Und hinter dir die Finsternis
Wirtschaftsteilen der größeren Zeitungen auf, ebenso wie in den Boulevardblättern.
Daher war ich den ganzen November über in Sorge und erwartete täglich, dass mich Vincent Slater anrief, um mir mitzuteilen, dass der Cocktailempfang abgesagt werden müsse und er einen Scheck als Entschädigung für die entgangenen Einnahmen senden würde.
Doch der Anruf kam nicht. Einen Tag nach Thanksgiving fuhr ich mit einem Vertreter der von uns engagierten Catering-Firma zum Herrenhaus, um die Details der Veranstaltung zu besprechen. Slater empfing uns und verwies uns an das Ehepaar, das für den Haushalt im Herrenhaus zuständig war, Jane und Gary Barr. Sie mussten beide Anfang sechzig sein, und offensichtlich standen sie schon sehr lange bei den Carringtons in Diensten. Ich fragte mich, ob sie auch schon am Abend jenes unseligen Dinners im Herrenhaus gearbeitet hatten, doch ich getraute mich nicht, sie direkt danach zu fragen. Später erfuhr ich, dass sie bereits von Peters Vater angestellt worden waren, nachdem seine erste Frau, Peters Mutter, gestorben war, dass sie jedoch ihre Stelle aufgeben mussten, als Elaine Walker Carrington das Ruder übernahm. Als dann jedoch das Unglück mit Peters Frau Grace geschah,
hatte man sie überredet, wieder zurückzukehren. Sie schienen alles über das Haus zu wissen.
Sie erklärten uns, das Wohnzimmer sei normalerweise in zwei Zimmer unterteilt, doch wenn man die Schiebetüren öffne, sei der Raum groß genug, um zweihundert Leute zu fassen. Das Buffet sollte im großen Esszimmer angerichtet werden. Auf das ganze Erdgeschoss verteilt sollten kleine Tische und Stühle aufgestellt werden, damit die Gäste nicht mit ihren Tellern balancieren müssten. Bevor wir gingen, gesellte sich Vincent Slater noch einmal zu uns und teilte mit, dass Mr. Carrington sämtliche Kosten des Empfangs übernehmen wolle. Bevor ich ihm meinen Dank ausdrücken konnte, fügte Slater hinzu: »Es wird ein Fotograf anwesend sein. Im Gegenzug möchten wir Sie bitten, dafür zu sorgen, dass die Gäste keine Aufnahmen mit ihren eigenen Kameras machen.«
»Wie Sie sich denken können, werden wir zu Anfang kurz über das Alphabetisierungsprojekt informieren«, sagte ich ihm. »Es wäre sehr schön, wenn Mr. Carrington ein paar Worte zur Begrüßung sagen würde.«
»Daran hat er bereits gedacht«, antwortete Slater. Er fügte hinzu: »Bevor ich es vergesse: Selbstverständlich werden die Treppen, die in das obere Stockwerk führen, mit einem Seil abgesperrt sein.«
Ich hatte gehofft, mich nach oben stehlen zu können und mir die Kapelle mit den Augen einer Erwachsenen anzuschauen. Manchmal hatte ich mich im Lauf der Jahre gefragt, ob ich nicht besser Maggie von dem Wortgefecht erzählt hätte, das ich dort mit angehört hatte. Doch sie wäre nur böse auf mich gewesen, weil ich mich ins Haus geschlichen hatte, und außerdem, was hätte ich ihr schon sagen können? Ich hatte einen Mann und eine Frau gehört, die sich über Geld stritten. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dieser Streit könnte irgendetwas mit dem Verschwinden von Susan Althorp zu tun haben, dann hätte ich sicher davon berichtet,
selbst noch Jahre später. Wenn es jedoch etwas gab, worum Susan Althorp bestimmt nie jemanden hatte bitten müssen, dann war es Geld. Am Ende hätte meine Enthüllung nur die Bestätigung erbracht, dass ich ein ziemlich neugieriges sechsjähriges Mädchen gewesen war.
Bevor der Vertreter der Catering-Firma und ich das Haus verließen, warf ich schnell noch einen Blick in den Flur, in der Hoffnung, Peter Carrington zu sehen, falls er gerade aus der Bibliothek kommen sollte. Soviel ich wusste, trieb er sich gern in der Weltgeschichte herum. Doch weil viele Manager den Freitag nach Thanksgiving freinehmen, hatte ich insgeheim gehofft, er würde zu Hause sein und liefe mir zufällig über den Weg.
Doch vergeblich. Ich gab mich mit dem Gedanken zufrieden, dass es noch nicht mal zwei Wochen bis zum 6. Dezember waren, und ich ihn dann ja sehen würde. Gleichzeitig versuchte ich, nicht darüber nachzudenken, wie schrecklich enttäuscht ich sein würde, falls Peter aus irgendeinem Grund bei dem Empfang nicht anwesend wäre. Seit einiger Zeit war ich mit Glenn Taylor befreundet, dem stellvertretenden Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät an der Columbia University, und unsere Beziehung hatte sich mittlerweile gefestigt. Wir hatten uns in einem Starbucks kennengelernt, womit diese Coffeeshop-Kette ihrem Ruf gerecht wurde,
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