Und hinter dir die Finsternis
außerhalb der Umzäunung des Anwesens vergraben worden. Auf der Vorderseite ihres halb verrotteten weißen Chiffonabendkleids waren noch Flecken sichtbar, die anscheinend von Blut herrührten.
Gary Barr war derjenige, der ins Zimmer stürzte, um mir die Nachricht zu übermitteln. Auf dem Rückweg vom Einkaufen war er in dem Moment an der Baustelle vorbeigefahren, als gerade einer der Arbeiter mit seinem Gerät auf die Leiche gestoßen war. Gary berichtete mir, er habe angehalten und zugesehen, bis die Wagen der Polizei mit heulenden Sirenen eintrafen.
Über die am Zaun installierten Überwachungskameras konnte ich sehen, dass sich eine kleine Menschenmenge angesammelt hatte. Ich glaube, dass ich nicht einmal eine Sekunde lang daran gezweifelt habe, dass die Leiche als diejenige von Susan Althorp identifiziert werden würde.
Das Klingeln an der Haustür ließ mich an das Glockengeläut bei der Trauermesse für meinen Vater denken. Ich erinnere mich genau, wie traurig die Glocken geklungen hatten, als ich Hand in Hand mit Maggie aus der Kirche trat und wir mit den Freunden auf den Stufen von St. Cecilia’s standen. Ich erinnere mich, dass Maggie zu mir sagte. »Falls die sterblichen Überreste von Jonathan doch noch entdeckt werden sollten, wird es natürlich ein richtiges Begräbnis geben.« Doch so weit war es nie gekommen.
Als die verstörte Jane Barr auftauchte, um uns mitzuteilen, dass Beamte von der Kriminalpolizei Mr. Carrington sprechen wollten, ging mir durch den Kopf, dass es wohl bald ein richtiges Begräbnis für Susan Althorp geben würde.
13
»WIR WISSEN, DASS ER ES war, aber haben wir genug in der Hand, um Anklage zu erheben?« Barbara Krause blickte Tom Moran, Assistenzstaatsanwalt und Leiter ihrer Mordkommission, durchdringend an. Sechs Tage waren vergangen, seit die sterblichen Überreste von Susan Althorp auf dem nicht umzäunten Teil des Carrington-Geländes gefunden worden waren. Man hatte eine Autopsie durchgeführt und die Leiche eindeutig identifiziert. Als Todesursache war Erdrosselung festgestellt worden.
Moran, mit Glatze, etwas übergewichtig und seit fünfundzwanzig Jahren im Büro der Staatsanwaltschaft tätig, teilte das frustrierte Gefühl seiner Chefin. Seit die Leiche entdeckt wurde, hatten sich Reichtum und Macht der Carrington-Familie offenbart. Carrington hatte ein Team von landesweit bekannten Anwälten zusammengetrommelt, und dieses hatte seine Arbeit bereits aufgenommen und stellte sich auf die mögliche Anklageerhebung ein. Wenn man die Sache nüchtern betrachtete, sah es so aus, dass die Staatsanwaltschaft von Bergen County genug Indizien besaß, um einen begründeten Verdacht auszusprechen und eine Anklage gegen Carrington einzureichen, und die Geschworenen der Grand Jury würden diese höchstwahrscheinlich auch bestätigen. Andererseits, sollte es zu einem Prozess kommen, bei dem die Staatsanwaltschaft über jeden begründeten Zweifel
erhabene Beweise liefern musste, stand zu befürchten, dass die Geschworenen ihn entweder freisprechen oder nicht zu einem einstimmigen Urteil gelangen könnten.
Nicholas Greco wurde jeden Augenblick im Büro der Staatsanwaltschaft erwartet. Er hatte angerufen und um ein Gespräch mit Barbara Krause ersucht, und sie hatte Moran gebeten, dabei anwesend zu sein.
»Er sagt, er hätte vielleicht etwas für uns, was uns weiterhelfen könnte«, klärte Krause Moran auf. »Hoffen wir, dass das stimmt. Normalerweise bin ich nicht sehr begeistert, wenn sich Außenstehende in unsere Angelegenheiten einmischen, doch in diesem Fall würde ich ihm ohne Bedenken jede erdenkliche Unterstützung anbieten, wenn es uns dadurch gelingt, Carrington zu überführen.«
Sie war an diesem Vormittag zusammen mit Moran noch einmal alle Stärken und Schwächen des Falls durchgegangen, und dabei hatte sich nichts Neues ergeben. Die Tatsache, dass Carrington Susan nach Hause gefahren hatte und er derjenige war, der sie zuletzt gesehen hatte, wurde dadurch abgeschwächt, dass sowohl ihr Vater wie auch ihre Mutter gehört hatten, dass sie das Haus betrat und ihnen »Gute Nacht« zurief. Als der Verdacht aufkam, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein könnte, hatte der damals zwanzigjährige Carrington sämtliche Fragen beantwortet, mit denen die Kollegen ihn bedrängt hatten. Als Carringtons Vater erfuhr, dass sein Sohn verdächtigt wurde, hatte er nicht nur erlaubt, sondern sogar verlangt, dass das Herrenhaus, das Grundstück und Peters Auto
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