wein rankte sich über die Vorderseite des Hauses, was nur gut war, dann konnte man den abgeblätterten Putz nicht sehen. Neben der Tür hing eine vermooste Kette in ein blaues Fass, um das Regenwasser aufzufangen.
    »Die Einzigen, die davon eine Kindheitserinnerung haben, sind doch bestimmt wir«, behauptete Anneliese trocken. »Hast du früher irgendjemand von den Schallers hier draußen g’sehen? Denen war doch des alte Häusl schon immer so was von wurscht.«
    Na ja, wir hatten das Haus nicht Tag und Nacht observiert. Vielleicht hatten sie hier ihre heimlichen Liebschaften gehabt.
    An den geschotterten Vorplatz konnte ich mich nicht mehr richtig erinnern. Aber die großen Kletten, die jetzt lila blühten, an die schon. An so einer war ich mal mit nackten Beinen hängen geblieben, während wir uns an das Haus robben wollten, und hatte gedacht, dass uns ein Zwerg stoppen wollte.
    »Des Häusl ist die falsche Fährte«, sagte Anneliese bestimmt und stapfte weiter den Zaun entlang.
    »Und was soll SH dann sonst sein?«, fragte ich. »Klingt doch logisch, dass das der Treffpunkt ist.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die den Anderl irgendwo treffen wollten.«
    Konnte ich mir auch nicht. Aber wieso stand der Kerl dann ständig in ihrem Kalender?
    Anneliese blieb auf einmal stehen und zeigte auf etwas, das unter einer großen dunklen Folie lag. »Was das wohl ist.«
    »Holz«, schlug ich vor.
    »Oder die nächsten drei Leichen«, schlug Anneliese vor. Sie gab mir einen kleinen Rempler, als ich quietschte. »War nur ein

Weitere Kostenlose Bücher