Und ich erobere dich doch!
für mich.“
„Für mich auch“, murmelte sie und band den Gürtel der Jacke fester als nötig.
„Wir hatten ungeschützten Sex, was sehr verantwortungslos von uns beiden war. Nichtsdestotrotz kann ich dir versichern, dass du dir in gesundheitlicher Hinsicht keine Sorgen zu machen brauchst. Aber …“
Voller Entsetzen flog ihr Blick zu ihm hin. „Aber es besteht die Möglichkeit einer ungewollten Schwangerschaft“, beendete sie den Satz flüsternd.
„Hoffen wir das Beste. Wir haben nur einmal miteinander geschlafen, vielleicht haben wir ja Glück. Wir sollten positiv denken und vorerst optimistisch bleiben.“ Schließlich hatte er das Schicksal noch nie herausgefordert, er war überzeugt, dass es ihm dieses eine Mal durchgehen ließ. Die Alternative wollte er sich gar nicht erst überlegen. Das Durcheinander, das eine ungewollte Schwangerschaft automatisch mit sich brachte, passte einfach nicht in sein geordnetes Leben.
Seine optimistische Einstellung erstaunte Flora. Sie war eher der Auffassung, dass ein Fehler unweigerlich Konsequenzen nach sich zog.
„Da es überdeutlich ist, dass du nicht weiter in meiner Gesellschaft bleiben willst, werde ich jetzt gehen.“ Er fasste nach dem Türknauf. „Dann kannst du in Ruhe die Kartons durchgucken.“
Flora steckte die Hände in die Jackentaschen. „Gut“, meinte sie leise. „Ich würde Mariska gern noch einmal sehen, bevor ich abreise.“
„Natürlich. Du kannst sie jederzeit besuchen, wann immer du möchtest.“ Er zog eine Visitenkarte und einen Stift hervor und schrieb etwas auf die Rückseite der Karte. „Hier ist meine Privatnummer, wenn du mit Anke etwas ausmachen willst.“
Flora starrte angestrengt auf die Nummer. Die Atmosphäre war spannungsgeladen, es zerrte an ihren Nerven und raubte ihr die Fähigkeit, normal zu atmen.
„Ich melde mich“, sagte Angelo.
Flora besiegte die eigenen Dämonen und schaute ihn an. „Das ist nicht nötig“, erwiderte sie steif.
„Wir müssen in Kontakt bleiben … wegen Mariska“, widersprach Angelo. „Ich muss außerdem wissen, ob du schwanger bist oder nicht. Wann kannst du es sagen?“
Bei der persönlichen Frage wurde Flora rot. „Das geht dich nichts an.“
Mit unerbittlicher Miene sah Angelo sie an. „Wenn du mein Kind empfangen hast, geht es mich sehr wohl etwas an, querida .“
Sobald er gegangen war, zog Flora ihre Jacke wieder aus und machte sich daran, die Kartons durchzusehen. Viel mehr als Fotos, Postkarten und etwas Modeschmuck gab es nicht wirklich. Flora nahm das Hochzeitsfoto von Willem und Julie auf und betrachtete es lange. Die beiden sahen so jung und glücklich aus. Die Tränen begannen zu strömen, und Flora ließ ihnen freien Lauf. Sie weinte, bis sie keine Träne mehr übrig hatte. Und auch wenn ihre Kehle sich rau anfühlte, wählte sie doch die Telefonnummer, die Angelo ihr überlassen hatte, und vereinbarte mit Anke eine Uhrzeit, zu der sie Mariska besuchen konnte.
Im Bad spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel. Sie sah fürchterlich aus! Und sie konnte noch immer nicht glauben, dass sie tatsächlich mit Angelo van Zaal geschlafen hatte. Eine Erklärung, wie sie zusammen mit ihm in diesem Bett gelandet war, gab es nicht. Sicher, da war diese Anziehungskraft, die sie in seiner Nähe verspürte, doch ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass es so außer Kontrolle geraten könnte. Offenbar hatte es ausgereicht, emotionell aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, um sämtliche ihrer Moralvorstellungen aus den Angeln zu heben.
Sie hatte ihren Schutzschild fallen lassen, um die traurige Gegenwart zu vergessen, und war ausgerechnet mit einem Mann intim geworden, den sie nicht einmal mochte. Einem Mann, der sie immer mit kühler Gleichgültigkeit auf Distanz gehalten hatte. Wie sie es auch drehte und wendete … sie hatte sich selbst verraten, und jedes weitere Treffen mit Angelo van Zaal würde sie nur in tiefste Verlegenheit stürzen.
Mit einer Tasche voll von Andenken verließ sie das Hausboot und fuhr mit der Straßenbahn zu Angelos Haus. Den Blick auf die geschäftigen Straßen gerichtet, liefen vor ihrem geistigen Auge jedoch die Bilder der Episode auf dem Hausboot ab. Wie anders Angelo plötzlich geworden war, nachdem er ihre Barrieren mit seinem Kuss eingerissen hatte. So offen und viel zugänglicher …
Befangen verschränkte sie die Finger auf dem Schoß. Diese Erinnerungen sollten am besten sicher weggeschlossen und
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