Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Müll.«
Wurmerln? Das waren keine Wurmerln, sondern das war die Mehlschwitze.
Schlecht gelaunt schmetterte ich die leere Packung in den Müll zurück.
»Was bist denn so zwider?«, fragte Großmutter, während sie dem widerstandslosen Maarten die Post in den Arm drückte. »Da schlüpfen bestimmt irgendwelche Mehlwürmer aus.«
»Das muss so aussehen«, sagte ich ärgerlich. Mehlwürmer. So ein Schmarrn.
»Eine Einbrenn macht man aus Mehl und Butter«, empfahl sie mir und drehte sich Richtung Haus. »Des fertige Zeug, da kommen nur die Wurmerln rein.« Noch einmal das Wort Wurmerln, und ich würde zu kreischen anfangen.
»Dafür hab ich keine Zeit«, murrte ich. »Außerdem kostet das was, des braucht man nicht auf den Müll werfen.«
»Ich hab’s auch ned auf den Müll g’worfen«, erklärte Großmutter sanft und ging Richtung Haus.
»Sondern?«, fragte ich gottergeben.
»Sondern unter die Hecke. Hinten beim Kompost.«
»Du bist ja grad wie der Laschinger«, entfuhr es mir. Echt. Die Mehlschwitze unter die Hecke kippen. »Der schmeißt seine Zigaretten auch unter den Busch.«
»Der Laschinger raucht doch gar ned«, antwortete Großmutter. »Wieso sollte der denn Zigaretten unter den Busch schmeißen.«
»Dann halt seine Frau.« Ich war wirklich ganz nahe davor zu hyperventilieren. Und es interessierte mich überhaupt nicht, ob die Laschingers rauchten oder nicht. Es ging mir nur ganz furchtbar auf die Nerven, dass Großmutter im Haus herumfuhrwerkte und Sachen von mir wegwarf. Oder etwas einkaufte, das wir schon tausendmal zu Hause hatten. Wie zum Beispiel die Sache mit dem Sauerkraut.
Als ich ins Haus kam, läutete das Telefon. Max wollte wissen, wie’s mir ging. Ich fing auf der Stelle an zu heulen und begann, aus meinem Leben zu erzählen. Die Geschichte von den Laschingers ließ ich vorsichtshalber weg, um mich nicht als komplett unzurechnungsfähig darzustellen.
Max versprach, Mehlschwitze zu kaufen und unser Sauerkraut mit zu sich nach Hause zu nehmen. Das brachte mich noch mehr zum Heulen.
»Ich brat uns ein Steak«, sagte Max schließlich, nachdem ich eine Weile vor mich hingeschnieft hatte.
»Blutwürste«, sagte ich.
»Meinetwegen Blutwürste. Da passt das Sauerkraut auch besser«, stimmte er mir zu.
Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich den falschen Freund hatte.
Nach dem Mittagessen kam die Anneliese vorbei.
»Du siehst echt scheiße aus«, erklärte sie mir zartfühlend.
»Ich sitze den ganzen Tag zu Hause«, sagte ich übellaunig. »Da wird jeder vernünftige Mensch depressiv.«
»Und da kannst du dich nicht mehr kämmen?«, wollte sie wissen, dann umarmte sie mich trotzdem und flüsterte mir ins Ohr, dass man notfalls den ganzen »Zwirrl« aus dem Haar schneiden und eine schicke Kurzhaarfrisur draus machen könnte.
»Wir sind dicht dran«, behauptete sie, noch immer an meinem Ohr, und ergänzte, dass es auch gute Haarshampoos gebe, mit denen man prima Glanz ins Haar zaubern konnte.
Mir war es lieber, keiner schoss auf mich.
»Glaubst du, dass der Mörder von den Roidls und der, der auf mich geschossen hat, derselbe ist?«, wollte ich von Anneliese wissen.
»Keine Ahnung. Ich frag mich eh, wieso auf dich einer schießen sollte.«
Ich zog die Stirn in Falten. »Das war, gleich nachdem der Metzger die Wildsau geschossen hat.«
»Aber wieso sollte er dann auf dich schießen?«, wollte Anneliese wissen. »Ich mein, das mit der Wildsau, des is doch ganz was anderes.«
»Doch nicht der Metzger. Ich denk da mehr an die Schallers und die Grubers. Schließlich habe ich vorher den Metzger beschattet, auf dein Anraten. Und der Mane hat sich beobachtet gefühlt. Vielleicht hat er sich dann gedacht, ich bin ihm auf der Spur, und hat … dann mal hier rumgeballert.«
Anneliese verzog skeptisch ihr Gesicht. »Ach, Schmarrn. Der Mane doch ned.«
Dass mir das noch nicht aufgefallen war! Klar. Ich hatte den Metzger beschattet, und das war den Schallers und Grubers aufgefallen. Und danach hatte einer von ihnen auf mich geschossen.
»Es hat mit dem Anderl zu tun«, sagte ich noch einmal. »Der Roidl hatte irgendwas mit dem Anderl laufen.«
»Der Anderl hat nicht auf dich geschossen. Der war doch mit seinem Opa im Wald«, entgegnete sie.
»Vielleicht hat das ja sein Vater für ihn erledigt«, mutmaßte ich düster.
»Quatsch. Der hat dich doch gerettet«, widersprach Anneliese. »Außerdem hat er noch den Troidl abholen müssen, weil dem sein BMW nicht ang’sprungen
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