Und hinter dir die Finsternis
sie immer noch an derselben Adresse wohnten. Falls ja, wollte er versuchen, in den nächsten Tagen mit ihnen zu reden.
Er notierte, dass Gary Barr an diesem Abend die Cocktails und das Essen serviert hatte.
Interessant, dieser Mr. Barr, dachte Greco. Er hatte immer mal wieder für die Althorps gearbeitet, sogar gelegentlich als Fahrer für Susan Althorp und ihre Freunde. Er hatte an dem Abend, an dem Susan verschwunden war, bei dem festlichen Abendessen im Herrenhaus der Carringtons serviert, ebenso beim Brunch am folgenden Tag. In der Nacht, in der Grace ertrunken war, war er ebenfalls dort und anschließend im Pförtnerhaus auf dem Gelände gewesen.
Der allgegenwärtige Mr. Barr. Es könnte nicht schaden, ihm noch einen weiteren Besuch abzustatten, beschloss Greco.
Es war fünf Uhr, und Moran war immer noch nicht zurückgekehrt. Er war die ganze Zeit im Gerichtssaal, überlegte Greco. Sicherlich wird er nach Hause wollen. Ich werde ihn morgen anrufen und einen Termin zu einer angemesseneren Zeit vereinbaren.
Er ging den Flur zu Barbara Krauses Zimmer hinunter, um die Fallakte von Grace Carrington zurückzubringen. Moran saß bei ihr. Krause sah Greco geistesabwesend an, als ob sie ihn völlig vergessen hätte. Dann sagte sie: »Mr. Greco, tut mir leid, aber wir können jetzt nicht mit Ihnen reden. Tom und ich wollten gerade zum Anwesen der Carringtons aufbrechen. Es scheint, dass unsere Hunde noch weitere menschliche Knochen aufgespürt haben.«
36
FRÜHER HABE ICH IN DER Bücherei Vorlesestunden für Kinder abgehalten, und dabei habe ich ihnen manchmal eines meiner Lieblingsgedichte, Die Stunde der Kinder von Henry Wadsworth Longfellow, vorgetragen. Es beginnt folgendermaßen: »Zwischen Dunkelheit und Taglicht, wenn die Nacht allmählich sinkt hernieder …«
Das Tageslicht war im Schwinden begriffen, als ich draußen die Leichenhunde hörte. Das Geräusch kam vom westlichen Teil des Anwesens. Peter war wieder zu den Anwälten nach Manhattan gefahren, doch ich hatte beschlossen, lieber zu Hause zu bleiben. Ich fühlte mich unbeschreiblich müde und tatsächlich hatte ich einen guten Teil des Tages dösend im Bett verbracht.
Es war vier Uhr nachmittags, als ich schließlich aufgestanden war. Ich hatte mich geduscht, angezogen, und war hinunter in Peters Bibliothek gegangen. Dort hatte ich mich mit einem Buch in seinen bequemen Sessel gesetzt und auf seine Rückkehr gewartet.
Als ich das Hundegebell vernahm, hastete ich in die Küche. Jane Barr war gerade hereingekommen, um das Abendessen zuzubereiten. »Es sind noch mehr Polizeiwagen an der Toreinfahrt, Mrs. Carrington«, berichtete sie nervös. »Gary ist hinübergegangen, um zu sehen, was los ist.«
Die Hunde müssen etwas gefunden haben, schoss mir
durch den Kopf. Ohne mir erst einen Mantel überzuziehen, eilte ich hinaus in die kalte Dämmerung und folgte dem Fußweg, der in die Richtung führte, aus der das Gebell kam. Beamte waren bereits dabei, ein Gebiet in der Nähe des Teiches, der im Sommer mit Fischen besetzt war, mit Bändern abzusperren. Streifenwagen rasten mit blitzenden Lichtern über den gefrorenen Rasen.
»Einer der Hunde hat einen Beinknochen ausgegraben«, raunte mir Gary Barr zu.
»Ein Beinknochen! Ist es denn ein menschlicher Knochen?« , fragte ich. Ich stand vor ihm in meinem dünnen Pullover und klapperte vor Kälte mit den Zähnen.
»Das scheint wohl sicher zu sein.«
Ich hörte das Geheul sich nähernder Sirenen. Noch mehr Polizei, dachte ich. Danach werden die Medien folgen. Wer könnte dort begraben sein? Dieses ganze Gebiet war früher einmal von Indianern besiedelt. Immer wieder mal ist man auf Gräber gestoßen, die von ihnen stammen. Vielleicht war es ein Knochen von einem dieser Ureinwohner, den sie gefunden hatten.
Doch dann hörte ich, wie einer der Hundeführer sagte: »… und sie war in dieselbe Art von Plastiksack gewickelt wie das Mädchen.«
Ich spürte, wie meine Knie weich wurden, und hörte jemanden rufen: »Halten Sie sie fest!«
Ich bin nicht ohnmächtig geworden, doch ein Beamter stützte mich an einem Arm und Gary Barr am anderen, als sie mich zum Haus zurückführten. Ich bat sie, mich in Peters Bibliothek zu bringen. Ich bibberte, als ich in seinen Sessel sank, daher holte Jane eine Decke und wickelte mich darin ein. Ich bat Gary, wieder nach draußen zu gehen und zu berichten, was dort vor sich ging. Schließlich kam er zurück und meldete, man habe ihm gesagt, sie hätten ein vollständiges
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