Und hinter dir die Finsternis
Gründe, weshalb mein Vater bei der großen Neugestaltung der Innenräume darauf bestand, jede Rechnung zu kontrollieren. Er wollte sicherstellen, dass Elaine die Spielgewohnheiten ihres Sohnes nicht unterstützte, zumindest nicht mit seinem Geld. Ich glaube, es wäre nett, wenn du Elaine, Richard und Vince zum Abendessen einladen würdest, bevor Richard abreist, Kay.«
Ich konnte nicht sagen, dass es das Letzte sei, worauf ich Lust hätte. Daher ging ich nicht weiter auf seinen Vorschlag ein und fragte: »Wie viel Taschengeld hast du denn als Kind bekommen? War dein Vater großzügig zu dir?«
Peter konnte so jungenhaft wirken, wenn er lächelte. »Eigentlich war er okay. Für unsere Beziehung war es ein Glück, dass ich mich nie in Richtung ›verwöhntes Kind aus schwerreicher Familie‹ entwickelte. Ich ging gern während
der Schulferien ins Büro. Die Welt der Finanzen hat mich schon immer fasziniert. Ich war gut darin. Das gefiel meinem Vater. Und er hatte wirklich ein weiches Herz für Menschen, die in echten Nöten steckten, weshalb auch dieser Scheck, den er Maria Valdez Cruz gegeben hat, eine ganz typische Geste von ihm ist.«
Peters Miene verdüsterte sich. »Aber versuch mal, jemandem das zu erklären«, sagte er leise.
Ich wusste, dass uns nur noch wenige Minuten blieben. »Hör mal zu«, sagte ich, dann summte ich das Lied, das ich in der Kapelle gehört hatte, in den Hörer. »Kennst du diese Melodie?«, fragte ich.
»Ich glaube nicht. Nein, das kenne ich ganz sicher nicht.«
»Ich hatte mal einen Freund, der sehr gut pfeifen konnte. Fast niemand tut das heute noch. Oder kennst du jemanden, der pfeifen kann, ich meine, jemanden wie Vince zum Beispiel?«
Peter musste tatsächlich lachen. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich ihn lachen hörte seit unserer Rückkehr aus den Flitterwochen.
»Kay, Vince und pfeifen? Kann ich mir genauso wenig vorstellen, wie dass er im Zirkus als Bauchredner auftritt. Unser zugeknöpfter Vincent Slater, der für alle hörbar ein Liedchen vor sich hin pfeift? Ich bitte dich!«
Der Wachbeamte kam auf mich zu. Die Besuchszeit war um. Peter und ich pressten die Lippen gegen die Scheibe, die uns trennte, und, wie immer, versuchte ich, nicht zu weinen. »Wie liebe ich dich?«, fragte ich ihn.
»Lass mich die Arten zählen«, flüsterte er. Es war zu unserem kleinen Abschiedsritual geworden.
Doch dann sagte er noch: »Kay, es wäre schön, wenn du dieses Abschiedsessen gibst, bevor Richard nach London fliegt. Das wäre mir sehr lieb. Er hat immer seine Probleme gehabt, aber schließlich ist er mein Stiefbruder, und Elaine ist immer gut zu mir gewesen.«
71
JE MEHR ICH ERFAHRE, desto weniger weiß ich, dachte Nicholas Greco, als er in die Einfahrt zum Carrington-Anwesen einbog. Der Wachmann war verständigt worden und ließ ihn mit einem freundschaftlichen Wink passieren, als er durch das Tor fuhr und zum Pförtnerhaus abbog.
Er hatte gestern mit Gary Barr telefoniert und um dieses Gespräch gebeten. Dabei hatte er darauf bestanden, es in Abwesenheit von Jane zu führen.
»Ich weiß nicht, wie viel Ihre Frau über Ihre früheren Aktivitäten weiß«, hatte er gesagt, »aber wenn Sie nicht über sämtliche Erlebnisse mit ihr gesprochen haben, dann würde ich Ihnen raten, dass wir uns zu einer Zeit treffen, in der sie nicht da ist.«
»Ich bin bis ungefähr zwölf Uhr unterwegs, um Besorgungen zu machen«, sagte Barr. »Um diese Zeit ist Jane immer im Herrenhaus.« Mit einer Stimme, die zugleich feindselig und besorgt klang, hatte er hinzugefügt: »Ich weiß nicht, was Sie noch von mir wollen. Ich habe schon alles gesagt, was ich über den Tod des Mädchens weiß, und ich habe nicht mal hier gearbeitet, als der Landschaftsgärtner umgebracht wurde.«
Hoffentlich zeigt meine Strategie die beabsichtigte Wirkung, dachte Greco, als er den Wagen abstellte und zum Eingang des Pförtnerhauses ging. Ich lasse ihm Zeit, sich den
Kopf zu zerbrechen, worüber ich mit ihm sprechen will, was ihn gehörig aus der Ruhe bringen soll.
Es war ein kleines, aus Steinen gemauertes Gebäude mit Bleiglasfenstern. Als Gary Barr öffnete und ihn mit mürrischer Miene bat einzutreten, war Greco vom Inneren des Hauses überrascht und beeindruckt. Die beschränkte Grundfläche war maximal genutzt worden: Das Erdgeschoss war zu einem einzigen großen Raum ausgebaut worden, mit Küchen-, Ess- und Wohnbereich, die harmonisch ineinander übergingen. Der schlichte offene Kamin aus Naturstein
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