Und hinter dir die Finsternis
und die hohe Balkendecke verbreiteten eine zeitlose Atmosphäre. Wie viele Generationen von Menschen mochten hier gelebt haben, seit das Haus vor vierhundert Jahren in Wales erbaut wurde?
Eine komfortable Wohnung für ein Haushälterehepaar, dachte er, weitaus freundlicher als das, was den meisten Hausangestellten zur Verfügung steht. Ihm fiel auf, wie makellos sauber und gepflegt alles war. Als Ermittler hatte er manchmal Haushälter erlebt, deren eigene Wohnung kaum als Muster an Sauberkeit gelten konnte.
Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, wählte er einen Stuhl mit gerader Lehne nahe der Couch, setzte sich und sagte in unverhüllt kühlem Ton: »Mr. Barr, ich denke, wir sollten heute keine Zeit verschwenden. Lassen Sie mich gleich zum Punkt kommen: Sie haben Drogen an Susan Althorp verkauft.«
»Das ist nicht wahr!«
»Ach wirklich? Als sie diese jungen Damen durch die Gegend kutschiert haben und Susan immer vorn neben Ihnen saß, da haben Sie sich darum bemüht, ihr ›Kumpel‹ zu werden. Aber es saßen noch drei weitere Mädchen auf der Rückbank. Eine davon, Sarah Kennedy, war Susans beste Freundin. Glauben Sie im Ernst, dass Susan ihr nichts davon erzählt hat?«
Es war so eine typisch hinterlistige Frage, wie sie Greco
gern stellte, und die oft eine entlarvende Antwort hervorlockte.
Gary Barr antwortete nicht darauf, sondern blickte nervös um sich, als ob er befürchtete, jemand könnte ihr Gespräch belauschen. Ein chronischer Lauscher hat immer Angst davor, selbst belauscht zu werden, dachte Greco mit Verachtung.
»Sie und Ihre Frau haben in den Jahren, die Sie nicht bei den Carringtons angestellt waren, ziemlich regelmäßig für die Althorps gearbeitet. Ich habe selbst miterlebt, was für eine Haltung Mr. Althorp gegenüber seinen Angestellten an den Tag legt. Das muss Ihnen sehr gegen den Strich gegangen sein, nicht wahr, Mr. Barr? Was für eine süße Rache muss es für sie gewesen sein, die junge Tochter des Hauses zum Drogenkonsum zu verführen, und sich später zu weigern, ihr mehr von dem Zeug zu geben, wenn sie nicht sofort bar auf die Hand bezahlte. Als sie sich in jener Nacht noch einmal heimlich aus dem Haus schlich, da wollte sie sich mit Ihnen treffen. Ist es nicht so gewesen?«
Gary Barr wischte sich ungeduldig die Schweißperlen weg, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten. »Sie brauchen nicht zu glauben, dass Sie mir Angst machen können. Ich kenne die Gesetze. Selbst wenn ich ihr ein bisschen Kokain verkauft haben sollte, das ist über zweiundzwanzig Jahre her. Das ist längst verjährt, das können Sie nachschlagen.«
»Das brauche ich nicht nachzuschlagen, Mr. Barr. Ich kenne mich mit den Verjährungsfristen aus, und Sie haben recht. Leider können Sie dafür nicht mehr vor Gericht gestellt werden, dass Sie dem armen Mädchen Drogen verkauft haben. Ihnen dürfte allerdings auch bekannt sein, dass es für Mord keine Verjährung gibt.«
»Mord ? Sie machen wohl Witze. Ich hab …«
Greco unterbrach ihn: »Wenn ich zur Staatsanwaltschaft gehe und denen erzähle, was ich weiß, dann wird ohne Zweifel eine neue Anhörung mit Geschworenen angeordnet werden.
Da werden Sie vorgeladen und müssen unter Eid aussagen. Sie können die Aussage nicht verweigern, weil Sie nicht angeklagt werden können. Aber man wird Sie wegen Meineides belangen, wenn Sie vor den Geschworenen falsche Aussagen machen über Ihre Beziehung zu Susan und alles Weitere, was Sie über die Umstände ihres Todes wissen. Es ist also besser, wenn Sie jetzt reinen Tisch machen.«
»Na schön! Ich war da«, sagte Barr mit heiserer und stockender Stimme. »Es ist so gewesen, wie Sie sagen. Sie wollte Stoff von mir, und ich hab ihr gesagt, ich müsse zuerst das Geld sehen, und sie sagte darauf, sie werde es besorgen. Ich sagte ihr, ich würde um Viertel vor zwei vor dem Haus warten, und sie solle pünktlich sein.«
»Peter Carrington hat Susan um zwölf Uhr nach Hause gebracht. Warum so spät?«
»Sie wollte ganz sicher sein, dass ihr Vater schläft.«
»Warum haben Sie ihr das Kokain nicht auf der Party gegeben?«
»Sie hatte das Geld noch nicht, als sie die Party verließ. Sonst hätte ich es ihr dort gegeben.«
Greco warf einen hasserfüllten und angewiderten Blick auf Barr. Weil du ihr nicht gegeben hast, was sie brauchte, hast du ihr Todesurteil unterzeichnet, dachte er. Sie wollte sich noch mit jemandem treffen, der ihr das Geld bringen sollte.
»Ich bin um halb zwei von hier aufgebrochen und zu
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