Und hinter dir die Finsternis
leise eingestellt war, dass man nur Gemurmel hören konnte.
Als Althorp die ausgemergelte Frau ansah, der er sich schon seit Jahren entfremdet hatte, empfand er ein unerwartetes und überwältigendes Gefühl der Zärtlichkeit. In der Aussegnungshalle war der Sarg von Fotos umstellt gewesen, verschiedene Momentaufnahmen aus Susans kurzem achtzehnjährigen Leben. Ich war immer auf Reisen, dachte er. Auf den meisten Bildern, besonders denen aus den letzten Lebensjahren, waren nur Gladys und Susan zu sehen.
Er deutete auf den Fernseher. »Wahrscheinlich hast du das mit Maria Valdez gehört.«
»Nicholas Greco hat mich angerufen, und danach hab ich es mir auf CNN angeschaut. Er meint, ihre Aussage könnte
den Ausschlag dafür geben, dass Anklage gegen Peter Carrington erhoben wird. Ich hoffe nur, dass ich im Gerichtssaal dabei sein kann, wenn sie ihn in Handschellen abführen.«
»Das hoffe ich auch, meine Liebe. Und ich versichere dir, dass ich auf jeden Fall da sein werde.«
Gladys Althorp schüttelte den Kopf. »Du weißt ganz genau, dass ich nicht mehr lange zu leben habe, Charles, aber das spielt auch keine Rolle mehr. Nachdem ich jetzt weiß, wo Susan ist und dass ich bald mit ihr vereint sein werde, muss ich dir etwas beichten. Ich habe immer geglaubt, dass Peter Susan umgebracht hat, aber gleichzeitig ist mir immer ein leiser Zweifel geblieben. Hast du gehört, wie sie in jener Nacht das Haus verlassen hat? Bist du ihr gefolgt? Du warst sehr wütend auf sie. Habt ihr beide euch gestritten, weil sie erfahren hat, dass du etwas mit Elaine gehabt hast? Susan war immer so fürsorglich mir gegenüber.«
»Das mit Elaine war ein Fehler, und es war schon vorbei, als sie Peters Vater geheiratet hat«, sagte Charles bitter. »Als wir uns gesehen haben, war sie geschieden und ungebunden, und das ist die Wahrheit.«
»Sie mag vielleicht ungebunden gewesen sein, aber du warst es nicht, Charles.«
»Findest du nicht, dass es reichlich spät ist, um noch über solche Dinge zu diskutieren, Gladys?«
»Du hast mir immer noch nicht geantwortet. Worüber hast du dich in jener Nacht mit Susan gestritten?«
»Versuch, dich ein bisschen auszuruhen, Gladys«, war Charles Althorps Antwort. Er drehte sich um und verließ das Schlafzimmer seiner Frau.
18
ZUM ERSTEN MAL BLIEBEN die Anwälte über Mittag. Mit geübten Händen bereitete Jane Barr ein Tablett Sandwiches zu und setzte frischen Kaffee auf. Voller Bestürzung hatte sie im Fernsehen die Berichte verfolgt, wonach Maria Valdez Cruz nicht mehr an ihrer früheren Aussage festhielt. Daran ist Elaine schuld, dachte sie. Wenn sie uns nicht entlassen hätte, wäre ich an dem Morgen diejenige gewesen, die sich um die Wäsche gekümmert hätte. Und ich hätte genau gewusst, was sich im Wäschekorb befand und was in die Reinigung gegeben wurde. Was fällt dieser Valdez eigentlich ein, einfach so kurzerhand ihre Aussage zu widerrufen? Bestimmt hat ihr jemand Geld gegeben. Schade, dass ich nicht dabei war, als dieser Nicholas Greco vorbeikam und mit Gary gesprochen hat. Seitdem ist er irgendwie nervös. Er glaubt, dass er Peter vielleicht mit seiner Bemerkung gegenüber Greco, Peter sei sehr erschrocken gewesen, als er erfuhr, dass Susans Handtasche nicht im Wagen gewesen sei, geschadet haben könnte.
»Warum sollte ihm das schaden?«, hatte sie Gary damals gefragt, doch inzwischen war sie sich auch unsicher. Vielleicht war diese kleine Information doch von Bedeutung. Aber sie kannte Peter Carrington. Er war ein Mensch, der niemals jemand anderem etwas antun könnte.
Mit Gary war sie bei der Trauermesse für Susan Althorp
gewesen. Sie war so ein süßes, hübsches Mädchen, erinnerte sich Jane, während sie Teller und Tassen aus dem Schrank nahm. Damals, als wir bei den festlichen Dinnerpartys bei den Althorps aushalfen, war sie immer wunderbar anzuschauen, wenn sie sich wieder für den Abend festlich gekleidet und herausgeputzt hatte.
Nach dem Gottesdienst, bevor der Leichenwagen und die Limousinen zur Bestattung im engsten Familienkreis abfuhren, hatten sich die Althorps in der Sakristei aufgestellt und die Beileidsbekundungen ihrer Freunde entgegengenommen. Warum hatte sich Gary in der Menge versteckt, statt sie anzusprechen? Susan war immer so nett zu ihm gewesen. In dem letzten Jahr hatte er sie mindestens ein halbes Dutzend Mal zu Partys gebracht und abgeholt, weil der Botschafter dagegen war, dass sie oder ihre Freunde am späten Abend selbst nach Hause fuhren. Doch Gary
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