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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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ich hätte geglaubt, sie hätte ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht. Ihre Bewegungen waren vorsichtig, aber flüssig. Sie ging am Fels entlang, als sei sie ein Teil davon. Ich konnte kein einziges Anzeichen von Nervosität bemerken. Sie bewegte sich wie eine Katze, und ich dachte bei mir, daß es gut war, sie in der Mitte zu haben.
    Miko ging hinter Alegria hinüber. Er war nicht sicher auf. den Beinen, aber wenigstens tat er nichts Dummes. Ein paarmal hielt er an und schien nicht imstande zu sein, den nächsten Halt zu finden. Ich konnte sie von dort aus sehen, wo ich war. Ich machte mich hinter ihm auf den Weg und half ihm weiter.
    Sofort fiel ich in die alten Rhythmen und Muster. Seltsam, wie man bestimmte Fertigkeiten nie zu verlieren scheint, wenn man sie einmal gelernt hat, selbst wenn man sich nicht regelmäßig darin übt. Ich fühlte mich sofort zu Hause. Es machte mir nicht einmal etwas aus, Miko vor mir zu haben!
    Die meisten Leute würden denken, daß es die gefährlichste Position sei, als erster in einer solchen Seilschaft zu gehen. Das stimmt nicht. Derjenige, der das Ende bildet, geht das größte Risiko ein. Ich weiß das, weil ich beides schon gemacht habe. Mehr als einmal.
    Es wurde ein bißchen schwieriger. Einmal fing sich B'oosa selbst in einer Sackgasse, fand sich ohne eine Stelle, um voraus einen Halt zu bekommen. Er hätte einen Haken einschlagen und versuchen können, nach außen zu schwingen und einen zu finden, aber die anderen wären nicht imstande gewesen, zu folgen. Wir mußten umkehren und eine andere Route wählen. Sie klappte ein bißchen besser, aber das hatte uns einige wertvolle Zeit gekostet, und der Wind frischte auf. B'oosa gab uns Zeichen, und wir setzten uns wieder in Bewegung.
    Bis wir B'oosa eingeholt hatten, kam der Wind mit voller Stärke. Wir konnten nichts tun als die Zähne zusammenbeißen und weitermachen. Wenn wir die Spalte erreichten, würden wir wenigstens vor dem Wind geschützt sein. Ich schätzte, daß es noch zwei Anläufe kosten würde. B'oosa nahm das schlaffe Seil und ging weiter.
    Es fing an zu regnen. Nur ein bißchen zuerst, aber der Wind ließ ihn kälter wirken, als er war. Außerdem machte er die Felsen rutschig, und das verlangsamte das Vorankommen. Ich wollte die Spalte erreichen, bevor alles vereiste, und ich glaube, das war es, wo ich meinen Fehler machte - ich ging zu schnell. Wäre ich nicht so in Eile gewesen, wäre es nie passiert.
    Miko war vorausgegangen, während ich an einer lästigen Schleife im Seil herumfummelte. Alle waren außer
    Sicht hinter einer Felskante, und ich hatte es eilig, aufzuschließen. Ich hatte nur einen Zweipunkt-Halt und zu viel schlaffes Seil, als ich um die Kante herumgriff. Es war die reinste Dummheit.
    Ich hatte einen guten Halt mit meinem linken Fuß, und meine linke Hand war ziemlich sicher, aber meine rechte Seite wurde von der Kante blockiert. Ich war sicher, daß auf der anderen Seite ein Halt sein würde, also schwang ich meinen Körper herum. Als ich einen bestimmten Punkt meiner Schwingbewegung passierte, spürte ich, wie mein Gleichgewicht sich verschob und begriff, daß ich in Schwierigkeiten war. Zu viel schlaffes Seil. Zu weit vom nächsten Kletterhaken. Wenn auf der anderen Seite der Kante nichts war, an dem ich mich festhalten konnte, würde ich abstürzen. So einfach war das: alles Physik und die Bewegung fallender Körper. Es war nichts da, an dem ich mich festhalten konnte. Meine Finger rutschten über nassen, glatten Fels. Ich stürzte rücklings ab. Alles schien in Zeitlupe zu passieren.
    Es war nicht das erste Mal, daß ich abstürzte, daher wußte ich, was mich erwartete. Ich würde nur so weit nach unten fallen, bis das Seil sich bis zum nächsten Haken spannte, dann würde ich anhalten und schwingen. Ich versuchte, meinen Körper zu entspannen. Es gab einen scharfen Doppelruck am Seil. Die Wetten standen fünfzig zu fünfzig, daß das ein Haken war, der sich löste. Unmöglich zu sagen, was jetzt passieren würde.
    Die Felsen schlugen und schrammten gegen mein Gesicht und meine Hände, während ich fiel. Ich versuchte, irgend etwas zu packen, das vorbeihuschte. Wenn ich es nicht festhalten konnte; würde es mich wenigstens abbremsen. Es sah aber nicht so aus, als würde ich an etwas einen vernünftigen Halt finden können; die Felsen waren naß vor Regen, und meine Finger waren naß vor Blut. Irgendwo hörte ich jemanden schreien. Möglich, daß ich es war.
    Mein rechter Fuß prallte

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