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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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andere gesorgt. Doch insgesamt gesehen ist es ein gemischtes Paket. Früher dachte ich, mein Erfolg läge in der Entwicklung des perfekten Gehörimplantats, sei es die VSB oder die Bonebridge oder sonst was. Heute ist mein Ziel, eine ganze Familie von Hörgeräten zu entwickeln, und da fehlen noch einige.
    Als ich durch Sunnyvale schlenderte, machte ich ein paar Fotos, um zeigen zu können, wie und wo all die Technologie entstanden ist. Natürlich waren auch Fotos meiner Eltern, der Bibliothek mit ihren Patentschriften und der alten Garage dabei. Da fiel mir auf, dass das Zentrum von Sunnyvale schon wieder völlig umgestaltet wird. So schlimm wie das letzte Mal kann es aber nicht ausfallen. Damals wurde der größte und beste Teil des ursprünglichen Stadtzentrums niedergewalzt und dafür eine Shopping-Mall hingestellt, die die größte Fehlplanung aller Zeiten gewesen sein muss. Jetzt sieht es so aus, als gingen die Bestrebungen dahin, das Zentrum von Sunnyvale noch schwerer auffindbar zu machen, und das will schon was heißen. Wahrscheinlich wird unser Zentrum nie fertig werden.
    Die Geschäfte und Restaurants auf der Murphy Street gibt es noch, aber sie kämpfen in dieser ewigen Baustelle. Die Town- und Country-Geschäfte sind meist zugenagelt oder existieren nicht mehr. Wie würden die Bewohner von Innsbruck reagieren, wenn jemand vorschlüge, das Zentrum niederzuwalzen, den historischen Stadtkern? In meiner Heimatstadt Sunnyvale ist genau das schon zweimal passiert.
    Die Patentbibliothek von Sunnyvale wurde zugesperrt, und das hilfsbereite Personal ist entweder schon in Rente oder wurden zur Hauptbibliothek zurückgeschickt. Ihre Ressourcen werde nicht mehr gebraucht, nachdem die US -amerikanischen und internationalen Patentbibliotheken digitalisiert und Recherchen dadurch leichtgemacht wurden. Statt die hilfsbereiten Experten von Angesicht zu Angesicht am Bibliotheksschalter zu fragen, kann ich jetzt meine Recherchen von meinem PC aus durchführen, sogar maßgeschneidert.
    Am Neujahrstag 2010 ging ich mit meinen drei Jungen in den Serra Park. Die Redwood- und Sequoiabäume, auf die ich als Kind geklettert bin, sind bereits riesig und einige sicher schon über hundert Feet. Das gute alte Serra-Park-Boot steht noch da, aber Sicherheitsbeamte und Anwälte haben für die Entfernung der Dächer gesorgt, über die wir gesprungen sind. Die steile Rutsche wurde abmontiert, genauso wie das Kletternetz. Sogar die Wackelbrücke wurde aus Sicherheitsgründen weggeschafft, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie man sich dort verletzen sollte. Der Park war früher auch in Ordnung, und es fällt mir schwer, die guten Absichten in diesem übersicheren Design zu finden.
    Meine Söhne fuhren auf ihren Rädern über die gepflegten Wege und Brücken unter dem wunderbaren Blätterdach. Was in meiner Jugend ein neu angelegter Park war, hat sich auf neue und reifere Weise zu einem überraschend schönen Park entwickelt. Kinder lateinamerikanischer, asiatischer, indischer Abstammung oder aus dem Mittleren Osten waren in der Überzahl und werden sicher die gleichen Vorteile und den gleichen Nutzen haben, wie ich sie in meiner Jugend dort hatte. Meine drei Söhne wachsen in einer völlig anderen Welt auf. Statt Serra Park haben sie die Alpen als Spielplatz. Sie sprechen Englisch mit einem britischen Akzent (wir wissen nicht, wie das passiert ist, aber einer klingt echt wie Winston Churchill, wenn er spricht) und natürlich auch Deutsch. Kalifornischen Dialekt findet man bei ihnen nicht. Mein Bruder Chris sagt: „Travis und Trevor klingen, als ob sie Englisch von einem Deutschen gelernt hätten, der es von einem Engländer gelernt hat. Niemand hört sich wie sie an.“ Meine Söhne sind überhaupt nicht amerikanisch. Sie essen zuerst die Kruste vom Brot, was amerikanische Jungs genau umgekehrt machen, und die Pizza verkehrt, von außen nach innen. Sie mögen Zwiebelrostbraten , um den ein amerikanisches Kind einen weiten Bogen machen würde. Sie essen Gulasch, Sauerkraut, Spätzle und schweres, dunkles Brot – alles Speisen, von denen sich echte amerikanische Jungs angewidert abwenden würden. Ich habe schon beobachtet, wie mein Sohn Travis beim Fernsehen an einer Zwiebel knabbert.
    Ich bin stolz darauf, den Weg von der Diagnose Gehörverlust, erstellt auf dem Parkplatz der Serra-Grundschule, bis zur Zusammenarbeit mit den besten und intelligentesten Spezialisten auf dem Gebiet der Gehörwissenschaften und -medizin gegangen zu sein.

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