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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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geeilt wäre, wenn ich Weiß statt Schlammfarben getragen hätte. Angeblich schossen sie nicht auf Sanitäter.
    Ich hatte eine angsterfüllte Vision von Alegria, die hinauslaufen und sich um den Mann kümmern mußte, ungeschützt, ihr Leben' abhängig von der Achtung des Heckenschützen vor den Spielregeln. Es gab allerdings keine Frauen bei der Kampftruppe, also arbeiteten die weiblichen Sanitäter vielleicht nur in sicherer Deckung.
    Ein weiterer Schuß, der aus einer anderen Richtung zu kommen schien, aber offenbar wurde niemand getroffen. Einige Sekunden später begann der Unterstand über uns heftig zu feuern; sie mußten den Schuß gesehen haben. Sie warfen eine Granate, aber sie landete zu kurz, verfehlte knapp den Unterstand darunter.
    »Siehst du es?« fragte Pancho. Ich konnte Schlamm spritzen sehen, wo die Kugeln einschlugen, aber das war alles.
    Dann ertönte wieder ein Schuß, und dieses Mal konnten wir die Kugel über unsere Köpfe pfeifen hören. Der Unterstand über uns stellte das Feuer ein. Vernünftig. Warum den Ärger noch herausfordern?
    »Da!« sagte Pancho,
    Ich glaubte, ebenfalls ein kleines Huschen von Bewegung gesehen zu haben. »Direkt links von dem weißen Felsen da?«
    »Genau.«
    Nach einem Moment sagte ich: »Wirst du schießen?«
    »Es ist nicht mein Krieg ... ist es deiner, Amigo?«
    »Nein.« Aber während ich jenen Fleck anstarrte, begann ich, von Moral als einer Rechenaufgabe zu denken, oder umgekehrt. Was, wenn er lange genug lebte, um noch weitere zehn Soldaten zu töten, weil ich den Abzug nicht betätigt hatte? Ich wäre für alle zehn verantwortlich, in gewissem Sinne.
    Aber wenn er das Aufblitzen oder den Rauch sah und ich danebenschoß, und er erwiderte das Feuer ... ich fühlte mich eher wie ein Feigling als wie ein Moralist.
    »Glaubst du, das, was Jake sagte, hatte Hand und Fuß?« fragte Pancho.
    »Daß der Dekan angerückt kommen und uns retten würde? Ich würde mein Geld nicht darauf verwetten.«
    »Ich fürchte, ich auch nicht. Sollen wir uns freiwillig zu dieser Kommandosache melden?«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Noch nicht. Sie könnten Verdacht schöpfen. Ich würde das jedenfalls.«
    »Also abwarten und sehen, was passiert, nehme ich an. Die Schlacht da scheint vorüber zu sein.« Draußen wurde nicht mehr geschossen. Sieben tote oder verwundete Männer lagen zwischen den beiden Gräben. Ein weißgekleideter Sanitäter (mit einer blauen Armbinde) schritt von Körper zu Körper. Wie viele mehr lagen noch im Graben?
    Es erfolgte kein Heckenschützenfeuer mehr. Wir nahmen an, daß sie auf die Dunkelheit warteten oder darauf, daß sich jemand zeigte. Ich mußte fürchterlich pinkeln, entschied aber, daß es nichts Fürchterlicheres geben konnte, als nach draußen zu gehen.
    Pancho hielt Wache, während ich versuchte zu schlafen. Ich wünschte mir beinahe, O'Connor wäre hier. Bedeutete diese Schlacht, weil nur so wenig Männer daran beteiligt gewesen waren, daß uns die Menschenwellenattacke bevorstand? Oder konnten dort drei- oder vierhundert Männer mehr durch die Gräben geschlichen sein? Mir brach der kalte Schweiß aus, als ich begriff, daß das plausibel klang: ein Dutzend Männer loszuschicken, um die Aufmerksamkeit des Gegners abzulenken, während die Hauptmasse zum Abschlachten anrückte. Nein, dann hätte es mehr Schüsse gegeben. Außer, sie hatten mit Bajonetten gestürmt. Aber wir hatten zweihundert Mann da draußen, irgendwo. Wie viele waren an der Schlacht beteiligt? Bei weitem keine zweihundert. Und die Gräben waren ein kompliziertes Labyrinth; deswegen schafften es die Heckenschützen ja, sich unbemerkt heranzuarbeiten. Wenn zweihundert Männer sich durchschleichen konnten, warum dann nicht auch fünfhundert? Es schien nicht wahrscheinlich. Es schien aber auch nicht unmöglich.
    Ich erwachte plötzlich durch das Geräusch von Gewehrfeuer. »Das ist unten im ersten Graben«, sagte Pancho. »Nicht im Furchengraben, im ersten richtigen Graben.« Der Furchengraben war flach und gerade, im Gegensatz zu den tiefen Zickzacklinien, die das Tal verwüsteten.
    Ich blickte durch das Schießloch und konnte Rauchwölkchen aus dem Graben aufsteigen sehen. War dies die erste Reihe der Menschenwelle? Es war noch nicht ganz dunkel.
    »Irgendwelche Leute gesehen?«
    »Nein«, sagte er, »bisher nicht.«
    Das Feuer hörte abrupt auf. Dann kamen Dutzende von Soldaten aus dem Graben geströmt - mit roten Armbinden, zu unserer Erleichterung. »Vielleicht haben

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