... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
und die biomechanischen Prozesse des Hörens und ...“
Das Telefon läutete und Dr. Goode hob ab. „Ja, komme schon“, und damit segelte er aus dem Zimmer. Ich hörte ihn draußen bei den Patienten reden und schreien.
Nach 20 Minuten war er zurück.
„… und daher verwenden wir ein mikroskopisches System von Stroboskopen, um die Ohren zu messen. Und da fragen Sie sich ... also Sie fragen sich, was das ist, aber eigentlich, ja eigentlich messen wir nur die mikroskopischen Schwingungen im Ohr. Wir haben einige Gastprofessoren, die uns dabei helfen. Wir arbeiten auch an Implantaten. Und dann, ach ja, wir haben Brad ... der arbeitet an einem Forschungsprojekt über neurologische Reparaturvorgänge. Er ist ein echter Knaller und kann Sie herumführen ... und ... also wir suchen jemanden, der da mithelfen kann und von Ihrem Lebenslauf hier ... also wo hab ich den schon wieder hingelegt? Linda! Linda! Findest du da irgendwo den Lebenslauf von Geoff?!“
„Ich habe eine Kopie mitgebracht, Dr. Goode“, platzte ich heraus, und dann begann meine Stimme vor Angst zu zittern.
„Dr. Goode, ich habe mit diesen Geräten schon in Oregon in den Physiologielabors gearbeitet und kenne mit auch gut mit Fotografie, Anatomie und Physiologie aus und diese Arbeit bedeutet mir wirklich viel, denn ..., also ich leide selbst an starkem Gehörverlust.“ Erschrocken über meine eigenen Worte hörte ich plötzlich zu sprechen auf.
Dr. Goode zog seine Augenbrauen in die Höhe: „ Ach, wirklich?“
Damit begannen wir eine lange Unterhaltung über Gehörverlust und meine Arbeit in Oregon mit Randy Pryde. Absurderweise sprach ich hier genau über jenes Thema, das ich normalerweise unter allen Umständen vermied, doch im Vorstellungsgespräch für meinen Traumjob diskutierte ich ausführlich meine Taubheit. Aber Dr. Goode war ja ein Ohrenspezialist.
„Wer ist der behandelnde Arzt?“, erkundigte sich Goode.
„Im Augenblick Dr. Perkins am CEI .“
„O wirklich? Rod? Das ist ja interessant, denn wir arbeiten gerade gemeinsam an diesem Projekt ..., also wir entwickeln gerade ein neues Implantat.“
„Ja, das weiß ich. Ich frage ihn immer wieder danach, aber er sagt immer, es sei noch nicht fertig. Ich habe ihm angeboten, bei der Forschungsarbeit zu helfen, es hat irgendwas mit einer Spule zu tun, aber es funktioniert noch nicht ...“
Dr. Goode unterbrach mich. „Also Geoff, das gibt’s ja nicht. Ich ruf Rod jetzt an.“
Was er auch tat.
„Hallo Rob, hier ist Goode, ja ..., ja ..., ja. Hör zu, in meinem Büro sitzt ein Kandidat für den Forschungsjob hier im Lab. Schaut aus, als könnte er passen, und jetzt sagt er, er sei dein Patient und hätte schon mit dir über unser Forschungsprojekt gesprochen ...“ Dann unterhielten sich Dr. Goode und Rodney stundenlang, wie mir schien, während ich stumm wartete und nicht wusste, was ich von all dem halten sollte. Endlich legte er auf.
„Also, Rod sagt, Sie hätten einen ziemlich schweren Gehörverlust.“
„Ja, aber ich kann sehr gut Lippenlesen, und es wäre kein Problem bei der Arbeit.“
„Ja, das merke ich schon. Bei uns wäre das kein Problem. Und denken Sie daran, sich noch weiter fortzubilden?“, fragte er.
„Ich wollte ursprünglich noch weiter studieren und dann entweder Forschung oder Sportmedizin machen, aber ich habe noch keine konkreten Pläne.“
„Also, ja, ich denke, Sie sind unser Mann, ja. Arbeiten Sie ein paar Jahre hier, wir werden Ihr Gehör mit unseren neuen Implantaten ausstatten, und dann können wir Sie zum Medizinstudium schicken. Vielleicht sogar hier.“
Ich war perplex. Was war das? Hat er mir da jetzt gerade den Job angeboten? Was? Das gibt es nicht! Ich hatte doch kaum Chancen. Ich glaubte zu träumen.
Dr. Goode unterhielt sich noch gut zwei Stunden mit mir. Dazwischen läutete das Telefon, er antwortete schnell, Linda brachte einen Stapel Papiere zur Unterschrift, Ärzte, die schwierige Fälle mit ihm besprechen wollten, standen Schlange. Es war das reinste Chaos, aber Dr. Goode führte drei Gespräche gleichzeitig und zusätzlich telefonierte er noch. Er sprach über Gehörverlust, biomechanische Bewegung, Ferritkerne, Spulen, Gegentaktverstärker und medizinische Vorgänge, von denen ich noch nie gehört hatte. Ich dachte, mein Kopf würde bald explodieren. Ich unterhielt mich mit einer außergewöhnlichen Persönlichkeit. Doch das war nur die erste von vielen Stunden, in denen ich mich mit dem Genie Dr. Richard Goode unterhalten
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