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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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weiterhin in Augenhöhe zu begutachten, war das Portemonnaie weg. Ich schmunzelte und applaudierte im Stillen der Frau. Sie war nicht raffiniert gewesen, nein, aber flott. Als ich am Union Square ausstieg, wußte der Mann, der noch immer über das Aufeinandertreffen mit einer hübschen Frau grinste, noch nicht, was ihm eigentlich geschehen war. Männer sind solche Idioten. (Ich bin nicht zynisch... jedenfalls nicht sehr.)
    Ich machte mich in der Kälte in Richtung Downtown auf. Die Straßen waren voller Dreck, von unbelebtem ebenso wie fast lebendigem. Trotz meines Mantels und meiner neuen Haare machten Ekeltypen diese widerwärtigen schnalzenden Kußgeräusche, während ich auf das Outhouse zuging. Ich fühlte mich derart geschmeichelt, ich hätte kotzen können. Ich baute mich gegen ein Straßenschild an der nordwestlichen Ecke der Kreuzung der 11lth mit der Ist Street auf, gegenüber einer der polnischen Wurstbuden, die es hier im Kiez gab. Das Hauptquartier war südwestlich, das Outhouse südöstlich. Die Ampel spiegelte sich grün und rot auf dem glänzenden schwarzen Pflaster. Ich setzte meine Brille auf, zündete mir eine Zigarette an, fröstelte und wartete. Um fünf vor neun verließ Strom B & I und lief rüber zu seinem Club. Ich hatte ihn noch nie laufen gesehen, außer natürlich in meinen Phantasien. Seine Schritte waren lang und elegant. Ich erinnerte mich, was Dick und Bucky gesagt hatten, Strom nicht zu trauen. Das würde wohl kein Problem sein. Ich traue nicht allzu vielen Menschen. Ich überlegte, ob Vertrauen wohl nötig ist, um mit jemandem ins Bett zu gehen, und beschloß, daß dies nicht der Fall war. Sex setzt nur Begehren voraus, und manchmal noch nicht einmal das. Sex mit Alex war leicht gewesen. In der Tat so leicht, daß ich kaum sagen könnte, die Mühe habe sich gelohnt. Es gab keine Mühe. Es passierte nur einfach dauernd. Ich schaute noch einmal nach der Zeit: 21.07 Uhr. Ich war spät dran — wie die Zeit doch vergeht, wenn man sich mit einem Body befaßt. Ich überquerte die Straße und ging herauf. Ich zwang mich, aufzuhören, an Sex zu denken.
    Das wurde unmöglich. Als Strom mich sah, meinte er: »Deine Haare sind super, Wanda. Leg deinen Mantel doch ab.« Wir waren in Crips Büro. Der Teppich war gereinigt worden, aber ein dunkler Schatten war dort geblieben, wo Flushs zerdetschte Hirnschale gelegen hatte. Die Botschaft an der Wand war übermalt worden. Als Strom mich zum zweiten Mal musterte, kriegte ich das Schaudern. Ich hatte eher das Gefühl, mich auf einer Verabredung zu befinden als bei einem Job.
    Strom sah so heiß aus wie eine Cayenneschote. Er trug Springerstiefel, schwarze Militärhosen und ein weißes T-Shirt, dem die Ärmel an den Schultern abgeschnitten worden waren. Ich bemerkte zum ersten Mal, daß seine Brust unbehaart war. Ich legte meinen Mantel ab, und Strom belohnte meine abendliche Anstrengung mit einem leisen Pfiff.
    Er kam auf mich zu und sagte: »Du bist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe.« Er nahm eine Haarsträhne in die Hand, hielt sie an seine Nase und roch daran. Er lächelte und drehte mich einmal herum, um mich aus jedem Blickwinkel zu sehen. »Die Brille muß weg. Ansonsten bist du perfekt, Babe.«
    Ein Flash: Strom und ich, nackt, aber in Chinchilla gehüllt, wie wir Champagnerflöten in den Kamin eines Ski-Chalets in Gstaad schleudern. Eine Sahnepuffvorstellung, nicht eine meiner üblichen feuchten Phantasien. Zsa Zsa Gabor hatte in letzter Zeit entschieden zuviel Presse bekommen.
    »Strom«, sagte ich, »erst der Mord.«
    »Ich habe den ganzen Tag mit Bullen geredet. Ich brauche eine Pause. Wir können danach drüber reden.« Er fuhr mit einem Finger entlang der Oberkante meines Schnürmieders.
    »Wir können jetzt reden«, sagte ich. Seine tätowierte Hand streifte über meine Brüste. Sogar durch das Leder brannte es.
    »Laß uns nicht reden«, flüsterte er in mein Ohr, ehe er mich küßte. Ich gab mir Mühe, mich auf die Unterhaltung zu konzentrieren.
    »Wer hat Flush umgebracht, und warum? Und tu jetzt nicht so, als ob du das nicht wüßtest.«
    »Wanda, wir haben das schon mal besprochen. Ich weiß es nicht, und es geht dich nichts an.« Strom lehnte sich mit dem ganzen Körper in mich hinein. »Vergiß es.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Laß uns erst mal das Geld finden.« Er umfaßte meine Handgelenke und schlang meine Arme um ihn herum. Seine Augen wanderten träge von meinem Mund zu meinen Augen und wieder zurück. Ich fand

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