und ihre Gaeste
weiß ich nicht. Ich sollte bloß schnell Bescheid geben und gleich zurückkommen. Also dann - bis nachher!“
Nun, das klang tröstlich! Allzu schwer konnte der Professor nicht verletzt sein, wenn er sich noch aufs Moped setzen konnte. Die Ärztin holte aus ihrem Wagen Verbandszeug und Salben. Sie legte für alle Fälle etwas zum Schienen des Fußes bereit.
Frau Roberts bereitete mit Gustels Hilfe zum Aufwärmen Rotweinpunsch und heiße Hühnerbrühe. Sie richteten auch ein besonders leckeres Abendbrot für den alten Herrn her, der sicherlich Hunger hatte. Dann warteten sie in der Halle, denn auf der Terrasse war es zum Sitzen doch zu kühl. Nur ab und zu ging jemand hinaus ans Gartentor, um zu lauschen oder nach Lichtern zu schauen. Ans Zubettgehen dachte niemand. Nach und nach fanden sich alle Gäste in der Halle ein. Und sie verspürten mit einem Mal alle Appetit auf ein Glas Wein oder Fruchtsaft. So mussten die Mädchen wieder springen. Aber sie taten es gern, zu groß war die Erleichterung nach aller Sorge und Spannung der letzten Stunden.
Rose Grill stürzte herein und rief: „Ich glaube, sie kommen!“
Auf solch einen Empfang war der brave, alte Professor sicher nicht gefasst: Monsieur Marcel und der Hausdiener trugen ihn durch ein Spalier winkender und lachender Leute.
„Großer Galaempfang“, krächzte er mit heiserer Stimme. Er hatte sich anscheinend tüchtig erkältet.
Als Erstes untersuchte die Ärztin seinen Fuß. Der war tüchtig geschwollen, schien aber nicht gebrochen zu sein. „Trotzdem werde ich Sie morgen erst einmal im Krankenhaus abliefern“, sagte sie zu ihm. „Der Fuß muss geröntgt werden. Jetzt bekommen Sie einen Umschlag und dann legen Sie sich hin.“
Umschlag, ja - damit war er einverstanden. Aber hinlegen? Jetzt, wo er sich beinahe als Held des Tages fühlte? Wie ein kleiner Junge fing der alte Herr zu betteln an: „Ach, liebe Frau Doktor, Doktorchen, eine halbe Stunde noch, ja? Ich muss mich doch bedanken für die Hilfsbereitschaft. Ja? Erlauben Sie, dass ich das halbe Stündchen noch aufbleibe? Bitte!“
Lachend willigte die junge Ärztin ein.
Also mussten Monsieur Marcel und Tim noch einmal kommen. Der Professor legte ihnen die Arme um die Schultern und so zog er im Triumph wie ein siegreicher Fußballstar in die Halle. Ächzend sank er dort in den Lehnstuhl, den Frau Roberts ihm hinschob. Der verletzte Fuß ruhte auf einem Hocker.
Der Glühwein kam zu hohen Ehren. Gustel lief in ihre Küche und bereitete Nachschub.
Es wurde noch ein vergnügter Abend ... Aber nach einer Stunde mahnte die Ärztin: „Jetzt ist es genug, nun bekommen Sie mich nicht mehr weich.“
Mit leutseligem Winken verschwand der Unglücksrabe in seinem Zimmer.
Die Ärztin fuhr ihn am nächsten Morgen in die Kreisstadt. Sie kamen nach ein paar Stunden zurück.
„Sie haben seinen Fuß fest bandagiert“, berichtete sie. „Es ist eine tüchtige Verstauchung und er soll unbedingt ein paar Tage den Fuß schonen.“
Das Geheimnis um Monsieur Marcel
Eines Tages löste sich das Rätsel um Herrn Marcel. Das geschah an dem Tag, als Mamsell von ihrer Abreise sprach.
„Ich kann nicht mehr viel für Sie tun, ma chère - meine Liebe“, sagte sie beim gemeinsamen Mittagessen zu Frau Roberts. „Jetzt möchte ich gerne abreisen. Sagen wir: übermorgen.“
Bevor Frau Roberts antworten konnte, unterbrach sie Herr Marcel: „Verehrte Mademoiselle, darf ich Sie bitten, noch einen Tag länger hierzubleiben und dann mit mir gemeinsam zu fahren?“
Wie? Alle Köpfe drehten sich zu ihm um. Verreisen wollte er? Nach Frankreich etwa?
Monsieur Marcel lächelte, als er diese Fragen in allen Gesichtern las. Er wandte sich an Frau Roberts: „Ich wollte nachher ohnedies mit Ihnen sprechen. Nun ist es mir vorzeitig herausgerutscht. Ich muss für etwa zehn Tage verreisen. Übermorgen kommen zwei Herren, die mich abholen wollen. Es handelt sich um eine geschäftliche Angelegenheit!“
„Aber Sie kommen wieder?“, fragte Frau Roberts und wurde rot.
„Wenn ich darf - selbstverständlich.“
Na, das war gut! Robbys Schülerinnen atmeten erleichtert auf. Was sollte ohne Monsieur aus der Fuchsenmühle und aus Robby werden? Und die drei Großen erinnerten sich an Hannis Ausspruch: „Eigentlich könnte er Robby heiraten!“
Am übernächsten Mittag trafen die angekündigten Besucher tatsächlich ein, sehr elegante Herren in dunklen Anzügen. So feierlich! Und Herr Marcel sprach von einer geschäftlichen
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