Und ich erobere dich doch!
nie wieder hervorgeholt werden! Allerdings … wie hoch war das Risiko einer Schwangerschaft?
Flora überschlug im Kopf die Daten und musste ein besorgtes Aufstöhnen unterdrücken. Kein Zweifel, dieser Unfall – wenn man es denn Unfall nennen konnte – hatte sich ausgerechnet an ihren fruchtbaren Tagen ereignet. Jetzt konnte sie nur noch beten, dass sie nicht schwanger geworden war. Ein seltsamer Gedanke für eine Frau, die dabei war, die Adoption ihrer kleinen Nichte zu beantragen.
Wie standen überhaupt die Chancen, dass sie mit ihrem Antrag Erfolg haben würde? Als Mariskas einzige Blutsverwandte war sie mit haushohen Hoffnungen ausgezogen. Zu dem Zeitpunkt hatte sie allerdings auch noch nicht gewusst, dass Angelo das Baby ebenfalls adoptieren wollte. Er würde sich als mächtiger Konkurrent erweisen, hatte er sich doch um Mariska gekümmert, seit sie auf der Welt war. Niemanden schien es zu stören, dass er ein unverheirateter Mann war. In gewisser Hinsicht war das nur fair, schließlich war sie auch nicht verheiratet und hatte keine eigenen Kinder. Sie konnte nur ihre Erfahrung als Erzieherin in die Waagschale werfen.
Zudem würde es Monate dauern, bis die Papiere bearbeitet waren. Während dieser Zeit blieb Mariska bei Angelo, sodass die Kleine sich automatisch mehr an ihn gewöhnen würde. Flora bezweifelte, dass ihre Chancen dann noch gut standen.
Trauer überfiel sie erneut, dieses Mal wegen Mariska. Sie hatte wirklich gedacht, es würde keine Komplikationen geben und sie könnte das Baby gleich mit sich zurück nach Charlbury St Helens nehmen.
Mariska begrüßte ihre Tante mit einem fröhlichen Jauchzer, und Floras Stimmung hellte sich sofort auf. Der Nachmittag verging wie im Flug. Anke schlug vor, Flora solle doch zum Abendessen bleiben und dabei helfen, das Baby zu Bett zu bringen. Gern nahm Flora die Einladung an, sobald sich herausstellte, dass Angelo nicht an diesem Abendessen teilnehmen würde.
Das leichte Essen tat gut, und es machte Flora großen Spaß, ihre Nichte zu baden. Als sie die Kleine in das flauschige Laken wickelte und abtrocknete, füllten sich ihre Augen erneut mit Tränen, denn in dem kleinen Gesichtchen erkannte sie deutlich die Züge ihrer Schwester wieder. Hastig bemühte sie sich, die Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Das Baby sollte die trübe Stimmung nicht bemerken.
Als Mariska in ihrem Bettchen lag, wurde auch Flora bewusst, wie müde sie war. Es wurde Zeit zu gehen. Sie zog ihre Jacke über und stieg die Treppe hinunter.
„Guten Abend, Flora. Ich wusste nicht, dass du noch hier bist.“
Völlig überraschend trat Angelo aus einer Tür neben dem Treppenabsatz. Er trug ein elegantes Dinnerjackett, sein Haar war noch feucht vom Duschen, und er sah einfach fantastisch aus. Von der unerwarteten Begegnung überrumpelt, konnte Flora nichts anderes tun, als in seine blauen Augen zu blicken. Sie hatte das Gefühl, einen elektrischen Zaun angefasst zu haben und nun nicht mehr loslassen zu können.
Angespannt presste sie die Lippen zusammen. „Ich bin so lange wie möglich bei Mariska geblieben, weil ich morgen abreise. Aber jetzt bin ich ziemlich fertig.“
„Mein Fahrer wird dich zum Hotel zurückbringen.“
„Das ist nicht nö…“
„Ich bestehe darauf“, fiel er ihr ohne Zögern ins Wort. „Du sieht erschöpft aus.“
Sie brauchte wirklich nicht daran erinnert zu werden, dass sie nicht den besten Eindruck machte! Nein, Angelos Beobachtung hatte ganz sicher nicht den gleichen angenehmen Effekt wie sein Kompliment, dass sie schön sei. Und sein befehlshaberischer Ton, der so typisch für ihn war, passte ihr ebenfalls nicht. Sie hatte schon den Mund zu einer beißenden Erwiderung geöffnet, als sie bemerkte, dass sie nicht allein waren.
Eine wasserstoffblonde Frau in einem schicken weißen Cocktailkleid und mit einem Diamantcollier um den Hals stand wartend in der Halle und hielt die dunklen Augen starr auf Angelo gerichtet.
Der die beiden Frauen jetzt mit erlesener Höflichkeit miteinander bekannt machte. Flora fragte sich stumm, was wohl passieren musste, um Angelo van Zaal in Verlegenheit zu bringen, denn soweit sie es beurteilen konnte, war er nicht im Geringsten verstört. Ob Bregitta Etten seine aktuelle Freundin war? Und hatte Angelo somit seine Freundin heute Vormittag mit Flora betrogen? Oder war Bregitta nur eine weitere aus der endlosen Parade von Frauen, die sich überschlugen, um zu Angelos Leben zu gehören, wie Julie es des Öfteren
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