... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
biologisch angebaut. Daran mussten wir uns auch erst gewöhnen, mittlerweile haben wir das aber sehr gerne. Gewöhnungsbedürftig sind in Österreich außerdem noch die Ladenöffnungszeiten. Abends nach sechs Uhr, am Wochenende und an den vielen Feiertagen kommt man nicht an Nahrung. Anfangs war natürlich auch das endlose Mülltrennen in die jeweils verschiedenfarbigen Tonnen nervig.
In den USA wundert mich mittlerweile natürlich auch einiges, wie etwa die Auswahl an Zahnpasten. Es gibt in Amerika hunderte Zahnpastavariationen: Gel, Paste, Weiß, Rot, mit Weißmachern, mit Kariesschutz, um nur ein paar Varianten zu nennen. Amerikaner haben vielleicht die besten Zähne der Welt, aber brauchen wir dazu hunderte Zahnpastasorten? Das gäbe es in Österreich nicht. Wenn Sie nach Österreich reisen, sollten Sie jedenfalls ihre eigene Zahnpasta mitnehmen, denn ihre Lieblingssorte gibt es hier höchstwahrscheinlich nicht. Noch erstaunlicher sind die amerikanischen Tierfutterabteilungen in den Supermärkten. Die Regale voll Katzen- und Hundefutter erstrecken sich dort ganze Gänge entlang, während es den österreichischen Katzen und Hunden auch mit einem begrenzten Angebot an Trocken- oder Dosenfutter blendend geht.
Mein Humor wird in Österreich selten gewürdigt, meine Frau verweist aber gerne darauf, dass das schon in den USA der Fall war. Ich vermisse die Fahrten nach Santa Cruz und das Golfen am Pastiempo mit meinem Kumpel Rick Adams. Ich vermisse unsere Nachbarn, Janus und Lee, die Ogerrinos und die anderen guten Leute, die mit uns auf der Black Road lebten. Ich vermisse, wie schrill die Santa-Cruz-Berge aussehen und wie die Sonne hinter ihnen untergeht. Ich vermisse Frontier Village und die Hippies aus meiner Jugend. Ich vermisse das Restaurant Farrell’s in Sunnyvale, das schon vor langem zusperrte, und ich bedaure, dass ich meine Kinder dort nie wieder hinführen kann. Ich vermisse das alte Stadtzentrum vom Sunnyvale meiner Jugend. Ich vermisse die Patentbibliothek und die Angestellten dort, genau wie die VA , und Stanford, und natürlich alle jene, die mit mir am Symphonix-Projekt arbeiteten. Ich vermisse das Gefühl, dass in Sunnyvale nichts unmöglich ist, dass dort Träume über Nacht wahr werden können und dass der Typ, der bei Clarke’s Burgerstand neben dir sitzt, der Erfinder der Hard Disk 10 sein könnte. Gut möglich, dass ich eines Tages ähnlich über Innsbruck denken werde.
Über Facebook habe ich erfahren, dass einer meiner Mitbewohner aus dem Studentenheim jetzt ein erfolgreicher Lokalpolitiker ist, der gerade wiedergewählt wurde. Damals bestach er nicht durch seinen Intellekt, und ich bin nicht sicher, ob er jemals fertigstudierte. Diese Geschichte erinnerte mich daran, dass ich jetzt wohl niemals Bürgermeister oder Gemeinderat für Sunnyvale werden kann. Die Möglichkeit, es in der Politik zu versuchen, mit der ich insgeheim zeitlebens gerechnet hatte, zieht an mir vorbei.
Dafür ist Österreich so unglaublich hübsch, dass es direkt in den Augen schmerzt. Der Ausblick aus unserer Küche könnte genauso gut auf den Yosemite Park in Kalifornien führen. Unsere Besucher starren immer mit einem verzauberten Blick zu den Alpen rüber. „Ihr könnt weiter ungläubig hinstarren“, sage ich ihnen dann, „aber die Berge gehen davon nicht weg.“
Ein Besucher aus den USA meinte, dass wir in einem riesigen Disneyland lebten, und er hat Recht. Das ist ein ganz besonderer Ort hier, mit seinen bezaubernden Aussichten, die von lieblichen Tälern bis zu schneebedeckten Gipfeln reichen, die den Himmel zerkratzen. Wien, die österreichische Hauptstadt, ist auch sicherlich eine der am meisten unterschätzten Touristendestinationen. Amerikaner, die durch Europa reisen, haken typischerweise die Städte ab, die sie besucht haben. Mit dabei sind immer London, Paris, München, Rom, Venedig und Amsterdam – selten aber die bezaubernde und entzückende Hauptstadt Wien. Dort sind an jeder Ecke Paläste, Denkmäler oder Kaffeehäuser. Der Ruhm der Monarchie spiegelt sich in den schmucken Gebäuden ebenso wider wie das Talent ihrer Baumeister. Das Ganze ergibt einen architektonischen Überfluss der mit Statuen, Promenaden und Kutschwegen durchmischt ist. Ingeborg und ich haben uns sogar an dem Tag, an dem wir den Symphonix-Transfer besiegelten, eine Kutschenfahrt geleistet.
Innsbruck und Salzburg haben viel zu bieten. Innsbruck ist das ganze Jahr über eine Alpenperle, mit großartigen Skipisten im Winter und
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