Und hinter dir die Finsternis
Mutter mit zwei Kindern, die noch in die Grundschule gingen. Ihre Arbeitszeit war von neun bis drei, mit der Übereinkunft, dass sie abends zusätzlich bei den Cocktailpartys anlässlich von Ausstellungseröffnungen anwesend sein sollte. Es hatte erst eine Veranstaltung dieser Art gegeben, seit sie dort arbeitete, und diese war nur recht spärlich besucht gewesen.
Das Problem war, dass die Galerie nicht einmal genug abwarf, um die allgemeinen Kosten zu decken. Richard wäre längst pleite ohne seine Mutter, dachte Pat, während sie zusah, wie er ruhelos von einem Gemälde zum nächsten ging und die Rahmen gerade ausrichtete.
Er ist aber wirklich nervös heute, dachte sie. Ich hab mitgekriegt, wie er in den letzten Tagen am Telefon ein paar Wetten abgeschlossen hat. Er muss eine ganze Menge Geld
verloren haben. Natürlich, die Geschichte mit der Leiche dieses Mädchens, die auf dem Grundstück seines Stiefbruders entdeckt wurde, ist auch alles andere als beruhigend. Gestern hatte Richard den Fernseher eingeschaltet, um die Liveübertragung von Susan Althorps Begräbnisfeier anzuschauen. Er hat sie auch gekannt, ging Pat durch den Kopf. Auch wenn es lange her ist – zu sehen, wie ihr Sarg in die Kirche getragen wird, muss eine Menge von schmerzvollen Erinnerungen geweckt haben.
Am Morgen hatte sie Walker gefragt, wie sein Stiefbruder auf all diesen Medienrummel reagiert habe.
»Ich habe Peter in letzter Zeit nicht gesehen«, antwortete er. »Ich habe ihn nur einmal angerufen, um ihm zu sagen, dass ich an ihn denke. Gerade ist er erst von seiner Hochzeitsreise zurückgekehrt, und dann bricht all das über ihn herein. Das muss man auch erst mal verkraften.«
Später war es dann so still in der Galerie gewesen, dass Pat aufschrak, als das Telefon klingelte. So langsam zerrt der Job auch an meinen Nerven, dachte sie, als sie den Hörer abnahm.
»Kunstgalerie Walker. Guten Tag.«
Sie sah auf und erblickte Richard Walker, der auf sie zugestürmt kam und mit beiden Armen abwinkte. Stumm formte er mit den Lippen: »Ich bin nicht da. Ich bin nicht da.«
»Geben Sie mir Walker.« Das war ein Befehl, keine Bitte.
»Tut mir leid, er hat einen Termin und ist nicht im Haus. Vermutlich wird er heute Nachmittag auch nicht mehr kommen.«
»Geben Sie mir seine Handynummer.«
Pat wusste, was sie in diesen Fällen zu sagen hatte: »Er schaltet es immer ab, wenn er in einer Besprechung ist. Aber wenn Sie mir Ihren Namen und Ihre Nummer geben, werde ich …«
Die Verbindung wurde unterbrochen. Walker stand neben ihr, die Stirn schweißbedeckt, mit zitternden Händen. Noch
bevor er fragen konnte, sagte Pat: »Er hat seinen Namen nicht genannt, aber eines kann ich Ihnen sagen, Richard: Er klang fürchterlich wütend.« Und weil er ihr plötzlich leidtat, bot sie ihm noch ungebeten ihren Rat an. »Richard, Ihre Mutter hat doch viel Geld. Wenn ich Sie wäre, würde ich sie bitten, Ihnen zu geben, was Sie brauchen. Dieser Kerl konnte einem richtig Angst einjagen. Und dann sage ich Ihnen noch etwas: Hören Sie auf mit den Pferdewetten.«
Zwei Stunden später stand Richard Walker seiner Mutter in ihrem Haus auf dem Carrington-Anwesen gegenüber. »Du musst mir helfen«, bettelte er. »Die werden mich umbringen, wenn ich nicht zahle. Die meinen es wirklich ernst. Es wird das letzte Mal sein, das schwöre ich.«
Elaine Carrington blickte ihren Sohn an, ihre Augen funkelten vor Wut. »Richard, du hast mich schon fast ruiniert. Ich bekomme aus dem Nachlass eine Million Dollar im Jahr. Im letzten Jahr hast du mit deinen Spielschulden und der Galerie praktisch die Hälfte davon verbraucht.«
»Bitte, Mutter, ich flehe dich an.«
Sie wandte den Blick ab. Er weiß, dass ich ihm das Geld letztlich doch geben muss, dachte Elaine. Und er weiß auch, wo ich mir, falls es wirklich brenzlig wird, so viel Geld holen kann, wie ich brauche.
17
BOTSCHAFTER A. D. CHARLES ALTHORP klopfte an die Schlafzimmertür seiner Frau. Als sie gestern von der Beerdigung zurückgekehrt waren, war sie sofort zu Bett gegangen. Er wusste nicht, ob sie schon erfahren hatte, dass Maria Valdez Cruz, das frühere Dienstmädchen der Carringtons, ihre Aussage widerrufen hatte.
Er fand sie im Bett sitzend vor, mit ein paar Kissen im Rücken. Obwohl es schon fast Mittag war, hatte Gladys Althorp sichtlich noch keine Anstalten gemacht aufzustehen. Das Frühstückstablett stand vollkommen unberührt auf dem Nachttischchen. Der Fernseher lief, obwohl die Lautstärke so
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