Und hinter dir die Finsternis
wiederkommen«, sagte er. »Das kann ich Ihnen versichern.«
70
ICH TELEFONIERTE IN DEN nächsten Tagen ein paarmal mit Maggie, und sie versicherte mir, sie bemühe sich unablässig, sich an den Namen des Mannes zu erinnern, den mein Vater das Lied hatte pfeifen hören, das ihn so nostalgisch gestimmt hatte. Bei einem dieser Anrufe fiel mir etwas ein. »Maggie, du hast gesagt, dass Daddy in depressiver Stimmung war, als er dir davon erzählte. Und kurze Zeit später wurde sein Wagen gefunden, und du hast geglaubt, er habe Selbstmord begangen. Meinst du nicht, dass du über diesen Vorfall mit deinen Freundinnen geredet hast?«
»Wir haben bestimmt darüber gesprochen, wie sehr deine Mutter ihm gefehlt hat. Vermutlich habe ich ihnen davon erzählt. Es war ein Beispiel, wie sehr er sie vermisst hat.«
»Dann besteht doch die Möglichkeit, dass du den Namen des Mannes erwähnt hast, weil Daddy ihn ja dir gegenüber auch erwähnt hat.«
»Das könnte schon sein, Kay, aber das ist über zweiundzwanzig Jahre her. Wenn mir der Name schon nicht einfallen will, wie kannst du da erwarten, dass sich andere daran erinnern?«
»Ich erwarte es auch nicht wirklich. Aber es ist einfach etwas, was du ohne großen Aufwand tun könntest und was enorm wichtig sein könnte. Ich möchte, dass du mit deinen Freundinnen über Daddy sprichst. Sag ihnen, die Gewissheit
zu haben, dass er mich nicht willentlich im Stich gelassen hat, sei für mich in gewisser Weise eine Erleichterung. Dann kannst du sie an diese Geschichte erinnern und sagen, wie sehr es dich schon die ganze Zeit ärgert, dass du dich nicht an den Namen des Mannes erinnern kannst, der damals dieses Lied gepfiffen hat. Aber bitte sprich nur mit deinen Freundinnen darüber und sonst mit niemandem.«
»Kay, es ist wirklich sehr unwahrscheinlich, dass jemand nach all diesen Jahren noch auf den Namen kommt, aber ich werde alles tun, wenn du meinst, dass es wichtig ist. Heute ist Besuchstag im Gefängnis, nicht?«
»Ja.«
»Würdest du bitte deinem Mann – ich meine Peter – meine herzlichen Glückwünsche zu dem Baby ausrichten?«
»Danke, Maggie. Das wird ihn freuen.«
Zwei Stunden später saß ich im Besucherraum des Gefängnisses von Bergen County und sah Peter durch die Plexiglasscheibe an. Ich sehnte mich danach, ihn zu berühren, meine Hand mit der seinen zu verschränken. Ich sehnte mich danach, gemeinsam nach Hause zu fahren und die Tür hinter uns zu schließen. Ich sehnte mich nach unserem früheren Leben.
Aber es würde ihm alles nur noch schwerer machen, wenn ich davon sprach. Es gab so viele Dinge, die ich nicht sagen konnte. Ich konnte nicht über das Hemd sprechen, das Gary Barr vermutlich aus Elaines Haus gestohlen hatte, nur um es sich seinerseits von Vincent Slater stehlen zu lassen. Vince hatte weiterhin abgestritten, es gefunden zu haben, doch ich glaubte ihm nicht.
Ich konnte nicht mit Peter über das Geld sprechen, das ich Elaine gezahlt hatte, und erst recht konnte ich ihm nicht sagen, dass ich Nicholas Greco engagiert hatte.
Stattdessen erzählte ich ihm davon, wie ich die antike Wiege gefunden hatte und dass ich versuchen wollte, etwas über den Schreiner Eli Fallow zu erfahren. »Da oben im zweiten Stock fühlt man sich wie ein Schatzsucher, Peter.«
Geplauder. Unbefriedigend. Wie man mit einem Patienten im Krankenhaus plaudert, wenn man weiß, dass man nicht über wichtige Dinge reden darf, weil es ihn zu sehr aufregen würde. Peters Gesicht hellte sich bei jeder Anspielung auf das Baby auf, doch folgte darauf immer große Sorge um mich. Ihm war aufgefallen, dass ich abgenommen hatte, und ich musste ihm versichern, dass der Gynäkologe dies in den ersten drei Monaten für nichts Ungewöhnliches hielt.
Er fragte, ob ich Elaine und Richard häufiger sehen würde. Ich wich einer Antwort aus und erzählte stattdessen, wie überrascht ich gewesen sei, von Elaine zu hören, dass Richard seine Zelte abbrechen und nach London umziehen wollte. »Ich glaube, er hat eingesehen, dass er seine Spielsucht nicht im Griff hat, und stellt sich der Tatsache, dass seine eigene Galerie immer nur Verlust gemacht hat«, sagte ich.
»Das scheint mir ein Schritt in die richtige Richtung zu sein«, sagte Peter. »Schon in der Zeit, als mein Vater und Elaine sich kennenlernten, hat Richard sich mit Pferdewetten abgegeben, und wenn du meinen Vater gekannt hättest, wüsstest du, dass das für ihn absolut unverzeihlich war. Das war auch, glaube ich, einer der
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