und ihre Gaeste
Angelegenheit?
„Monsieur Lati?“, fragte der Ältere, als er Hilda auf dem Gartenweg begegnete.
„Bitte - s‘il vous plaît.“ Sie wies zur Tür und öffnete sie einladend. Sie bat die Herren, Platz zu nehmen, und lief hinauf, um an Herrn Marcels Zimmer zu klopfen.
Mamsell war neugierig. Sie hatte von ihrem Fenster aus die Ankunft des Autos erwartet. Eine Pariser Nummer! Mamsell ging würdevoll die Treppe hinunter und in die Halle. Liebenswürdig grüßte sie: „Bonjour, messieurs!“, und tat so, als wolle sie weiter in den Garten gehen. Doch die Herren hatten sich höflich erhoben und der eine fragte: „Française - Französin?“
„Oui - ja“, antwortete sie und blieb stehen. Und nun erfuhr sie, dass die Herren auf Monsieur Lati warteten (das wusste sie ohnehin). Aber sie erfuhr auch den Grund: Monsieur Marcel Lati war ein bekannter Reiseschriftsteller! Sie schlug sich vor die Stirn: Marcel Lati! Warum hatte sie nie daran gedacht? Und ihm sollte in diesem Jahr ein Literaturpreis verliehen werden. Deshalb holten sie ihn nach Paris.
Fast verschlug es Mamsell die Sprache, als sie alles begriff. Das musste Frau Roberts sofort erfahren! Zum Glück betrat Marcel gerade die Halle und Mamsell verschwand.
Frau Roberts wollte kein Aufheben von der Sache machen. Das war sicher gar nicht in Marcels Sinn, fand sie. Sie lud die beiden Besucher höflich zum Mittagessen ein, bevor sie wieder in die Stadt fuhren, um sich am nächsten Morgen mit Herrn Marcel zu treffen. Aber sie erwähnte mit keiner Silbe, was Mamsell ihr verraten hatte.
Dafür schilderte die Französin ihren „chères filles“ genau, welchen berühmten Mann sie die ganze Zeit hautnah miterlebt hatten. Als sie am nächsten Morgen von Herrn Marcel eingeladen wurde, in den Wagen zu steigen und mit nach Frankreich zu fahren, da strahlte sie glücklich über diese Ehre. Von den Mädchen und von Frau Roberts hatte sie sich herzlich verabschiedet. Sie alle winkten dem Auto nach.
Natürlich war in den nächsten Tagen in der Fuchsenmühle viel von Marcel Lati die Rede. Dass er ein berühmter Mann war, hatte niemand vermutet. Er trat ja so bescheiden auf, half, wo er konnte, und scheute sich vor keiner Arbeit.
Die Gäste hatten erstaunt beobachtet, wie der tolle Wagen aus Paris vorfuhr, und schließlich von Frau Roberts und den jungen Mädchen alles erfahren. So, so, ein Schriftsteller, ein preisgekrönter noch dazu ...! Und der gehörte anscheinend hier ins Haus, wie schön, dass man diesen berühmten Mann kennengelernt hatte!
„Ha“, rief Andrea, „wenn unsere Damen von der hohen Kunst, die Amsel und die Frau Kersten, das erlebt hätten!“
Neue Gäste und ein Strauchdieb
Von den Gästen, die bei der Ankunft der Lindenhof-Mädchen in der Fuchsenmühle schon da waren, sind nur noch einige wenige übrig geblieben. Die Lehrerin, die sich zuletzt mit Mamsell angefreundet hatte, war für kurze Zeit zu einer Tagung gefahren, die sich mit Schulproblemen befasste.
Frau Strube war von ihrem Mann abgeholt worden. Birgit und Liesel hatten ihren Vater stürmisch begrüßt. Der kleine Christian hatte sich eigentlich sehr zurückgehalten, sicher ahnte er, dass es nun mit seiner Tyrannei vorbei war.
Auch die Gymnastiklehrerin, die immer bei der Malerin und der Ärztin gesessen hatte, war längst abgereist. Sie hatte offensichtlich nur eine kurze Ruhepause in der Fuchsenmühle eingelegt, ehe sie mit Freunden zu einer Bootsfahrt zum Schwarzen Meer startete.
Die Ärztin und die Malerin aber waren noch da. Sie und der Steinsammler, den sie bald aus dem Krankenhaus zurückerwarteten, gehörten zur „alten Garde“ der Gäste. Nicki und ihre Familie, die Kerstens und die Amsel - sie alle waren gekommen und wieder abgereist.
Seit ein paar Tagen war eine Familie von der Nordsee da. Sie hatten vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen, die Berge und Wälder nur aus Büchern kannten.
„Sie sollen einmal sehen, wie schön bucklig und grün die Welt sein kann“, erklärte ihre Mutter, die selber aus den Bergen stammte und sich nach ihnen sehnte.
Es gefiel den Kindern sehr. Sie schleppten Blumen und Blätter heran und fragten: „Was ist das?“
Schade, dass die Studentinnen schon weg waren! Die hätten bestimmt alle Fragen beantworten können. Nun mussten die Zwillinge und ihre Schulkameradinnen Robby um Bücher bitten und eifrig nachschlagen.
„Ich habe es ja gesagt“, meinte Rose Grill, „es ist fast wie im Internat! Nun lernen wir sogar, Pflanzen zu
Weitere Kostenlose Bücher