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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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die überlebt haben ... nun, sie steigen nicht mehr in den Ring.«
    Ich konnte mir denken, warum.
    »Haben Sie ihn jemals kämpfen gesehen?« fragte ich.
    »Ja. Viermal.« Er rieb sich die Bartstoppeln an seinem Kinn. »Die letzten drei Male starben die Kämpfer auf seinen Hörnern. Jetzt will keiner mehr gegen ihn kämpfen, nicht einmal die jungen Narren. Keiner außer Ihnen.« Der Tonfall seiner Stimme zeigte an, daß es nicht gerade ein Kompliment war.
    Aus irgendeinem Grund war ich noch gar nicht auf die Idee gekommen, Angst zu haben. Plötzlich wurde ich mir sehr deutlich des in der Arena aufgewirbelten Sandes, des Geruchs von Blut, des rauhen Holzes der Bank, auf der ich saß, bewußt. Auf einmal war es kein Spiel mehr, es war wirklich, und meine Kehle wurde trocken; kalter Schweiß brach auf meiner Stirn und meinen Handflächen aus.
    »Möchten Sie ein paar Ratschläge? Ich habe wahrscheinlich gegen mehr Stiere gekämpft als Sie.« Ich konnte nicht erkennen, ob er sarkastisch war oder nicht. Es war mir auch ganz egal.
    »Klar. Klingt, als könnte ich alle Hilfe gebrauchen, die ich kriegen kann.«
    »Erstens, vergessen Sie den Umhang. Muerte V. weiß alles über Umhänge, er ist ein sehr weiser Stier. Er wird ihn ignorieren und auf Ihren Körper losgehen. Am besten, Sie haben beide Hände frei.«
    Ich war froh, das zu hören. Ich hatte mir vorgenommen, so mit ihm zu ringen, wie man das mit jungen Rasiermessereidechsen macht. Der Umhang würde mir nur im Weg sein.
    »Zweitens, halten Sie sich immer zu seiner Rechten. Er versucht, mit dem linken Horn zu spießen, und er ist halb blind auf dem rechten Auge.«
    »Er spießt links, weil er rechts nicht gut sehen kann?«
    »Nein, Señor, alle Stiere ziehen das eine oder das andere Horn vor. Ich wünschte bei Gott, daß der Mann, der sein Auge erwischte, das linke getroffen hätte - vielleicht wäre das das Ende von Muerte V. gewesen, bevor er sich seinen Namen verdienen konnte. Fünf gute Männer wären noch am Leben.«
    »Fünf?«
    »Ja. Der Mann, der das Auge des Stiers zerschlug, wurde dabei von seinem linken Horn durchbohrt. Es ging zur Leiste hinein und kam gerade unterhalb seines Nabels wieder heraus. Er war tot, bevor sie ihn aus dem Ring holen konnten. Er war der letzte, der nur mit einer Keule gegen ihn antrat. Er war außerdem ein Freund von mir, ein tapferer Mann, der gegen viele Stiere gekämpft hatte.«
    Ich schauderte. In was hatte ich mich da hineinmanövriert? »Sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
    » Hmmm ... Señor, Muerte V. ist alt, ziemlich alt für einen Kampfstier. Vielleicht können Sie länger als er durchhalten, indem Sie ihn aus großer Distanz zum Angriff verleiten. Machen Sie das viele Male. Weichen Sie jedem Angriff aus und laufen Sie in die entgegengesetzte Richtung. Bis er anhalten und wenden kann, muß er wieder über einen langen Weg anstürmen. Probieren Sie bloß nichts Stilvolles oder Tapferes. Laufen Sie immer nur vor ihm weg, damit ermüden Sie ihn vielleicht. Den turistas wird das nicht gefallen, aber besser ausgezischt werden als tot sein.«
    »Ich kriege dasselbe bezahlt, ob man mir zujubelt oder nicht.«
    »Genau. Ich wünschte nur ... ich wünschte, Sie hätten eine estoquita. Mit Ihren langen Armen könnten Sie vielleicht eine Lücke finden und die Bestie töten. Er ist ein edler Stier, und es ist immer traurig, einen Tapferen sterben zu sehen - aber er wird vielleicht noch weitere sechs töten, bevor er zu alt zum Kämpfen ist. Und nur Jungen werden gegen ihn antreten, verzweifelte Jungen, Anfänger. Zu viele mehr werden im Sand sterben.«
    Es war später Nachmittag und wurde langsam dunkel; Schatten breiteten sich über die Arena. Plötzlich erwachten knisternd Lichter über uns zum Leben, und ein Lautsprecher dröhnte auf Englisch: »Ladies und Gentlemen, in etwa fünfzehn Minuten beginnt der erste Gladiatorenkampf. Das erste Paar ist Octavio Ramirez, Veteran aus vierzehn Kämpfen, gegen den Stier Hermano de la Oscuridad - Bruder der Dunkelheit -, der seinen dritten Kämpfer empfängt. Nur Umhang.« Dann wiederholte der Ansager es auf Spanisch, danach auf Pan-Suaheli.
    »Sie benutzen auch keine Waffe?«
    »Nein, aber Hermano ist nicht Muerte V. Ich bin recht zuversichtlich.«
    Wir sprachen über den Stierkampf - beide Arten; Octavio wollte eines Tages Matador werden -, bis eine Trompete über den Lautsprecher dröhnte und anzeigte, daß der Kampf gleich beginnen würde. Eine Tür öffnete sich, und Hermano

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