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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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brachten wir schließlich gut eine Meile zusammen und beschlossen, zum Abschluss noch eine Runde bis zum Ende des westlichen Weges zu laufen, der an der Straße endete. Das Grundstück war dort von hohen Hecken abgeschirmt. Peter erklärte mir, dass der Staat dort vor vielen Jahren neben dem Bürgersteig eine Gasleitung verlegt habe und dass mein Vater, als er die Pläne für die Anlage ausarbeitete, vorgeschlagen hatte, die Umzäunung um fünfzehn Meter zurückzuversetzen. Falls der Boden einmal wegen Reparaturarbeiten aufgegraben werden müsse, würden die Anpflanzungen keinen Schaden nehmen.
    Als wir an der Umzäunung ankamen, hörten wir von der anderen Seite her Stimmen und das Geräusch von Maschinen. Wir spähten durch die Hecke und sahen einige Arbeiter, die dabei waren, eine Baustellenabsperrung an der Straße zu errichten und schweres Gerät von einem Laster abzuladen. »Ich schätze, das ist genau das, was mein Vater damals im Sinn hatte«, sagte ich.
    Peter sagte: »Stimmt«, dann wandte er sich um und lief los. »Wer als Erster beim Haus ist!«, rief er über die Schulter zurück.

    »Das ist unfair«, rief ich, als er lossprintete. Ein paar Minuten später erreichten wir völlig außer Atem, jedoch in bester Stimmung – so glaubte ich zumindest – das Haus.
    Die Barrs waren in der Küche zugange, und ich bekam den Duft von frisch gebackenen Muffins in die Nase. Mir wurde klar, dass ich, die ich gewohnt war, zum Frühstück schwarzen Kaffee und einen halben getoasteten Bagel ohne Butter oder Frischkäse zu essen, mir strenge Disziplin würde auferlegen müssen, wenn ich weiterhin Wert auf meine Figur legen wollte. Doch heute, bei unserem ersten Frühstück zu Hause, hatte ich keine Lust, mir darüber Gedanken zu machen.
    Einen unbestreitbaren Vorteil hat so ein Herrenhaus: Es gibt eine große Auswahl von Orten, an denen man sich aufhalten kann. Das Frühstückszimmer war wie ein kleiner, gemütlicher Garten innerhalb des Hauses, mit grün und weiß gestrichener Wandvertäfelung, einem runden Tisch mit Glasplatte, gepolsterten Korbsesseln und einer Vitrine mit zierlichem, grün-weiß gemustertem Porzellan. Zum wiederholten Mal fragte ich mich im Stillen, wie viele Schätze es doch in diesem Haus gab, gesammelt seit dem frühen neunzehnten Jahrhundert. Und mich beschlich der Gedanke, ob überhaupt irgendjemand in diesem Haus darüber Bescheid wusste oder gar Buch führte.
    Jane Barr war anzusehen, dass sie etwas beunruhigte. Ihre herzliche Begrüßung konnte die sorgenvolle Miene nur für einen kurzen Augenblick überstrahlen. Irgendetwas war vorgefallen, aber ich wollte sie nicht in Peters Anwesenheit danach fragen. Doch ich spürte, dass er es auch bemerkt hatte.
    Die New York Times lag neben seinem Gedeck auf dem Tisch. Er griff danach, besann sich aber und legte sie wieder weg. »Ach Kay, ich habe mich so daran gewöhnt, beim Frühstück die Zeitung zu lesen, dass ich für einen Augenblick vergessen habe, dass ich jetzt einen sehr guten Grund habe, damit zu warten.«

    »Das brauchst du nicht«, sagte ich. »Du kannst den ersten Teil haben. Ich nehme den Lokalteil.«
    Erst nachdem sie uns die zweite Tasse Kaffee eingeschenkt hatte, kam Jane Barr noch einmal ins Frühstückszimmer. Diesmal versuchte sie nicht, ihre Beunruhigung zu verbergen. »Mr. Carrington«, wandte sie sich an Peter, »ich weiß nicht recht, wie ich es Ihnen sagen soll, aber als ich heute Morgen im Supermarkt war, wurde gerade die Celeb ausgeliefert. Die Titelgeschichte geht über Sie. Sicherlich werden Sie bald Anrufe bekommen, deshalb wollte ich Sie vorwarnen, aber ich wollte Sie auch erst mal in Ruhe frühstücken lassen.«
    Ich sah, dass sie ein zusammengefaltetes Exemplar der Zeitschrift unter dem Arm trug. Sie überreichte es Peter.
    Er klappte sie auf, starrte auf das Titelblatt und schloss die Augen, als sei ihm der Anblick unerträglich. Ich langte über den Tisch und nahm ihm die Zeitschrift aus der Hand. Die riesengroße Schlagzeile lautete: PETER CARRINGTON HAT MEINE TOCHTER ERMORDET. Darunter waren nebeneinander zwei Fotos abgebildet. Links ein offiziell wirkendes Bild von Peter, die Art von Fotos, die Zeitungen verwenden, wenn sie einen Artikel über einen bekannten Manager veröffentlichen. Er blickte ernst, was mich nicht verwunderte. Peter ist von Natur aus schüchtern und nicht der Typ, der bei jeder auftauchenden Kamera sofort lächelt. Dennoch ging von ihm auf diesem speziellen Bild etwas Kaltes, ja sogar

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