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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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festsaßen. Er befreite sich mit einem Herumwerfen des Kopfes, das die Bretter fliegen ließ. Ich lief ein paar Schritte weiter und blieb stehen, drehte mich, um ihn zu erwarten. Er hatte schon zum Angriff angesetzt. Ich machte mich bereit, wieder zu springen. Erneut legte er den Kopf schief und versuchte, mich mit seinem linken Horn aufzuspießen, und ich sprang aus dem Weg, als er vorüberstürmte.
    Ich sprintete ungefähr hundert Meter - kein Problem in der irdischen Schwerkraft - und drehte mich um, aber er kam nicht hinter mir her. Er stand einfach nur da und wartete. Nachdem ich angehalten hatte, schritt er sehr langsam auf mich zu. Er kam in ungefähr zehn Metern Distanz zum Stillstand.
    Sein Atem war ein sandpapierartiges Schaben, und sein Mund war gesprenkelt mit weißem Schaum. Streifen von Blut, stumpfbraun von verkrustetem Staub, rannen aus den Pic-Wunden. Ein milchiger Film bedeckte sein schlechtes Auge, und das Lid war halb geschlossen. Ein Horn war ein paar Zentimeter von der Spitze abgebrochen und endete in ausgezackten Splittern statt in einer Spitze. Ein Huf scharrte über den Sand, und sein rechtes Ohr zuckte ununterbrochen. Sogar aus dieser Entfernung stank er nach einer Mischung aus nassem Fell und verdorbenem Fleisch.
    Er griff an. Ich spannte mich und sprang, aber diesmal ließ er sich kein bißchen narren - ein scharfer Schmerz in meinem Bein, und ich wirbelte ungeschickt herum, landete auf Schulter und Gesicht. Wischte mir Sand aus den Augen und kam stolpernd auf die Füße. Hellrotes Blut pumpte aus meiner Wade.
    Der Schiedsrichter hatte sein Gewehr oben, schoß aber nicht. Zu spät bemerkte ich, daß ich besser unten geblieben wäre. Das hätte vielleicht den Kampf beendet. Muerte V. stolperte in eine Wende - er wurde müde - und stürmte zurück.
    Ich konnte nicht springen, also wartete ich, und als er dicht genug herangekommen war, machte ich einen raschen Schritt zur Seite, packte ein Horn und wand mich auf seinen Rücken hinauf, genau wie man es machen würde, um mit einer Rasiermesser eidechse fertig zu werden. Ich schlang meine langen Beine um seine Brust und ritt.
    Ich hielt mich an seinem Hals fest, während er bockte und sich hin und her warf, in einem Versuch, mich mit diesen Hörnern zu erreichen. Er hielt jetzt auf die Wand zu, und ich wußte, daß ich zerquetscht werden würde, wenn ich nicht irgend etwas unternahm. Ich ließ seinen Hals los, und als er beim nächsten Mal bockte, packte ich mit jeder Hand ein Horn und verlagerte mein ganzes Gewicht auf eine Seite. Sein Kopf verdrehte sich, und das Horn bohrte sich in den Boden, schickte meterweit einen Sandregen hoch - und dann knack!
    Ich schwebte durch die Luft, eine lange Zeit, wie es schien, dann scharrte meine Brust eine Weile über den Sand, und ich hielt an, versuchte, mich aufzurappeln, fiel, stand wieder auf und schaute zurück.
    Muerte V. lag zitternd auf der Seite. Er trat mit den Hinterbeinen aus und lag still. Die Menge pfiff und trampelte - ich wußte nicht, ob das gut oder schlecht war -, und ich hinkte zu dem Körper des Stiers hinüber und sah, was ihn getötet hatte. Sein Horn, das durch den Sand pflügte, hatte sich in einer Rohrleitung unter der Oberfläche verhakt, einem Teil der Installationen, die dazu dienten, den Sand zwischen den Kämpfen zu befeuchten. Der Ruck des Aufpralls bei voller Geschwindigkeit mußte ihm das Genick gebrochen haben.
    Zwei Sanitäter und ein Mann in formeller Kleidung kamen in den Ring. Der Mann überreichte mir einen Scheck - 750 Pesas - und sagte etwas in Schnellfeuerspanisch, dem ich nicht folgen konnte. Die Sanitäter geleiteten mich vom Sand herunter ins Krankenrevier. Die Menge machte immer noch eine Menge Lärm, und ich versuchte einfach nur, auf den Beinen zu bleiben.
    Sie legten mich auf einen Tisch - die Betten waren zu klein - und fingen an, mein Bein zu behandeln. Octavio lag ausgestreckt auf einem der Betten, immer noch bewußtlos. Eine Tür ging auf, und Francisco kam herein.
    »Carl! Alles in Ordnung mit dir?«
    »Bestens. Bluten ist mein Hobby.«
    »Keine Sorge, Señor«, sagte einer der Sanitäter. »In einer halben Stunde sind Sie hier wieder draußen. Wir haben schon eine Million dieser kleinen cornadas versorgt.«
    »Ist es gut gelaufen, Francisco? Wie habe ich ausgesehen?«
    »Nenn mich Pancho, Mann. Hast du denn nicht den Lautsprecher gehört?«
    »Nein.«
    »Sie nannten es eine der großartigsten ... Tötungen, die sie in Guadalajara je gesehen hätten.

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