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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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durchschnittlicher Körpergröße, mit rotblonden Haaren und dunkelbraunen Augen. Doch als er jetzt leibhaftig vor ihr stand, gefiel ihr besonders sein fester Händedruck und die Tatsache, dass er ihr gerade in die Augen schaute. Alles an ihm wirkte vertrauenerweckend.
    Sie fragte sich, was er wohl für einen ersten Eindruck von ihr hatte. Vermutlich sah er nur eine Frau von Mitte sechzig, viel zu dünn, der die tödliche Krankheit ins bleiche
Gesicht geschrieben stand. »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte sie. »Ich kann mir denken, dass Sie viele Anfragen von Leuten wie mir erhalten.«
    »Ich habe selbst zwei Töchter«, antwortete Greco. »Wenn eine von ihnen spurlos verschwunden wäre, würde ich keine Ruhe haben, bis ich sie gefunden hätte.« Er machte eine Pause und fügte dann mit ruhiger Stimme hinzu: »Selbst wenn das, was ich herausbekäme, nicht das sein sollte, was ich mir erhofft hatte.«
    »Ich glaube, dass Susan tot ist«, sagte Gladys Althorp. Ihre Stimme blieb gelassen, ihre Miene hatte sich jedoch auf einen Schlag verdüstert. »Aber ich bin sicher, dass sie niemals aus eigenem Antrieb verschwunden wäre. Etwas muss ihr zugestoßen sein, und ich bin überzeugt, dass Peter Carrington für ihren Tod verantwortlich ist. Ich muss die Wahrheit herausfinden, wie auch immer sie aussieht. Wären Sie bereit, mir zu helfen?«
    »Ja.«
    »Ich habe alle Unterlagen für Sie herausgesucht, die ich über Susans Verschwinden gesammelt habe. Sie liegen in meinem Arbeitszimmer.«
    Nicholas Greco folgte Gladys Althorp über den breiten Flur und warf im Vorbeigehen einen kurzen Blick auf die an den Wänden hängenden Gemälde. Es muss einen Sammler in dieser Familie geben, dachte er. Ob diese Bilder wirklich Museumsqualität besitzen, kann ich zwar nicht beurteilen, aber in jedem Fall wirken sie ziemlich erlesen.
    Alles, worauf sein Blick in diesem Haus fiel, strahlte Qualität und guten Geschmack aus. Der smaragdgrüne Läufer unter seinen Füßen war dick und weich. Die Stuckleisten an den reinweiß getönten Wänden verliehen den Gemälden einen zusätzlichen Rahmen. Der Teppich im Arbeitszimmer, in das Gladys Althorp ihn führte, war in einem sanft abgetönten rot-blauen Muster gehalten. Der Blauton des Stoffes, mit dem die Couch und die Sessel bezogen waren, passte
genau zu dem Blau des Teppichs. Er bemerkte das Bild von Susan Althorp auf dem Schreibtisch. Seitlich dagegengelehnt stand eine exklusiv wirkende Einkaufstasche, prall gefüllt mit Papieren und Dokumenten.
    Er ging zum Schreibtisch und nahm den Rahmen mit der Fotografie in die Hand. Seitdem er beschlossen hatte, den Fall zu übernehmen, hatte er einige Recherchen durchgeführt und dieses Bild im Internet gesehen. »Ist das die Kleidung, die Susan an dem Abend ihres Verschwindens trug?«, fragte er.
    »Das ist das Kleid, in dem sie zum Dinner bei den Carringtons gegangen ist. Ich fühlte mich an jenem Abend nicht gut, und so verließen mein Mann und ich die Party frühzeitig. Peter versprach mir, sie nach Hause zu fahren.«
    »Waren Sie noch wach, als sie nach Hause kam?«
    »Ja, es war ungefähr eine Stunde später. Charles war in seinem Zimmer, und die Zwölf-Uhr-Nachrichten liefen. Ich hab gehört, wie sie ihn gerufen hat.«
    »Ist das nicht ein bisschen früh für eine Achtzehnjährige, um nach Hause zu kommen?«
    Greco entging nicht, wie Gladys Althorp leicht den Mund verzog. Offensichtlich verärgerte sie diese Frage.
    »Charles war ein überbesorgter Vater. Er bestand darauf, dass Susan ihn aufweckte, egal um welche Uhrzeit sie nach Hause kam.«
    Gladys Althorp war nur eine von vielen gramgebeugten Müttern, denen Nicholas Greco während seiner Berufslaufbahn begegnet war. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen, so schien ihm, hatte sie es immer geschafft, ihre Gefühle zu verbergen. Er spürte, dass es ein gewaltiger Schritt für sie gewesen sein musste, ihn zu engagieren.
    Mit dem Blick des professionellen Ermittlers beobachtete er die extreme Blässe ihres Gesichts, die Hinfälligkeit, die aus ihrer gesamten Körperhaltung sprach. Er bekam den starken Verdacht, dass sie nicht mehr lange zu leben und sich
vielleicht deswegen dazu durchgerungen hatte, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
    Als er eine halbe Stunde später das Haus verließ, trug Greco die Einkaufstasche unter dem Arm, darin sämtliche Unterlagen, die Gladys Althorp ihm über das Verschwinden ihrer Tochter geben konnte: die Artikel aus den Zeitungen, das Tagebuch, das sie während

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