... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
sollte.
Linda rief mich am nächsten Tag an und ich fuhr zurück, um jede Menge Formulare auszufüllen und administrative Erfordernisse zu erledigen. Da mein Arbeitsplatz von der Regierung finanziert wurde, brauchte alles noch ein paar Wochen. Es folgten der TB -Test, die Impfkontrollen und die Einführung, der sich alle neuen Mitarbeiter unterziehen mussten. Gemäß der strengen Einstufung nach Bundeskriterien wurde ich anhand meiner Ausbildung ein „Forscher Stufe GS -7“. Das bedeutete einen ziemlich mageren Verdienst im Vergleich zu meiner Entlohnung beim Downtown Athletic Club. Aber die Möglichkeit, mit Dr. Goode zu arbeiten und von ihm zu lernen, entschädigte mich für vieles, denn das würde unbezahlbar sein. Und Linda fand bald eine Möglichkeit, mein Gehalt zu erhöhen. Da ich tippen konnte, reichte sie meine Unterlagen noch einmal als „Forscher Stufe GS /Typing“ ein. Dieser kleine Strich erhöhte mein Gehalt um 35 Prozent! So machte sich mein zweijähriger Maschinenschreibkurs an der High School bezahlt.
Eine Persönlichkeit wie Dr. Goode trifft man nur selten im Leben. Er war und ist eine Klasse für sich. Ich kann hier nicht seinen ganzen Lebenslauf anführen, aber er ist einfach ein wandelndes Wunder an Wissen. Er hat auch die höchst seltene Eigenschaft, fächerübergreifend zu denken und zu handeln. Er kombiniert Technologie und Wissen in einem Gebiet, um es auf einem anderen anzuwenden, nimmt die Technologie und die Erkenntnisse des zweiten Feldes und untersucht die ursprüngliche Frage von einem neuen Standpunkt aus. Er war Präsident der Amerikanischen Akademie für Otolaryngologie, hat einen Lehrstuhl für HNO -Medizin an der Stanford-Universität, hält mehrere Patente und hat unzählige Forschungsarbeiten über Gehör, Biomechanik, Neuroreparatur und Plastische Chirurgie publiziert. Er war und ist die absolute Kapazität auf diesem Gebiet.
An meinem ersten Arbeitstag, als ich durch dieses schreckliche Labyrinth von Korridoren, Hallen, Übergängen, Treppenhäusern meinen Weg zum Labor finden musste, verlief ich mich prompt und musste auf Dr. Brad Simmons, den Forschungsleiter, warten, damit er mir den Weg zeigen konnte. Mir war das furchtbar peinlich, doch mit Brad war das alles kein Problem. Wir eilten durch die Gänge.
„Dieses Labor nervt richtig“, sagte Brad zu mir. „Ich schwör’s, ich verirre mich auch jedes Mal.“
Und so kamen wir endlich zu Goodes Labor, meiner Heimstatt für die nächsten acht Jahre. Das Labor war schallgeschützt und zum Bersten gefüllt mit Ausrüstung, Stapeln von Schachteln, elektronischen Geräten und Flaschen mit Chemikalien. Wohin man auch blickte, standen Maschinen, Phiolen, riesige Schaumstoffkegel, Kühlschränke, Mikroskope, Stroboskope, Kameras, isolierte Tische, Verdrahtungen und Reagenzgläser. Überall lagen Notizen, an den Wänden klebten Post-its. Zwei riesige Schreibtische mit den ältesten grünen Sesseln, die man je gesehen hat, und eine enorme Tafel ergänzten die Ausstattung. Ein großer Bereich diente der Gewebeuntersuchung. Ich war in einem Palast angekommen!
Ich fand das alles sehr aufregend und faszinierend, doch befürchtete ich auch, so à la Forrest Gump: Was wird man von mir halten, wenn man herausfindet, dass ich zu unrecht hier bin?
„Also, ich glaube, du solltest Leonard Kelly in der Prosektur kennenlernen und dann Dr. Aritomo. Dann schnappen wir uns an der Uni was zum Essen, gehen zur medizinischen Bibliothek und holen ein paar Zeitschriften, die ich kopieren muss. Ach ja, und im Tierlabor schauen wir noch nach den Kaninchen für unsere Studie zur Wiederherstellung der Gesichtsnerven.“ So weit Brad. Wir taten all das und noch mehr.
So lernte ich Blair Simmons und seine Labormitarbeiter kennen. Dr. Simmons war eine lebende Legende. Seine Mitarbeiter und Dr. Charlie Long hatten einige Elektroden, die sie mit einem einfachen Displaysystem verbunden hatten, an ein Katzenhirn angeschlossen. „Wir hoffen, das zur intra-operativen Analyse verwenden zu können“, erklärte er. „Wir sind noch nicht ganz sicher, wie das alles zu korrelieren ist, aber wir beobachten Unterschiede in der Intensität je nach Eingabe.“
Dann ging es in die Prosektur, wo ich meine ersten richtigen Leichen sah. In den Anatomielabors hatte ich bisher nur mit sehr alten und schon überuntersuchten Exemplaren zu tun gehabt. Diese hier waren jedoch noch ganz frisch.
Leonard Kelly, der Laborleiter, musterte mich: „Du bist also Goodes
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