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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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schlanke Figur betonte. Ihre langen blonden Haare, leicht zerzaust, fielen ihr auf die Schultern. Sie war sich nicht bewusst gewesen, dass die Kamera auf sie gerichtet war, und ihre Miene wirkte ernst, fast nachdenklich. Woran hatte sie wohl in diesem Augenblick gedacht, fragte sich Gladys einmal mehr, während ihre Finger die Konturen von Susans Mund nachzeichneten. Hatte sie vielleicht eine Vorahnung, dass ihr etwas zustoßen könnte?
    Oder war ihr an diesem Abend schließlich aufgegangen, dass ihr Vater ein Verhältnis mit Elaine Carrington gehabt hatte?
    Gladys seufzte, während sie sich mit einer Hand auf der Sessellehne abstützte und mühsam erhob. Brenda, die neue Haushälterin, hatte ihr das Abendessen auf einem Tablett serviert und war danach in ihre Wohnung über der Garage zurückgegangen. Leider stach Brenda nicht durch besondere Kochkünste hervor. Eigentlich habe ich auch gar keinen Hunger, dachte Gladys, als sie das Tablett in die Küche zurücktrug. Sie verspürte leichte Übelkeit beim Anblick des
nicht angerührten Essens und kratzte es rasch in den Abfalleimer, ließ Wasser über das Geschirr laufen und stellte es in die Spülmaschine.
    »Lassen Sie es doch einfach stehen, Mrs. Althorp«, würde Brenda am nächsten Morgen wieder protestieren. Und ich werde darauf antworten, dass es mich nicht mehr als eine Minute kostet, die Küche in Ordnung zu bringen, dachte Gladys. So könnte man auch umschreiben, was ich jetzt in Angriff genommen habe. Versuchen, die wichtigste Sache in meinem Leben in Ordnung zu bringen, bevor ich diese Welt verlasse.
    Ein halbes Jahr. Die Ärzte waren sich einig gewesen, als sie ihr den Urteilsspruch verkündet hatten. Bislang hatte sie sich noch niemandem anvertraut.
    Sie ging zurück ins Arbeitszimmer, dasjenige von den siebzehn Zimmern, die das Haus umfasste, in dem sie sich am liebsten aufhielt. Eigentlich wollte sie schon seit Langem in ein kleineres Haus umziehen, und sie wusste, dass Charles das tun würde, wenn sie einmal nicht mehr da sein würde. Doch sie wusste auch, warum sie es nicht getan hatte. Susans Zimmer befand sich in diesem Haus, und alles war noch genau so, wie sie es zurückgelassen hatte, als sie in jener Nacht noch einmal weggegangen war, nachdem sie zuvor an die Schlafzimmertür geklopft hatte, um Charles Bescheid zu geben, dass sie wieder zu Hause sei.
    Am nächsten Morgen wollte ich sie ausschlafen lassen, erinnerte sich Gladys, während die Ereignisse jenes Tages, wie so oft, wieder an ihr vorüberzogen. Gegen Mittag habe ich schließlich nach ihr geschaut. Das Bett war unberührt. Die Handtücher in ihrem Bad hatte sie nicht benutzt. Sie musste schon bald, nachdem sie an die Schlafzimmertür geklopft hatte, das Haus wieder verlassen haben.
    Bevor ich sterbe, will ich noch erfahren, was mit ihr geschehen ist, schwor sie sich einmal mehr. Vielleicht kann dieser Privatdetektiv etwas herausfinden. Nicholas Greco
war sein Name. Sie hatte ihn im Fernsehen gesehen, als er über einzelne Fälle sprach, die er gelöst hatte. Er hatte als Kriminalbeamter der New Yorker Polizei seinen Abschied genommen und seine eigene Agentur aufgemacht. Bekannt geworden war er dadurch, dass er einige Kriminalfälle gelöst hatte, die als unlösbar gegolten hatten.
    »Die Angehörigen der Opfer haben ein großes Bedürfnis nach Aufklärung der Verbrechen«, hatte er in einem Interview gesagt. »Bevor das nicht geschieht, finden sie keine Ruhe. Zum Glück werden täglich neue Mittel und Methoden erfunden, die es uns ermöglichen, einen neuen Blick auf ungelöste Kriminalfälle zu werfen.«
    Aus zwei Gründen hatte sie ihn gebeten, am heutigen Tag um acht Uhr zu ihr zu kommen. Einmal, weil sie wusste, dass Charles nicht zu Hause sein würde, und zum anderen, weil sie Brenda während seines Besuchs nicht in der Nähe haben wollte. Vor zwei Wochen war Brenda ins Arbeitszimmer gekommen, als sie sich gerade eine Aufzeichnung eines Fernsehauftritts von Greco anschaute. »Mrs. Althorp, ich finde auch, dass die wahren Kriminalfälle, von denen er spricht, viel interessanter sind als diejenigen, die sich Leute ausdenken«, hatte Brenda gesagt. »Und wenn man sein Gesicht betrachtet, merkt man sofort, dass er sehr klug ist.«
    Pünktlich um acht Uhr ertönte die Hausglocke. Gladys beeilte sich zu öffnen. Ihr erster Eindruck von Nicholas Greco war beruhigend und ermutigend. Von seinen Fernsehauftritten her kannte sie ihn als konservativ gekleideten Mann, Ende fünfzig, von

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