Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
ist.«
Der Troidl wieder. Vermutlich hatte er nur vergessen zu tanken. Oder wollte Benzin sparen.
»Dann eben seine Frau.«
»Die Kreszenz war zur Krebsvorsorge bei ihrem Frauenarzt.«
Die Anneliese hatte echt was auf dem Kasten. Die wusste sogar die Vorsorgetermine anderer Frauen. Ich bekam nicht einmal meinen eigenen auf die Reihe.
»Dann eben der alte Opa«, kreischte ich hysterisch. »Irgendeiner von dieser Brut halt …«
»Gsch«, machte Anneliese und umarmte mich so heftig, dass mir die Luft wegblieb. Sie sagte eine Weile gar nichts, sondern sah angestrengt ins Gebüsch.
»Der alte Schaller war doch im Waldhäusl und hat den Zaun repariert.« Sie ließ mich wieder aus.
»Wir sind dem Mane und der Kreszenz zu dicht auf den Pelz gerückt.« Da war ich mir hundertprozentig sicher.
Und wenn ich noch weiter in die Richtung ermitteln würde, dann würde ich wirklich erschossen werden, da war ich mir auch ganz sicher.
»Wenn, dann war das der Mörder von der Marlis«, behauptete Anneliese.
»Sag ich doch. Der Mane ist der Mörder von der Marlis«, sagte ich weinerlich. Meine Psyche war nicht mehr die Beste.
»Vielleicht war es auch nur ein Versehen.«
Unsinn. Versehen.
»Haben die denn schon was gefunden, irgendwelche Spuren?«, fragte Anneliese zartfühlend nach.
»Wie soll man denn da was finden«, schimpfte ich. »Die Laschingers, die schmeißen ihren Müll unter die Hecke, da kannst doch gar nicht auseinanderhalten, was von wem ist.«
»Den Müll unter die Hecke?« Anneliese war sprachlos. »Echt. Die Laschingerin.«
Jawohl. Außerdem hatte sie BH-Größe XXXL, und ich wäre beinahe am Schock verstorben. Das wollte ich Anneliese aber lieber nicht erzählen.
»Was denn? Kaugummipapierln?«
»Zigaretten«, sagte ich.
»Zigaretten? Aber die rauchen doch gar nicht«, sagte Anneliese.
»Na und. Vielleicht raucht der alte Opa von ihnen.«
»Der alte Opa ist doch schon vor zwei Jahren gestorben.«
Wir sahen uns eine Weile an. Dann meinte Anneliese: »Du, das war bestimmt der Mörder. Der hat sich erst einmal Mut angeraucht, und dann hat er geschossen.«
Mut angeraucht. So ein Schmarrn.
»Oder glaubst du, die Reisingerin raucht heimlich?«
In meinem Kopf ratterten die Gedanken. Vielleicht hatte Anneliese ja recht.
»Wir brauchen Gefrierbeutel«, sagte Anneliese routiniert. »Die Zigaretten bringen wir ins Labor, die sollen eine DNA-Analyse machen, und dann haben wir den Täter.«
Anscheinend sah sie seit Neuestem »CSI: Miami« statt Rosamunde Pilcher.
»Wir holen nur die Zigarettenstummeln. Als Beweis«, erklärte Anneliese, während die Laschingerin und die Reisingerin uns auf die Pelle rückten. Ich wäre schon längst wieder geflohen, aber Anneliese war da ganz anders. Während sie Zigaretten eintütete, erzählte sie sogar von ihren Kindern, von der neuen Rechtschreibung und dem phonetischen Schreibenlernen. Die Laschingerin war begeistert, obwohl wir vollkommen unangekündigt in ihrem Garten rumstapften.
»Bei uns hat der Mörder ja sogar die Wäscheleine abgerissen«, erzählte die Laschingerin. »Der muss da durchgelaufen sein.«
Sie deutete in Richtung Straße.
»Und was sagt die Polizei dazu?«
Na ja, gar nichts. Weil die Laschingerin erzählt doch nicht jeden Schmarrn der Polizei. Außerdem war das bestimmt nicht der potenzielle Mörder gewesen, sondern jemand, der vor lauter Schreck über riesige Badeanzüge bei seiner Flucht alle Leinen zerfetzt hatte.
»Weil s’ halt auch immer die Wäscheleine hängen lässt«, sagte die Reisingerin vertraulich, als wäre die Laschingerin nicht da. »Dabei wird dann die ganze Wäsche schwarz, da wo man’s aufhängt. Aber wahrscheinlich bügelt die ihre Wäsche nicht einmal und bemerkt des deswegen nicht.«
»Meine Wäsche wird ned schwarz«, korrigierte die Laschingerin sie mit einem leicht biestigen Unterton.
»Außerdem, das hab ich schon immer gesagt, da erhängt sich doch noch einer. Wenn man da in der Nacht durchläuft«, verteidigte die Reisingerin ihre Meinung.
Wir alle sahen die Reisingerin an, als fänden wir es gut, wenn sich Mörder bei der Laschingerin an der Wäscheleine erhängten.
»Hätt ja auch jemand sein können, der ganz harmlos ist«, wandte die Reisingerin, jetzt ganz in der Defensive, ein.
»Bei mir braucht halt auch keiner in der Nacht durch den Garten laufen«, giftete die Laschingerin und nahm ihren Badeanzug von der Leine. »Da hat niemand was verloren.«
Sie drehte sich um und ging ins Haus zurück. Die
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